Hans van Manen ist tot Der schwule Niederländer war eine Größe des Balletts
Der niederländische Choreograf, Tänzer und Fotograf Hans van Manen ist gestern im Alter von 93 Jahren in seiner Wohnung in Amsterdam gestorben. Er galt als einer der bedeutendsten Vertreter des modernen Balletts und prägte über sechs Jahrzehnte die Entwicklung des zeitgenössischen Tanzes in Europa und weltweit.
Ein Leben fürs Ballett
Van Manen wurde am 11. Juli 1932 in Nieuwer-Amstel, heute Teil von Amstelveen, geboren und begann seine künstlerische Laufbahn nach einer Ausbildung zunächst zum Maskenbildern schließlich unter anderem bei Sonia Gaskell. Er war zunächst Tänzer und trat ab den 1950er-Jahren auch als Choreograf hervor, seine erste Choreografie entstand 1957. Er gehörte auch zu den Gründungsmitgliedern des Nederlands Dans Theater, dessen künstlerischer Leiter er von 1961 bis 1970 war. Danach arbeitete er als Choreograf für das Het Nationale Ballet in Amsterdam und kehrte später mehrfach zu beiden großen niederländischen Compagnien zurück. Bis zu seinem Tod war er als leitender Choreograf des National-Balletts tätig. Eines seiner bekanntesten Stücke ist das Videoballett „Live“ von 1979. In Deutschland war er zumeist für das Stuttgarter Ballett und das Staatsballett Berlin tätig.
Van Manens Werk umfasst rund 150 Ballettstücke, die sich durch klare, schnörkellose Formen und eine innovative tänzerische Sprache auszeichneten. Seine Choreografien sind an renommierten Häusern in Europa, Nordamerika und Asien im Repertoire und beeinflussten das moderne Ballett maßgeblich. Viele seiner Choreografien zeichnen sich durch eine offene, emotionale Ausdrucksweise aus, die auch von Tänzern der queeren Community stets sehr geschätzt wurde.
Fotograf mit Weltruf
Neben seiner Arbeit als Choreograf war van Manen auch als Fotograf aktiv. Er schuf über Jahrzehnte ein fotografisches Œuvre mit Porträts von Tänzern und anderen Motiven, das international ausgestellt wurde. Einen bedeutenden Teil seiner fotografischen Arbeiten hat er dem Rijksmuseum in Amsterdam übergeben. Für sein Lebenswerk erhielt van Manen zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Deutschen Tanzpreis, den Erasmus-Preis und weitere internationale Ehrungen.
Van Manen pflegte enge Freundschaften und berufliche Netzwerke innerhalb der schwulen Community, und seine Werke wurden auch auf queeren Festivals und Veranstaltungen präsentiert, wobei er seinen privaten Lebensbereich bewusst vom Rampenlicht fernhielt, wenngleich er immer wieder offen über seine Homosexualität sprach. Van Manen führte ein eher zurückgezogenes Privatleben, zeigte sich aber zuletzt bei Premieren mit seinem Lebenspartner.