Young & Successful Aaron Koenigs
Ein überfüllter Raum. Die Luft so frisch, wie das Hack an der Fleischtheke kurz vor Ladenschluss. Die attraktiven Männer lassen die Temperatur der Räumlichkeiten steigen. Nur Bier, Cidre und das Entledigen des Zwiebellooks zur Winterzeit bringen Abkühlung. Doch die Stimmung ist ausgelassen, das Publikum ist glücklich und fühlt sich wohl, wie die Drag Queen auf der Bühne. Marcella Rockefeller eröffnet die Veranstaltung mit Sarah Connors Hit „Vincent“. Aber heute geht es weder um Frau Rockefeller noch um Vincent, sondern um Aaron.
Umarmt und geliebt von seinen Fans, welches sich mit gelber Kleidung zu erkennen geben steht er im Mittelpunkt: „Einfach zu merken, dass ich vielleicht doch auf dem richtigen Weg bin, auf dem ich mich befinde, und die Menschen wohl dabei auch noch zu bereichern und zu inspirieren scheine. Das ist so ein schönes Gefühl, dass ich wieder Tränen bekomme, wenn ich da so drüber nachdenke.“, erinnert sich der 24-jähriger an seinen bisher schönsten Moment im Leben.
Aber folgen wir erstmal dem vorbildlichen Beispiel eines Fahrschülers in der 30er Zone und schalten einen Gang zurück.
Aaron Koenigs studiert Musikwissenschaften und Germanistik in Köln. Er ist Teil von recht vielen TV Shows, für die momentan gedreht wird und trifft sich in seiner kaum vorhandenen Freizeit mit seinen Freunden und Familie: „Meine Lieblingsmenschen geben mir immer viel Kraft und Halt und erden mich zwischen all den aufregenden Vorkommnissen, die da momentan durch meinen Alltag purzeln.“, so der Kölner.
Zudem ist seine absolute Lieblingsfarbe Gelb. Man könnte sagen, wenn es sich dabei nicht um eine Krankheit handeln würde, dass er von Gelbsucht betroffen ist. Er besitzt fast alles in dieser Farbe: „Ich habe (noch) keine Handtücher in Gelb, dafür jetzt aber einen gelben Bademantel“, gibt er lachend zu. „Ich liebe diese Farbe einfach schon seit Langem, sie ist so fröhlich und spritzig und frisch und hell, halt wie die Sonne — auch das kann ich sehr gut mit mir identifizieren.“
Ein richtiges Outing hatte er nie gehabt, seine Familie liebt und unterstützt ihn unabhängig von seiner sexuellen Orientierung. Er sammelte in jungen Jahren bereits erste Erfahrungen in der Welt des TVs. Produktion wie die Jungs WG und die Wohngemeinschaft, sowie Gastauftritte in Videos von Funk zählen zu seiner Medienpräsenz.
Mit Schönheit und Köpfchen setzte er sich im vergangenen Jahrzehnt bei Mr. Gay Germany durch: „Der Erfolg bei Mr. Gay Germany hat mich (und meine Familie wohl auch) schon sehr stolz gemacht. Ich war ein total junger Hüpfer, und sich mit 20 Jahren in einem Contest, bei dem es auch um eine politische Haltung und Message geht, zu behaupten, war schon was Großes für mich.“, erklärt Aaron.
Inzwischen werden ihn die meisten aus Prince Charming kennen. Dort ist er unter die letzten drei Kandidaten gekommen. Dort lernte er nicht nur Nicolas und 19 weitere Konkurrenten kennen, sondern auch sich selbst: „Ich habe gemerkt, dass da wohl doch noch sehr verletzliche Seiten in mir zu ruhen scheinen, von denen ich eigentlich glaubte, sie gut und hinreichend verarbeitet und versorgt zu haben, die sich dann auf einmal meldeten“, diese Erkenntnis erklärt ironischer Weise auch seinen Frohsinn und seine Energie: „Vielleicht geht es mir im allgemeinen immer so gut, da ich in so engem Verhältnis zu meiner Gefühlswelt stehe und diese gesund reflektieren und dementsprechend verarbeiten kann.“, erkennt Aaron.
Nicht so reflektiert scheint die Community über die schwule Dating Show zu denken, musste der 24-jährige feststellen: „Die Kritik aus der Community selbst war eigentlich das Schlimmste. Viele fanden, dass die Männer bei Prince Charming zu „tuntig“ (ich hasse dieses Wort) oder zu feminin waren. Aber das ist doch gar nicht schlimm: damit tun sie doch keinem was und ich weiß nicht, wieso das immer noch — gerade von der LGBT-Szene selbst — so krass verteufelt wird. Steht doch einfach zu euch, und zwar ohne Vorbehalte! So eine Show ist nicht da, um eine gewisse Klasse von Menschen zu repräsentieren, es ist ein Dating-Format!“.
In Zukunft stehen bei Aaron „noch große und tolle Formate“ an, die sich bereits in den „Startlöchern“ befinden, teasert der Sonnenschein. YouTube Videos auf seinem Kanal werden es wohl allerdings nicht sein: „Ich bin einfach ne technische Niete“, stellt er ehrlich und grinsend fest.
Für mich heißt Erfolg, glücklich zu sein bzw. der Prozess, das eigene, persönliche Glück zu suchen und zu finden. In diesem Sinne wünscht SCHWULISSIMO weiterhin viel Erfolg.