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Neues Album von Olly Alexander
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Neues Album von Olly Alexander Auf der Suche nach der „geheimen Sprache der Homosexuellen“

ms - 12.02.2025 - 15:30 Uhr

Der schwule britische Sänger Olly Alexander, bekannt geworden als Frontmann der Band „Years & Years“, hat in den letzten Monaten fleißig an seinem neuen Album gearbeitet, das nun auch in Deutschland erschienen ist, und dazu verraten: Einige schwule Ikonen hätten ihn besonders inspiriert, allen voran George Michael und die Pet Shop Boys.

Verrückte Verliebtheit und Verlangen

Sein neues Studioalbum „Polari“ sei dabei komplett durchzogen vom 80ies-Pop, so Alexander. Bewusst wählte der 34-Jährige dabei einen „maximalistischen Ansatz“ für seinen 80er-Jahre-Sound, der sich kurz gesagt „sehr offensichtlich anfühlt“, wie er jetzt der britischen Zeitung Attitute verriet. „Polari“ ist das erste Album, das der ehemalige „Years & Years“-Frontsänger als Solokünstler veröffentlicht hat.

Besonders wichtig war Alexander auch, einen Blick darauf zu werfen, wie „Menschen Verbindungen suchen“ und wie intensiv dabei Verlangen und Intimität sein können – so extrem, bis man selbst zu einem „Lovestruck“ wird, einer Person, die so verliebt ist, dass sie sich nicht mehr normal verhalten kann und all ihre Gedanken nur noch um den Herzallerliebsten kreisen.  

Die geheime Sprache der Homosexuellen

Der Albumtitel selbst ist von der „geheimen Sprache homosexueller Männer“ zwischen den 1930ern und 1970ern in England inspiriert: „Ich habe das Wort Polari wahrscheinlich zum ersten Mal vor etwa fünfzehn Jahren gehört, als ich mich gerade als Homosexueller geoutet hatte. Ich wusste, dass es eine Art ´verlorene schwule Sprache´ war, aber ich interessierte mich damals nicht allzu sehr für die schwule Geschichte, ein Blick in die Vergangenheit erschien mir schwierig. Polari war ein schwules Relikt, das ich neben Taschentuchcodes, geheimen Händeschütteln und Edna Everage einordnete. Zehn Jahre später sollte ich Ritchie in ´It's A Sin´ spielen und mich mit meiner schwulen Identität auf eine Weise auseinandersetzen, die mein Leben völlig veränderte. Ich liebte es, mehr über die Geschichte der Homosexuellen zu erfahren, denn es gab mir eine neue Art, mich selbst zu verstehen“, so Alexander. 

Die fünfteilige Mini-Serie „It´s a Sin“ von Fernsehproduzent und Drehbuchautor Russel T. Davies, dem Mastermind hinter der Originalserie „Queer as Folk“, berichtet über das Leben von jungen Schwulen im London der 1980er Jahre sowie der aufkommenden HIV-Pandemie – Alexander spielte darin eine der zentralen Hauptrollen. „Ich hatte ´It's a Sin´ gemacht, und meine Musik stammte bereits aus dieser Zeit. Ich habe mich gefragt, ob ich etwas völlig anderes machen sollte. Aber dann kam ich immer wieder auf meine Helden zurück, wie die Pet Shop Boys, Erasure und George Michael. Diese Zeit hat einfach zu mir gesprochen.“

Schrullige Sounds 

Zufrieden über das Ergebnis betont Alexander außerdem: „Die Sounds sind zu laut und ein bisschen schrullig. Es ist eine Herangehensweise, die die Antithese zu der Art und Weise ist, wie man heute Musik macht, wo die Dinge dazu neigen, glatter zu sein und Soundbetten zu schaffen.“ Glücklicherweise ließ ihn sein Musik-Label gewähren – oder schaute vielleicht einfach nicht so genau hin. „Ich glaube, ich bin ein bisschen durch die Maschen gefallen. Ich habe es einfach gemacht und niemanden bei der Plattenfirma damit konfrontiert, bis ich etwa zehn Songs fertig hatte. Zu diesem Zeitpunkt konnten sie mir nicht mehr sagen, dass ich zurückgehen oder etwas anders machen sollte.“

Zuletzt sorgte Alexander auch beim Eurovision Song Contest 2024 für Schlagzeilen, als er für Großbritannien ins Rennen ging und als einziger Kandidat null Punkte vom Publikum bekam. Einzig die internationale Jury-Bewertung mit insgesamt 46 Punkten rettete den Briten schlussendlich auf den 18. Platz. Mehrfach wurde unter Fans darüber diskutiert, ob seine heiße sexy Bühnenshow mit mehreren halbnackten Männern einfach „zu schwul für Europa“ gewesen war. 

Tour durch Europa

Ab Ende März tourt Alexander für rund zwei Wochen durch Europa und gastiert auch mit einem Termin in Deutschland (26. März, Metropol Berlin). Dabei lässt sich ganz aktuell überprüfen, wie schwul seine Show nun wirklich ist. Er hat sich bewusst für „intimiere Locations“ entschieden jenseits der großen Arenen, die er in der Vergangenheit bereits mit Years & Years bespielt hat. „Ich dachte einfach, es wäre schön, etwas zu machen, das eine andere Seite von mir zeigt. Man kann immer noch sehen, wie sich meine Hüften bewegen. Das allein ist schon den Ticketpreis wert.“

Privates Glück 

Auch privat läuft es für Alexander derzeit prima, nach Jahren der Trennung ist er nun wieder mit seinem alten Freund zusammengekommen: „Wir waren vor etwa zehn Jahren zusammen; wir waren ein Jahr lang zusammen und haben uns dann getrennt. Wir haben ein paar Jahre lang nicht miteinander gesprochen und sind dann wieder zusammengekommen. Die Idee, zur Liebe zurückzukehren, ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich hatte all diese verschiedenen Punkte in dieser Beziehung, die auf und ab gingen. Jetzt haben wir eine sehr häusliche, erwachsene Beziehung. Das habe ich vorher noch nie erlebt.“ Das wiederum habe sich auch direkt auf sein neues Album ausgewirkt: „Ich hatte das Gefühl, dass ich aus einer etwas anderen Perspektive schreiben konnte.“

So ganz beendet ist seine persönliche Reise dabei noch immer nicht, wie er zudem verriet: „Ich versuche immer noch herauszufinden, was es bedeutet, schwul und ein Künstler zu sein. Aber die Art und Weise, wie ich meine Sexualität und Identität wahrnehme, hat sich wirklich verändert und weiterentwickelt, seit ich vor einem Jahrzehnt begonnen habe, Musik zu veröffentlichen.“

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