Behörde stoppt Piratenserie Malaysia setzt US-Kinderserie nach LGBTIQ+-Vorwürfen aus
Die beliebte US-Kinderserie „Santiago Of The Seas“ ist in Malaysia vorläufig aus dem Fernsehprogramm genommen worden. Grund für die Entscheidung der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt RTM war die Beschwerde mehrerer Zuschauerinnen und Zuschauer über angeblich LGBTIQ+-bezogene Szenen in einer Folge, die am Sonntagabend ausgestrahlt wurde. In Online-Debatten entbrannte anschließend eine kontroverse Diskussion rund um Vielfalt, Zensur und Werte im Kinderfernsehen.
Zensur und gesellschaftliche Spannungen
Die betreffende Sendung zeigt die Abenteuer des achtjährigen Piraten Santiago und seiner Crew beim Schutz ihrer karibischen Heimat. Stimmen in den sozialen Medien behaupteten, Episode 22 enthalte Szenen, in denen zwei männliche Figuren einen Kuss austauschten. Dies habe öffentlich Anstoß erregt und zeige, so die Kritikerinnen und Kritiker, eine bedenkliche „Förderung von LGBTQ-Ideologien“ in Kinderformaten.
Obwohl die zuständige Rundfunkbehörde RTM nach eigener Prüfung keine expliziten Hinweise oder darstellenden Handlungen gleichgeschlechtlicher Liebe gefunden hat, blieb der Druck groß. Aus Gründen der „öffentlichen Sensibilität“ werde die Ausstrahlung der Serie vorerst ausgesetzt, teilte das Sendernetzwerk mit. Die endgültige Entscheidung hänge von einer weiteren Überprüfung ab.
LGBTIQ+-Thematisierung steht unter Druck
Hintergrund ist die in Malaysia seit dem 19. Jahrhundert geltende Kriminalisierung gleichgeschlechtlicher Beziehungen, die mit harten Strafen – bis zu 20 Jahren Haft sowie Geldbußen und Prügelstrafe – geahndet werden kann. Eine systematische Medienzensur verbietet ausdrücklich Darstellungen von LGBTIQ+-Lebensweisen in Film, Fernsehen und Presse. Damit unterscheidet sich Malaysia stark von globalen Entwicklungen, in denen immer mehr Länder auf einen inklusiveren Umgang setzen und diverse Lebensrealitäten sichtbar machen.
Auch in anderen Ländern kommt es immer wieder zu öffentlicher Kritik, wenn queere Figuren in Kinder- oder Jugendserien vorkommen. Studien zufolge sehen viele Expertinnen und Experten in einer inklusiven Medienlandschaft jedoch einen Beitrag zu mehr Verständnis und Toleranz – gerade bei jüngeren Zielgruppen.
„Die subtile Förderung von LGBTQ+-Ideologien durch Kinderzeichentrickserien stellt eine ernste Bedrohung für das moralische Gefüge unserer Gesellschaft dar“, äußerte Mohd Nor Hamzah, Politiker der islamistischen Partei PAS, laut lokaler Medien.
Wie bunt darf Kinderfernsehen sein?
Der aktuelle Fall wirft grundlegende Fragen auf: Wer bestimmt, was im Kinderfernsehen gezeigt werden darf, und wie viel Vielfalt lässt eine Gesellschaft zu? Während viele Stimmen eine stärkere Berücksichtigung traditioneller Werte fordern, wächst zugleich international der Ruf nach Akzeptanz und Sichtbarkeit marginalisierter Gruppen. Die Entscheidung von RTM könnte Signalwirkung für weitere Debatten über Medienpolitik in Südostasien und darüber hinaus entfalten. Wie geht es mit „Santiago Of The Seas“ weiter – und wohin steuert Malaysia medienpolitisch im internationalen Vergleich?