Robbie Williams „Es war ein unglaublich sicherer Ort für mich, an dem ich aufwachsen konnte“, so der Popstar über die schwule Clubkultur
Kurz nach Neujahr erscheint 2025 das etwas schräge Biopic „Better Man“, das sich dem Leben des britischen Pop-Superstars Robbie Willams widmet. Im Voice-Over ist der heute 50-Jährige auch zu hören, im Film selbst ist er hingegen durchgehend als computergenerierter Affe zu sehen.
Erzählt wird dabei chronologisch eher frei vom Aufstieg der Boy-Band Take That, seinem Twist mit den Band-Kollegen, dem tiefen Fall inklusive Drogen- und Sexexzessen bis hin zu seinem Aufstieg als Solo-Künstler. Im Interview mit dem britischen Guardian betonte Williams dabei jetzt seine tiefe Verbundenheit mit der Schwulen-Community.
Die eigene Authentizität leben
Heute betrachtet er sich als Unterstützer von Schwulen und Lesben, das war allerdings nicht immer so – vor rund 20 Jahren verklagte Williams sogar eine britische Boulevardzeitung, weil diese behauptet hatte, er sei schwul und habe einen heimlichen Lover.
Im Interview erklärte er dazu jetzt, dass ihm wohl einfach irgendwann der Geduldsfaden gerissen sein, weil er ständig als homosexuell dargestellt worden sei: „Ich war verärgert. Ich war eher traurig. Nicht über die Schwulenvorwürfe, denn sehen Sie, ich habe alles getan, außer einen Schwanz zu lutschen. Ehrlich, Sie haben noch nie jemanden getroffen, der so sehr schwul sein will wie ich“, so Williams. Und weiter: „Man will ein Verbündeter sein und gleichzeitig die eigene Authentizität und das eigene Leben schützen.“
Mit einem Augenzwinkern fügt Williams überdies hinzu: „Wenn ich einen Schwanz lutschen will, dann lutsche ich einen Schwanz. Wer soll mich denn daran hindern? Meine Frau?“ Williams ist seit 2010 mit der amerikanischen Schauspielerin Ayda Field verheiratet, gemeinsam haben sie vier Kinder.
Besondere Beziehung zur Gay-Community
Bis heute, so Williams, habe er auch eine besondere Beziehung zur Gay-Community, auch im Film wird dies deutlich, als die Jungs von Take That vor ihrem internationalen Durchbruch oft auch in Leder und Lycra in Schwulenclubs aufgetreten sind. „Wo ich herkomme, können wir zwei Dinge wirklich gut: Freundlichkeit und Gewalt. Wenn man abends aus dem Haus ging, war die Wahrscheinlichkeit groß, dass man in nächster Zukunft Gewalt erleben würde. Und man musste sich immer sehr bewusst sein, wen man verärgert hatte. Als ich in die schwule Welt eintrat, gab es das alles nicht. Da gab es totale Akzeptanz, Humor und schwule Unbekümmertheit. Und Sicherheit. Das ist es, was ich bis heute mitnehme; es war ein unglaublich sicherer Ort für mich, an dem ich aufwachsen konnte.“
Tournee, Biopic und viel Aufmerksamkeit
Williams wird 2025 wieder deutlich präsenter sein, zum einen durch das neue Biopic, zum anderen auch durch eine neue Tour, die ihn auch nach Deutschland führt und größtenteils bereits restlos ausverkauft ist. Zuletzt hatte er auch mit seiner vierteiligen Netflix-Dokumentation für Schlagzeilen gesorgt, der neue Film indes zeichnet Williams´ tiefen Fall in den Drogensumpf vollkommen ohne beschönigenden Filter nach. Er hatte von Beginn an dabei offenbar keine Angst davor, unsympathisch rüberzukommen und sagt heute selbst: „Ich bin das Hauptarschloch im Film!“
Auch die Take That-Kollegen stimmten schlussendlich dem Biopic zu, obwohl Gary Barlow zu Beginn noch erklärte: „Ich komme schlimmer rüber als Darth Vader im ersten ´Star Wars'.“ Schlussendlich setzte sich Williams durch, wie er dem Guardian berichtete: „So wie ich damals über Gary gesprochen und gedacht habe, denke ich heute nicht mehr auf dieselbe Weise über diesen Mann. Ich fühle mich in gewisser Weise schuldig dafür, wie Gary im Film dargestellt wird, aber mein Wunsch und mein Bedürfnis, meine Geschichte zu erzählen, überwiegt die Schuldgefühle, die ich habe.“
Dabei betont Williams auch den Hauptgrund für die schonungslose Geschichte: „Ich bin ein professioneller Aufmerksamkeitssucher. Ohne Aufmerksamkeit höre ich auf zu existieren. Beruflich muss ich das tun. Denn das ist mein Job. So wirbt man dafür, dass man noch da ist. In meinem Job geht es – glücklicherweise oder unglücklicherweise – darum, dass die Augen auf einen gerichtet sind.“ Das wird er mit Sicherheit auch 2025 erneut schaffen, wenn er dann wieder auf den großen Bühnen steht und laut ausruft: „Let Me Entertain You!“