Maggie Smith fehlt Harry Potter ohne Minerva McGonagall?
Weihnachtszeit ist Harry-Potter-Zeit. Wer kann, muggelt sich auf der Couch ein, eine heiße Tasse Kakao dazu und entflieht in die einzigartige Zauberwelt. Und spätestens dann fällt uns einmal mehr auf: Maggie Smith fehlt! Und sie wird schmerzlich vermisst. Als Schauspielerin wie auch als Mensch. Morgen wäre die Britin 92 Jahre alt geworden.
Einzigartige Karriere
Smith war eine der vielseitigsten und renommiertesten Schauspielerinnen ihrer Generation. Bereits seit den 1950er Jahren stand sie auf der Bühne – ihre Karriere erstreckte sich über mehr als sechs Jahrzehnte. Zu ihren zahlreichen Auszeichnungen zählen zwei Oscars, mehrere BAFTAs, vier Emmys, ein Tony sowie der britische Ehrentitel “Dame Commander of the Order of the British Empire“ – eine Anerkennung ihres einzigartigen Talents und Engagements.
Berühmt wurde sie durch viele ikonische Rollen, darunter natürlich Professorin Minerva McGonagall in den „Harry Potter“-Filmen — streng, weise, mit moralischer Klarheit und Wärme. Aber auch als wunderbare einzigartige Lady Violet Crawley in der Serie „Downton Abbey“ — charmant bissig, witzig und faszinierend ambivalent. Ihr Talent war unbestreitbar: Sie konnte gleichermaßen sanft und streng, witzig und nachdenklich, kämpferisch und verletzlich sein – und damit in jeder Rolle Tiefe und Authentizität verleihen. Nicht wenige schwule Männer hätten Smith gerne als ältere beste Freundin oder Großmutter gehabt.
Symbol für Selbstbestimmung
Für viele queere Menschen war sie eine Art kulturelle Verbündete und ein Symbol für Stärke, Würde und Selbstbestimmung. Mit Figuren wie McGonagall oder Violet Crawley bewies sie, dass Stärke und Persönlichkeit nicht auf das klassische männliche Rollenbild beschränkt sind. Ihre Art von Selbstbewusstsein, kombiniert mit Humor und Scharfsinn, spiegelte Werte wider, die in der queeren Kultur oft gefeiert werden, darunter vor allem Respekt, Vielfalt und feinsinniger Widerstand gegen Konventionen.
Gleichzeitig verkörperte sie immer Würde und Individualität: Viele LGBTIQ+-Personen sehen sich weit weg vom gesellschaftlichen Mainstream — Smiths Charaktere verkörperten eine Haltung, die sagt: Man kann anders sein und dennoch respektiert werden. Ihre Präsenz auf Leinwand und Bühne vermittelte das Gefühl, dass Vielfalt etwas Natürliches und Wertvolles ist.
Ob jung oder alt — Smiths Rollen sprachen überdies Menschen unterschiedlichen Alters und Lebenslagen an. In einer Gemeinschaft, die oft mit Altersdiskriminierung, Coming-Out, Identitätsfindung und gesellschaftlichen Erwartungen kämpft, war es tröstlich, eine Figur zu sehen, die mit Würde alterte und deren Potenzial bis ins hohe Alter sichtbar blieb – ein besonderer Fingerzeig auch für jene schwule Männer, die denken, mit über 30 gehöre man bereits „zum alten Eisen“.
Ihr Vermächtnis lebt weiter
Zuletzt blieb sie bis zu ihrem Tod am 27. September 2024 auch ein strahlendes Vorbild für Absurdität und Selbstironie: Ihre Fähigkeit, Boshaftigkeit und liebenswerte Ironie zu verbinden, wurde von vielen queeren Menschen geschätzt. Gerade die Mischung aus Stil, Haltung, Sarkasmus und Wärme bot Identifikationsfläche — jenseits heteronormativer Klischees. Keine konnte so gut und stilvoll lästern wie Smith in ihren prägenden Rollen, davon können schwule Lästerschwestern zeitlebens noch viel lernen.
Mit Smith verschwand ein Stück leuchtender Filmgeschichte – und eine künstlerische Größe, deren Wirken Generationen geprägt hat. Doch ihr Vermächtnis lebt weiter: in Filmen, Serien, Theaterarchiven – und in den Erinnerungen all jener, die sich durch sie gesehen und gefühlt haben. Für viele aus der LGBTIQ+-Community bleibt sie ein Symbol für Vielfalt, Mut, Selbstbestimmung und Würde. Ihre Rollen werden weiterhin geliebt, zitiert, gefeiert. Und ihr Geist – mit all der Würde, dem Humor und der Liebe, die sie verkörperte – lebt weiter.