SlayDay bei den Bösen Buben Sex - Cruising - Vielfalt – Techno
Bei den Bösen Buben in Berlin gibt es ein neues Event: SlayDay. Was sich dahinter genau verbirgt, hat Initiator*in Kai Münch SCHWULISSIMO verraten.
Kai, was können wir uns unter SlayDay vorstellen?
SlayDay ist ein Experiment an der Schnittstelle von Afterhours, Chill und Party. Oft sind Chills exklusiv, Partys teuer und Afterhours bleiben hinter verschlossenen Türen. Wir wollten einen Raum, der solidarisch ist – wo wir Sexualität in Community leben, ohne Ausschlüsse. SlayDay ist für alle Queers jeglichen Geschlechts offen. Es geht um Sexyness, Kollektivität und darum, dass wir uns als Community zusammenfinden und Sex, Cruising, Vielfalt und Techno miteinander zelebrieren.
Welche GOs und NO-GOs habt ihr?
Bei uns entscheidet nicht dein Alter, deine Hautfarbe, deine Körperform oder dein Geschlecht, ob du reinkommst. Wichtig ist, dass du Konsens verstehst, dich als Teil eines kollektiven Ortes siehst und Lust auf eine Sex-Party hast. Go’s sind also: Verständnis, Kollektivität, Lust und Offenheit. No-Go’s sind ausschließendes Verhalten, Grenzverletzungen oder das Judgen anderer, ihrer Körper oder Fetische. Wir haben ein Awareness-Team vor Ort, das jederzeit ansprechbar ist. Der Großteil der Venue ist offen für alle, zusätzlich gibt es einen FLINTA+-Darkroom und einen Men-only Playroom. Wir haben auf Feedback gehört: Manche FLINTA+-Personen fühlen sich in gemischten Räumen von bestimmten Dynamiken unwohl oder überfordert. Gleichzeitig wollen wir auch Räume schaffen, in denen Fetische und Männlichkeit unter sich gefeiert werden können. Noch kurz zum Dresscode: Komm nackt, halbnackt, sexy oder kinky – Alltagskleidung passt hier nicht, wir wollen Haut, Sexyness und Fantasie.
Welches Setting plant ihr?
Bar, Dancefloor, Chill-Raum, Raucher*innen-Lounge, FLINTA+-Darkroom, Men-only Playroom und zusätzlich zwei thematische Playrooms für alle. In allen Räumen gilt: Sex ist erlaubt - und erwünscht! Musikalisch setzen wir auf elektronische Musik von queeren Artists, besonders migrantische, trans*, inter *und nicht-binäre DJs. Außerdem werden Performer*innen eingeladen, die an der Schnittstelle von Sexualität, Fetisch, Techno und Community arbeiten. Wenn wir uns gemeinsam auf eine kosmische Reise der Lust einlassen und Vorurteile, Ego, Stolz und Zweifel an der Tür zurücklassen, kann ein kollektiver Rausch aus Fetisch, Gemeinschaft und Sexualität entstehen.
Ein Ziel ist es auch, sowohl ein sex-positiver Community-Space als auch ein politisches Statement zu sein. Wie kann beides gelingen?
Unser Konzept insgesamt ist genau das: Mit unseren Fotos verbinden wir das Spiel mit Geschlecht und Sexualität verpackt in Lust und Fetisch als politischer Akt der radikalen Selbstermächtigung in Zeiten eines fortschreitenden Rechtsruckes. Wir lassen ein Ort entstehen, der es erlaubt, Selbstbestimmung über Sexualität, Fetisch, Sex und Geschlecht in Gemeinschaft und Solidarität ohne Angst zu (er)leben. Das ist per se politisch und subversiv. Eine lebhafte, solidarisch und widerständige queere Community entsteht nicht nur auf den großen Events wie den CSDs oder auf Protesten. Wenn wir uns kennenlernen, Intimität teilen, uns sehen, uns verstehen, uns unterstützten, wachsen wir nachhaltig und langfristig zusammen. Gerade für queere Menschen die im Alltag oftmals Anfeindungen, Ängsten, Stress und Diskriminierung ausgesetzt sind, ist ein angstfreier, selbstbestimmter und solidarischer Raum mehr als eine reine Party: Es ist die radikale Akzeptanz des Ichs in einer Welt, die einem fortlaufend versucht zu erklären, dass man „zu viel“, „falsch“ oder zumindest „anders“ ist.
Bei SlayDay soll das Fleisch auf das Intergalaktische treffen, Leder auf Latex, Sternenlicht auf das Kosmische. Das klingt faszinierend und neu. Was erhoffst Du dir für die Besucher?
Unsere Besucher*innen sollen mit Neugierde und Lust auf Neues kommen. Ob du am Ende beobachtest oder selbst Sex hast, bleibt dir überlassen. Sei einfach du selbst, trau dich, deine Sexyness und Sexualität zu erkunden, und bewerte niemands Körper, Fantasien und Praktiken. Sei dir auch über deine Grenzen bewusst oder sprich mit dem Awareness-Team, bevor du spielst. Du solltest dich danach sexy, selbstbestimmt und motiviert fühlen. Wir wollen allen ermöglichen, ihre Vorlieben zu leben, zu erkunden, zu spüren, auszuleben und zu zelebrieren. Die Diversität in Sachen Sex und die Sexyness können wir auf einer gemeinsamen, solidarischen und queeren Reise erleben.
Was macht Cruising bis heute so besonders?
Wir selbst haben in und mit Darkrooms, auf Cruising-Spaces und in Sexclubs unsere sexuelle Vorliebe ausgelebt, unsere sexuelle und geschlechtliche Selbstbestimmung erfahren, intime Freundschaften geschlossen und großartige sowie verletzliche Momente erlebt. In einer Gesellschaft, in der normalerweise dein Jobtitel, deine Ausbildung und deine Herkunft zählen, sind Darkrooms und Cruising-Spaces das radikale Gegenteil: Hier bist du einfach du selbst. Was zählt, ist deine Lust, dein Begehren. Du erlebst deinen Körper und deine Lust ganz anders. Gemeinsam mit allen anderen teilst du den Wunsch nach Sex, Zärtlichkeit und Spaß ganz ohne Leistungsdruck und in Anonymität. Das erlaubt es dir, deine Grenzen, deine Fantasien und deine Sexualität kennenzulernen und zu lieben. Ein kollektiver Raum, getränkt von sexueller Lust und Sexyness, ist ein Ort der Selbstermächtigung.
Kai, vielen Dank und alles Gute für die SlayDays!
Termine: 25.Oktober / 29. November / 13. Dezember - jeweils ab 8 Uhr