Aktion schürt Angst Malaysia: 201 Festgenommene bei Razzia in schwuler Sauna
Am Abend des 28. November 2025 kam es im Herzen von Kuala Lumpur zu einem aufsehenerregenden Polizeieinsatz: In einer Sauna, die vor allem von schwulen Männern frequentiert wurde, wurden in einer gemeinsamen Aktion von Polizei und dem religiösem Kontrollorgan insgesamt 201 Personen festgenommen. Die Überwachung des Lokals in Chow Kit soll laut Behördenangaben bereits seit rund zwei Wochen gelaufen sein. Dieser Vorfall löste tiefe Verunsicherung und ein Gefühl akuter Bedrohung innerhalb der malaysischen LGBTIQ+-Community aus.
Strenge Gesetze und gesellschaftlicher Druck
Malaysia gilt als eines der Länder Südostasiens mit den restriktivsten Vorschriften bezüglich sexueller Orientierung. Grundlage bildet das Strafgesetz nach britischem Kolonialrecht, konkret Section 377A/B, das einvernehmliche sexuelle Handlungen zwischen Männern mit bis zu 20 Jahren Haft und körperlicher Züchtigung ahndet. Gläubige Musliminnen und Muslime unterliegen zusätzlich der Scharia, die in mehreren Bundesstaaten gezielte Sanktionen gegen „unmoralisches Verhalten“ und Nicht-Konformität mit Genderrollen vorsieht. Staatliche und religiöse Institutionen kontrollieren das soziale Leben engmaschig, wie etwa die jüngsten Razzien oder die Zensur von Medieninhalten mit queeren Themen verdeutlichen. Erst im Juni 2024 scheiterte ein Konzert des Weltstars Ed Sheeran an staatlichen Vorwürfen, durch "LGBT-freundliche Aussagen das Wertefundament zu gefährden". Zuletzt wurde eine Kinderserie aus dem Programm entfernt, weil sie queere Inhalte propagieren soll.
Unter den Festgenommenen sind neben vielen Männern mit malaysischer Staatsangehörigkeit auch 24 Ausländer und 17 Staatsbedienstete, darunter ein Chirurg und ein Vize-Staatsanwalt. Die Bandbreite der Betroffenen reicht von jungen Erwachsenen bis hin zu Seniorinnen und Senioren. Sie alle sind nach Polizeiangaben potenziell von Ermittlungen nach Paragraf 377B betroffen. Bereits kurz nach dem Einsatz fürchteten viele im Kreuzfeuer der Öffentlichkeit zu stehen und persönliche Konsequenzen wie Outing, Jobverlust oder gesellschaftliches Mobbing zu erleiden.
Zahlreiche malaysische Gruppen wie Justice for Sisters engagieren sich für Rechtsbeistand und psychosoziale Hilfe. Auch UN-Gremien und internationale Beobachtende kritisieren Malaysia seit Jahren für systematische Übergriffe und staatliche Willkür gegenüber der LGBTIQ+-Community. Trotz einzelner juristischer Fortschritte in lokalen Scharia-Gerichten bleibt eine landesweite Verbesserung aussichtslos, solange das Strafgesetz und politische Blockaden Reformen verhindern.
Grundrechte unter Druck
Die jüngsten Ereignisse werden in Malaysia und international als beunruhigender Rückschritt wahrgenommen. Gerade angesichts wachsender politischer Mobilisierung mit Verweis auf „öffentliche Moral“ geraten Schutz und Privatsphäre von Minderheiten weiter in Gefahr. Ob verstärkte Berichterstattung, internationaler Druck sowie das Engagement der Zivilgesellschaft zum Umdenken führen, bleibt bislang offen. Malaysia steht damit weiter vor der Herausforderung, Grundrechte und Vielfalt tatsächlich zu garantieren, nicht zuletzt im Interesse des gesellschaftlichen Friedens.