Repression: Abwanderung steigt USA: Steigende Exilpläne - LGBTIQ+ suchen Schutz im Ausland
In den USA wächst die Unsicherheit: Immer mehr LGBTIQ+-Menschen und Angehörige anderer marginalisierter Gruppen bereiten sich aktiv auf einen möglichen Exodus ins Ausland vor. Angesichts restriktiverer Maßnahmen und politischer Rhetorik unter der zweiten Präsidentschaft von Donald Trump sind Fluchtpläne zur neuen Realität geworden. Was jahrzehntelang als Randphänomen galt, nimmt seit 2024 messbar zu und spiegelt tiefgreifende gesellschaftliche und rechtliche Veränderungen wider.
Fluchtpläne als Überlebensstrategie
Die Stimmung in den USA hat sich seit der Rückkehr Trumps ins Weiße Haus spürbar verändert. Insbesondere nach der Wiedereinführung des Verbots von trans* Menschen in der Armee und dem Abbau von LGBTIQ+-Rechten wächst die Angst vor weiterer Entrechtung. Die Zahl derer, die den Erwerb einer zweiten Staatsbürgerschaft, digitale Nomadenvisa oder Aufenthaltsgenehmigungen im Ausland prüfen, ist laut internationalen Beratungsfirmen deutlich gestiegen. Selbst Menschen, die nie über Auswanderung nachdachten, recherchieren nun Wege nach Kanada oder in europäische Länder. In Sozialen Medien und privaten Netzwerken werden Survival-Bags gepackt, Medikamentenvorräte angelegt und Exit-Strategien diskutiert.
Die Hürden sind unterschiedlich hoch: Während finanzstarken Personen Investorenvisa zum Beispiel in Malta, Portugal oder dem Karibikraum offen stehen, bemühen sich andere um günstigere Alternativen wie Arbeits- oder Nomadenvisa. Ein Beispiel hierfür ist Spanien, wo mit einem monatlichen Mindesteinkommen von rund 3.000 US-Dollar ein Aufenthaltsrecht als digitale Nomadin oder digitaler Nomade möglich ist.
Zwischen Pragmatismus und Angst
Der Trend spiegelt sich in der anwachsenden Zahl der Anträge auf Einwanderung oder temporäre Aufenthalte in Kanada, dem Schengen-Raum oder Zielen wie Costa Rica, das binnen zweier Monate entscheiden kann. Die dauerhafte Unsicherheit hat viele dazu bewogen, Vermögenswerte ins Ausland zu verlagern und ihre beruflichen Netzwerke über Landesgrenzen hinaus auszubauen. Trans* Personen, deren rechtliche Anerkennung besonders bedroht ist, treffen häufig sehr konkrete Vorkehrungen: Sie legen Vorräte an Hormonen an und erstellen Krisenpläne für den Fall, dass Ausweise entwertet werden.
„Für mich ist Amerika derzeit kein sicherer Ort“, berichtet ein queerer Mediziner anonym. „Ich lasse nicht zu, dass mir Rechte von heute auf morgen genommen werden.“ – Interview, The Advocate, 2025
Was bedeutet der Exodus für die US-Gesellschaft?
Noch sind die Fluchtpläne für viele ein letztes Mittel. Doch die Dynamik hat eine neue Qualität. Expertinnen und Experten sprechen inzwischen von einem psychologischen Kipppunkt: Früher galt das Land als Zufluchtsort, heute suchen viele aktiv nach Alternativen. Beobachterinnen und Beobachter gehen davon aus, dass mit weiteren Maßnahmen gegen Minderheiten diese Entwicklung an Tempo gewinnen wird und auch für Europa Herausforderungen mit sich bringt. Offen bleibt die Frage, wie breit gesellschaftliche Solidarität in den USA angesichts dieser Entwicklung noch getragen werden kann und wie sich Europa auf mögliche Zuwanderungswellen vorbereitet.