Brandanschlag in Cottbus "Neue Qualität und Eskalationsstufe des Hasses"
Auf das queere Zentrum RKB in Cottbus ist am gestrigen Montag ein Brandanschlag verübt worden. Auf dem Hof des Gebäudes war eine Papiertonne von unbekannten Tätern in Brand gesetzt worden. Das Feuer konnte von vier ehrenamtlichen Mitarbeitern und der Feuerwehr gelöscht werden, bevor die Flammen auf das Gebäude überschlagen konnten.
Feuer im Hinterhof
Eine ältere Passantin hatte gestern Nachmittag gegen 15 Uhr Mitarbeiter des queeren Zentrums alarmiert, dass die Papiertonne im Hinterhof brennt. Mittels Feuerlöscher gelang es dem Team, das Feuer in Schach zu halten, während parallel dazu die Feuerwehr anrückte, die die Flammen schlussendlich erstickte, sodass eine Ausbreitung des Brandes verhindert werden konnte. Die Mülltonne stand im Hinterhof direkt an der Fassade des queeren Zentrums. Im Kulturzentrum „Bunte Welt“ in Cottbus-Sachsendorf hat das Regenbogenkombinat (RKB) seine Räume, auch der CSD Cottbus ist hier untergebracht.
Christian Müller, Vorstandsmitglied des CSD Cottbus, erklärte dazu via Instagram: „Das ist kein Zufall. Wir stecken in den CSD-Aktionswochen, die noch bis Ende der Woche mit zahlreichen Veranstaltungen verlaufen. Wir brauchen schnelle Aufklärung durch die Polizei. Am kommenden Samstag wird es eine CSD-Demo in Cottbus geben. Dagegen wurde von Antidemokraten eine Gegendemo angemeldet.“ Die Polizei hat inzwischen die Ermittlungen aufgenommen.
Neue Eskalationsstufe des Hasses
Auch der Landesverband AndersARTiG geht davon aus, dass es sich um einen politisch motivierten Anschlag handelt und das Feuer gezielt gelegt worden ist. In einer Pressemitteilung erklärte Geschäftsführer Lars Bergmann: „Die wiederkehrenden Vandalismusvorfälle am RKB Cottbus in den vergangenen Monaten und die uns vorliegenden Meldungen zu queerfeindlichen Übergriffen in der Region lassen keinen Zweifel daran aufkommen, dass wir hier ein erhebliches Problem mit Rechtsextremismus haben. Mit dem heutigen mutmaßlichen Brandanschlag erreichen wir nun eine neue Qualität und Eskalationsstufe des Hasses. Es ist ein großes Glück, dass niemand verletzt wurde und lediglich ein Sachschaden zu beklagen ist. Es ist aber auch klar: Wer so agiert, nimmt den Schaden und den Tod von Menschen billigend in Kauf. Der Staat ist in der Pflicht, auch queere Menschen wirksam zu schützen. Die Zeit für politische Wursteleien, wie wir sie in den vergangenen Jahren teilweise erlebt haben, ist vorbei.“
Steigende Hasskriminalität
Erst letzte Woche gab es dabei zum Thema Hasskriminalität ein Gespräch mit der Polizei, wie der CSD-Verein weiter mitteilt. „Das Thema Schutz und Sicherheit von queeren Menschen ist in diesem Jahr besonderes präsent. Das Regenbogenkombinat wurde in der Vergangenheit mehrfach am Eingangsbereich beschädigt. Regenbogenbanner wurden immer wieder abgerissen und beschmiert. Erschreckend ist, dass der Brand am Tag stattfand, während sich Menschen im Gebäude aufhielten“, so der CSD Cottbus weiter. Für die Pride-Parade am kommenden Wochenende haben rechtsextreme Gruppen bereits zwei Gegendemonstrationen angemeldet.
Im Bundesland Brandenburg haben sich zuletzt die gemeldeten Fälle von Hasskriminalität gegen LGBTIQ+-Menschen binnen eines Jahres verdoppelt. Das CSD-Team bedankte sich abschließend eindringlich bei den Menschen, die halfen und der Passantin, die die Mitarbeiter alarmierte: „Wir brauchen Menschen, die Zivilcourage zeigen und hoffen am 25.10. ein Zeichen für eine offene, liebenswerte und vielfältige Gesellschaft zu setzen.“