Grindr verliert vor Gericht Der schwule App-Anbieter muss 5,8 Millionen Euro Strafe zahlen
Der schwule App-Anbieter Grindr hat auch seine Berufung verloren – das Unternehmen muss nun rund 5,8 Millionen Euro Strafe zahlen für Verstöße gegen die Datenschutzrichtlinien in Norwegen. Die US-Firma hat zwischen 2018 und 2020 sensible Daten der Nutzer an Werbefirmen weitergegeben, darunter Alter, Geschlecht, GPS-Standorte und die IP-Adressen. Laut der norwegischen Datenschutzbehörde Datatilsynet habe der App-Betreiber überdies Informationen über den Beziehungsstatus der Nutzer und ihre sexuelle Orientierung ohne gültige Einwilligung an Werbepartner übermittelt – eine Art von ungewolltem Zwangsouting.
Erneute Niederlage vor Gericht
Erstmals hatte Datatilsynet bereits 2020 ein Bußgeld verhängt, Grindr legte Einspruch beim Bezirksgericht in Oslo ein, doch das Vorhaben scheiterte 2024. Daraufhin ging das Unternehmen zur nächst höheren Instanz, dem Berufungsgericht Borgarting – die Richter bestätigten hier jetzt erneut die Verstöße gegen den Datenschutz. Das Gericht urteilte, dass der „Verstoß von Grindr als schwerwiegend und vorsätzlich anzusehen ist“, daher bleibe es auch bei der Geldstrafe. Insbesondere betonten die Richter dabei die Weitergabe der sexuellen Orientierung und die Standortdaten der Nutzer als erschwerenden Faktor. Der App-Anbieter wurde deswegen außerdem zur Zahlung der mit dem Fall verbundenen Rechtskosten verurteilt.
Grindr enttäuscht über Urteil
Grindr hatte die Vorwürfe bis zuletzt bestritten und sich darauf berufen, dass die User durch die Installation, den Anmeldevorgang und das Klicken von „Fortfahren“-Buttons in der App der Nutzung der Daten zugestimmt haben. Nach der jetzt erneuten juristischen Niederlage erklärte die Firma nun gegenüber dem norwegischen Sender NRK, dass man von dem Ergebnis enttäuscht sei. „Wir respektieren die Entscheidung, bleiben aber weiterhin verpflichtet, die Privatsphäre unserer Nutzer zu schützen und in voller Übereinstimmung mit den Datenschutzgesetzen zu handeln“, erklärte das Unternehmen in einer Stellungnahme. In Großbritannien läuft derzeit eine Sammelklage gegen Grindr, der Vorwurf hier: Das Unternehmen soll sensible Daten wie beispielsweise den HIV-Status der Nutzer an Werbefirmen weitergegeben haben.
Rückzug von der Börse
Anderweitig hat die US-Firma außerdem angekündigt, sich von der Börse zurückziehen zu wollen – seit November 2022 war Grindr dort vertreten. Die Investorengruppe rund um die beiden Vorstandsmitglieder Ray Zage und James Lu hält rund 60 Prozent der Aktien und erklärte nun, man wolle mit dem Ausscheiden aus der Börse mehr Kontrolle über die Dating-App zurückgewinnen. Als Ablösesumme sind aktuell rund 3,5 Milliarden US-Dollar im Gespräch. Grindr wurde 2009 gegründet und ist heute in 190 Ländern vertreten. Rund 13 Millionen schwule und bisexuelle Männer nutzen die App im Monat, insgesamt hat der Anbieter etwa 145 Millionen registrierte Nutzer weltweit.