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Zum 100. Geburtstag Hollywood-Ikone Rock Hudson, der Aids ein Gesicht gab

mr - 31.12.2025 - 10:00 Uhr
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Am 17. November 2025 wäre Rock Hudson 100 Jahre alt geworden. Er war einer der populärsten Hollywood-Stars der 1950er und 1960er Jahre, berühmt als charismatischer Frauenschwarm. Doch in den 1980ern wurde der Schauspieler unfreiwillig zum Gesicht der Aids-Epidemie: Seine Bekanntgabe der eigenen Erkrankung erschütterte die Welt, die bis dato das Thema Aids totgeschwiegen hatte. Hudson veränderte die öffentliche Diskussion über die Immunschwächekrankheit nachhaltig.

Rock Hudson, geboren als Roy Harold Scherer Jr. am 17. November 1925, stieg in den 50er-Jahren zum Leinwandidol auf und prägte als Idealbild des maskulinen Leading Man eine goldene Ära Hollywoods. Für seine Fans verkörperte er den Inbegriff männlicher Attraktivität. Kaum jemand ahnte, dass Hudson privat ein Doppelleben führte: Er war homosexuell, doch in einer Zeit strikter Tabus musste er diese Tatsache verbergen.

In Hollywood war Hudsons sexuelle Orientierung ein offenes Geheimnis, doch die Studios unternahmen große Anstrengungen, sein heterosexuelles Image zu bewahren. 1955 drohte das Enthüllungsmagazin Confidential, den Schauspieler öffentlich zu outen. Hudsons Agent Henry Willson konnte dies nur durch einen Handel im letzten Moment abwenden – er bot dem Magazin Enthüllungen über andere Klienten an – und arrangierte sogar Hudsons kurze Ehe mit seiner Sekretärin Phyllis Gates, um weitere Gerüchte im Keim zu ersticken. Trotz alledem lebte der Star in ständiger Angst vor Enttarnung.

Bis in die 1970er hatte Rock Hudson weiter Erfolg in Film und Fernsehen – etwa in der Krimiserie McMillan & Wife – doch zu Beginn der 1980er verschlechterte sich sein Gesundheitszustand zusehends. Er nahm drastisch ab und wirkte plötzlich ausgezehrt; die Öffentlichkeit rätselte, was dem einst so robusten Star fehlte. Tatsächlich trug Hudson bereits die Diagnose Aids in sich, doch er hielt sie zunächst geheim.

Erst im Juli 1985 lüftete Rock Hudson das Geheimnis und gab öffentlich bekannt, an Aids erkrankt zu sein. Damit war er der erste große Prominente in den USA, der seine Aids-Diagnose eingestand. Hudsons mutiges Bekenntnis zerstörte die bis dahin weit verbreitete Annahme, Aids betreffe nur Randgruppen. Obwohl er nie explizit sagte „Ich bin schwul“, machte die Nachricht zugleich deutlich, was in Hollywood jahrelang nur gemunkelt worden war.

Die Reaktionen fielen anders aus, als Hudson befürchtet hatte: Es gab keinen homophoben Aufschrei; stattdessen erreichten den Schauspieler zehntausende Briefe mit Genesungswünschen von Fans. Viele seiner Weggefährten – bis hin zu US-Präsidentengattin Nancy Reagan – bekundeten öffentlich ihre Anteilnahme. Zugleich sorgte Hudsons Schicksal dafür, dass Aids schlagartig bis in höchste Kreise zum Gesprächsthema wurde. Seine langjährige Freundin Elizabeth Taylor etwa initiierte kurz darauf eine der ersten großen Aids-Benefizgalas in Los Angeles, um Geld für Forschung und Aufklärung zu sammeln.
 

© ronald grant

Rock Hudson selbst war zu diesem Zeitpunkt schon gezeichnet von der Krankheit. Zur Gala im September 1985 konnte er nicht mehr persönlich erscheinen, ließ aber eine bewegende Botschaft verlesen: „Ich bin nicht glücklich darüber, dass ich krank bin und Aids habe. Aber wenn das anderen hilft, kann ich zumindest wissen, dass mein eigenes Unglück einen positiven Wert hat.“ Kurz darauf, am 2. Oktober 1985, erlag Hudson im Alter von 59 Jahren den Folgen von Aids.

Hudsons öffentliches Sterben markierte einen Wendepunkt. Er war einer der ersten Prominenten weltweit, der an Aids verstarb – und sein Schicksal rüttelte Politik und Gesellschaft wach. Jahre zuvor war die Epidemie weitgehend totgeschwiegen worden: Weder die US-Regierung noch die breite Öffentlichkeit hatten die Lebensgefahr ernst genommen, solange hauptsächlich homosexuelle Männer betroffen waren. Nun jedoch bekam Aids ein menschliches Gesicht und rückte unübersehbar ins Zentrum der Aufmerksamkeit.

In direkter Folge von Hudsons Bekanntwerden schnellten Spenden und Hilfsinitiativen in die Höhe. Der Andrang zu Elizabeth Taylors Benefizabend war so groß, dass die Veranstaltung kurzfristig in eine größere Halle verlegt werden musste. Und auch die Politik konnte das Thema nicht länger ignorieren: US-Präsident Ronald Reagan erwähnte Aids erstmals öffentlich im September 1985 – vier Jahre nach Ausbruch der Seuche – und nannte es nun eine „Top-Priorität“. Zuvor hatte Reagan vermieden, das Wort Aids überhaupt in den Mund zu nehmen.

Hudsons Tod wirkte auch als Weckruf für die Zivilgesellschaft. 1987 formierte sich in New York die Protestbewegung ACT UP (Aids Coalition to Unleash Power), die mit dem Slogan „Silence = Death“ die Untätigkeit der Regierung anprangerte und mehr Forschung sowie schnellere Medikamentenzulassungen einforderte. Hudsons eigener Nachlass leistete ebenfalls einen Beitrag im Kampf gegen die Krankheit: Er vermachte 250.000 Dollar für die medizinische Forschung, was zur Gründung der American Foundation for Aids Research (amfAR) führte.

Der Journalist Randy Shilts – Chronist der frühen Aids-Jahre – brachte Rock Hudsons Bedeutung einmal treffend auf den Punkt: „Es gab ein Aids vor Rock Hudson und ein Aids nach Rock Hudson“. Zu seinem 100. Geburtstag erinnert man sich nicht nur an einen Hollywood-Star, sondern an einen Mann, der der Epidemie ein Gesicht gab und mit seinem mutigen Schritt Millionen von Menschen die Augen öffnete.

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