Angriff auf die Community Der türkische Präsident betont die „perversen Ideologien“ von LGBTI*
Erneut hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan gegen die LGBTI*-Community gehetzt – mit einem Angriff auf Homosexuelle und queere Menschen und der Ankündigung von Maßnahmen zur Steigerung der Geburtenrate eröffnete Erdoğan jetzt das türkische „Jahr der Familie“.
„Perverse Ideologien“
Unter Berufung auf die „historische Wahrheit, dass eine starke Familie den Weg für einen starken Staat ebnet“, stellte Erdoğan eine Reihe von finanziellen Maßnahmen zur Unterstützung junger Familien vor. Kurz darauf konzentrierte er sich dann aber erneut darauf, die internationale LGBTI*-Bewegung als Teil einer ausländischen Verschwörung zu brandmarken, die nur darauf abziele, die Türkei zu untergraben.
„Es ist unsere gemeinsame Verantwortung, unsere Kinder und Jugendlichen vor schädlichen Trends und perversen Ideologien zu schützen. Neoliberale kulturelle Trends überschreiten Grenzen und dringen in alle Ecken der Welt vor. Sie führen auch dazu, dass LGBT- und andere Bewegungen an Boden gewinnen“, so der Präsident vor einer jubelnden Menge in Ankara.
LGBTI*-Sündenböcke für Geburtenrückgang
„Das Ziel der Politik der Geschlechtsneutralisierung, bei der LGBT als Rammbock benutzt wird, ist die Familie. Kritik an LGBT wird sofort zum Schweigen gebracht, genauso wie die berechtigte Kritik am Zionismus. Jeder, der die Natur und die Familie verteidigt, ist schweren Repressalien ausgesetzt“, erklärte Erdoğan weiter.
Mit Blick auf den „alarmierenden“ Rückgang des Bevölkerungswachstums sagte Erdogan zudem, die Türkei verliere „Blut“ und erinnerte an seine Forderung, dass Familien mindestens drei Kinder haben sollten. Die jährliche Bevölkerungswachstumsrate der Türkei sank von rund 2,5 Prozent im Jahr 2015 auf 0,23 Prozent im vergangenen Jahr. „Wenn wir nicht die notwendigen Maßnahmen ergreifen, wird das Problem irreparable Ausmaße annehmen. In einem solchen Umfeld ist ein Bevölkerungsverlust unvermeidlich“, fügte er hinzu.
Warum und wie ausgerechnet Schwule und Lesben angeblich dazu beitragen, dass immer weniger Türken Kinder bekommen, ließ Erdoğan unbeantwortet. Seit Jahren schießt sich der Präsident immer mehr auf die LGBTI*-Community ein, seit 2015 sind auch Pride-Paraden verboten. Jedes Jahr versuchen trotzdem viele LGBTI*-Menschen, für ihre Rechte zu demonstrieren und werden dafür mit Tränengas seitens der Polizei attackiert und festgenommen.