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© Chris Gonz

Im Interview Ingolf Lück

vvg - 06.08.2018 - 07:00 Uhr

Ingolf Lück wurde den meisten durch seine Moderation bei der Musiksendung „Formel Eins“ bekannt. Er ist Schauspieler, Synchronsprecher, Komiker und Regisseur, der im letzten Monat als ältester Gewinner von „Let’s Dance“ weltweit in die Fernsehgeschichte eingeht.

Du bist mit der Unternehmerin/Moderatorin/Opernsängerin Judith Williams und dem Model Barbara Meier ins „Let’s Dance“-Finale gezogen. Thomas Herrmanns hatte sich ja ein „Zähne-Nase-Duell“ gewünscht. Hättest du lieber gegen ihn gewonnen?
Wir kommen ja beide aus der Comedy Abteilung und haben daher viele Schnittmengen. Ich hatte Thomas fest im Finale erwartet, aber als uns die Jury kurz vorher in einem Duell gegeneinander antreten lies, war uns beiden klar, dass nur einer es schaffen kann. Das war dann zufällig ich.

Was ist das für ein Gefühl, als alter Show-Hase die jungen Disco-Hüpfer aus dem Rennen zu werfen?
Ich war jedesmal traurig, mich von einem liebgewonnenen Kollegen verabschieden zu müssen. Dieses Gefühl übertünchte regelmäßig die Freude über das Weiterkommen.

Du hast viele Punkte geholt - Wie viele Pfunde hast du in der Zeit verloren?
Es dürften so acht Pfund sein, macht vier Kilo, aber die hole ich mir schnell wieder rein – leider wie üblich an den falschen Stellen.

Du hast über zwölf Wochen fast täglich auf dem Dancefloor trainiert; was machst du jetzt in der freien Zeit; oder besser gefragt: Was musstest du für das Tanzen aufgeben?
Ich musste nichts aufgeben, sondern ich habe Vieles dazu gewonnen, nämlich die Fähigkeit komplizierte Choreographien zu verkaufen. Wirklich tanzen kann ich aber nicht. Ich bin wie ein Formel Eins-Fahrer, der versucht, sich im Strassenverkehr zurecht zu finden.
 

Deine ehrliche Antwort: Warum glaubst du, hast DU dich in die Herzen der Zuschauer getanzt?

Oh, ich glaube die Herzen der Zuschauer haben sich gut auf vierzehn Paare verteilt. Und Ekaterina und ich haben uns in den Herzen unserer Tanzfans besonders wohl gefühlt.

Deinen Siegespokal hast du deiner Tanzpartnerin Ekaterina Leonova geschenkt. Hätte der nicht neben der „Romy“ auch gut ausgesehen?
Die Romy steht mit den anderen Fernsehpreisen – zum Angeben – zu Hause auf dem Gästeklo. Für den überdimensionalen „Let‘s Dance“-Pokal hätte ich anbauen müssen. Außerdem hat meine Partnerin ihn nun wirklich verdient. Ich habe mir aber ein zweiwöchiges Besuchsrecht garantieren lassen.

Was wir an „Let’s Dance“ toll finden, dass es in der missgünstigen Zeit so harmonisch und kollegial zugeht. Jeder klopft jedem auf die Schulter – von Konkurrenzverhalten keine Spur; oder?
Na, da will ich euch mal nicht eure Träumchen verderben… (lacht)

Du hast nicht nur bei „Let’s Dance“ abgeräumt, sondern auch beim „Nachsitzen! Promis zurück auf die Schulbank.“ Du hast es also nicht nur in den Beinen, sondern auch im Köpfchen…
…und das, obwohl ich vor genau vierzig Jahren Abi gemacht habe.

„Nachsitzen!“ und „Let’s Dance“ werden beide von Daniel Hartwig moderiert. Der moderiert ja auch das „Dschungel-Camp“ – hat er schon nachgefragt?
Ich warte täglich auf seinen Anruf und bewege mich bis Januar 2019 nicht mehr vom Telefon weg.

Früher hast du immer die Frage „Komm ich jetzt ins Fernsehen?“ gestellt. Momentan bist du aus den TV gar nicht mehr wegzudenken …
Ich „komme aber auch ganz viel im Theater“, ich spiele an die 250 Vorstellungen im Jahr.
(Derzeit steht er im Theaterstück „Seite eins“, in dem er einen skrupellosen Boulevardjournaliste spielt, in Weinfelden/CH (28.8.), in Köln (15.9.) Berlin (16.9.) und Bonn (15.11.) auf der Bühne. (Anm. d Red.))


Wie hat sich Ingolf Lück in der Zeit von „Danke, Anke“ bis „Danke, Ekaterina“ verändert?
Er hat beruflich immer die schönste, attraktivste und intelligenteste Frau an seiner Seite

Du warst beim legendären Spot „Tinaaah, was kosten die Kondome“ dabei und nun auch bei der Neuauflage als Papa. Hast du keine Probleme mit dem Alter und ist man heute über den Sex „aufgeklärter“?
Aber ja! Ich habe in den 80er Jahren sieben Spots für das Fernsehen und Kino geschrieben und eben teilweise auch mitgespielt. Die HIV und AIDS Prävention dieser Zeit war in ihrer Power notwendig und hat in ihrer Aufklärung Gutes bewirkt. Ich bin stolz darauf, als junger Kerl dabei gewesen sein zu dürfen und jetzt eben als „Papa“. Denn, ihr werdet es nicht glauben: auch Papas haben Sex!

Hast du deine Kinder aufgeklärt – wie reagierst du, wenn sie dich eines Tages darüber aufklären, sich in das gleiche Geschlecht verliebt zu haben?
Ich bin ja froh, wenn sie sich in einen echten Menschen verlieben und nicht in ein Instagram Profil.

Du bist ein idealer Mann: du siehst gut aus, bist fit wie ein Turnschuh und hast die Gabe, Leute zum Lachen zu bringen. Bist du nie von einem anderen Mann angemacht worden?
Wow! So viele Komplimente. … ist das eine Anmache oder willst du mich als Coverboy für das nächste Schwulissimo-Heft?

In deiner „Wochenshow!“ trat Bastian Pastewka als erster Schwuler auf - und zwar super erfolgreich. Hat sich das Bild eines Schulen inzwischen verändert?
Brisco Schneider war ein hochsensibler, gutaussehender, wohlriechender Ästhet, hat sich meines aber Erachtens doch nie goutet. Aber habt ihr mal das Verhältnis von Herbert Görgens zum Wochenshow-Reporter unter die Lupe genommen? Da gibt es eine Menge versteckter Hinweise auf eine delikate Beziehung…

Wie ist deine Meinung: Ist die „Hoch-Zeit“ der GAY-Community – der Toleanz und Akzeptanz – vorbei und erleben wir einen Roll-Back?
Ich erlebe das so nicht, höre das aber leider verstärkt aus meinem schwulen Bekanntenkreis. Mein Freund Johannes Kram hat gerade ein sehr lesenswertes Buch dazu veröffentlicht: „Ich hab ja nichts gegen Schwule, aber... “ über die schrecklich nette Homophobie in der Mitte der Gesellschaft.

Hat Thomas vielleicht seine Chance auf das Finale verpatzt, weil das Publikum noch nicht so weit ist, das zwei Männer miteinander tanzen? Er war ja lange Zeit der Beste.
Ich würde „verpatzt“ streichen, denn Thomas Herrmanns weiss sehr genau, was er tut und hat mutig und bewusst diese Choreographie zu seinem persönlichen Magic Moment gewählt

Zurück zu Lück – Pardon zum „Zähne-Nase-Duell“. Wie oft musstest du dir schon den legendären Spruch „Wie die Nase des Mannes...“ anhören? (Das war ja immer ein Thema; Lambi outete ja Tanzkollege Bela Klentze mit „Bei dem ist alles lang“ )
Meine Nase ist eine OP! Wirklich! Wirklich! Ich hatte als Junge ne ganz klitzekleine Nase. Und dann hab ich bei Tante Else in der Wochenend - oder war es die Praline - eben diesen Spruch gelesen und gedacht: „Okey, welche OP tut jetzt weniger weh!“

Du hast Herrn Lambi immer schlagfertig und lustig Paroli geboten; hat ein Comedian das Gefühl, dass man ständig Jokes von ihm erwartet?

Japp! So isses! Soll ich jetzt einen Witz erzählen? Leider kann ich überhaupt keine behalten.

Du hast mit deinen erstaunlichen 60 Jahren bisher ein erfolgreiches und vor allem ein erlebnisreiches Leben geführt; gibt es noch bestimmte Ziele auf deinem Wunsch-Zettel? Was möchtest du unbedingt noch erleben?
Oh, da muss ich nachdenken… Ich kann mir beruflich fast alle Wünsche erfüllen. Aber Arminia Bielefeld schlägt Real Madrid 3:0 im Champions League Finale! Das wär noch was.

Machst du dir Gedanken um die Zukunft ?
Aber ja, wie jeder andere Mensch auch. Dennoch halte ich es mit der kölschen Philosophie:
„Et kütt, wie et kütt.“ und „Et hätt noch emmer joot jejange.“
(„Es kommt, wie es kommt.“ und „Es ist noch immer gut gegangen. „)

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