Cruising mit Al Pacino Hollywood-Schauspieler spendete seine Gage nach Schwulenprotesten
Erstmals plauderte Oscarpreisträger und Hollywood-Schauspieler Al Pacino (84) jetzt über seinen bis heute umstrittenen Schwulenthriller „Cruising“ aus dem Jahr 1980. Der Film tauchte tief in die freizügige SM-Sexkultur der amerikanischen Gay-Community ein, Pacino spielte darin einen Undercover-Polizisten, der in der Schwulenszene nach einem Mörder sucht.
Angst vor Image-Verlust
Der Film wurde von William Friedkin („Der Exorzist“) geschrieben und inszeniert. Er basierte auf einer wahren Geschichte über einen Serienmörder, der es in den späten 1970er Jahren auf schwule Männer abgesehen hatte, die sich in der New Yorker Lederszene tummelten. Bis heute wird auch innerhalb der Gay-Community über den Film nach wie vor gestritten – bereits bei der Entstehung protestierten zahlreiche Schwulenaktivisten gegen den Film; sie waren der Auffassung, das Werk stigmatisiere sie und die Community.
Der Film wurde kurz vor der Ausbreitung von AIDS gedreht, zu einer Zeit, als die schwule Gemeinschaft erstmals politisch und gesellschaftlich große Fortschritte machte. Es gab daher Befürchtungen, dass ein Film, der sich auf die schwule Bondage-Szene konzentriert und diese sehr hart und deutlich porträtiert, diese Fortschritte wieder zunichtemachen könnte. Außerhalb der schwulen Gemeinschaft sorgten die, für damalige Verhältnisse sehr freizügigen, sex-positiven Szenen außerdem für viel Gesprächsstoff. Pacino selbst gibt im Film den schwulen Ledermann, der immer tiefer in die hedonistische, sex-positive Atmosphäre der damaligen Szene abstürzt. „Cruising“ wurde dabei tatsächlich in Teilen an realen Schauplätzen in New Yorker Schwulenclubs gedreht.
Verzicht auf Film-Gage
Im Rahmen seiner Autobiografie mit dem Titel „Sonny Boy: A Memoir“ nahm Pacino nun erstmals ausführlich Stellung zu der Kontroverse der damaligen Zeit und überraschte mit einer besonderen Erklärung. Schon während den Dreharbeiten habe er ein offenes Ohr für die Sorgen der schwulen Demonstranten gehabt, täglich war die Produktion mit Protesten konfrontiert gewesen. Während der Dreharbeiten habe er den Film dabei trotzdem nicht als ausbeuterisch empfunden – erst, als er die endgültige Fassung sah, konnte er die Bedenken einiger Homosexueller verstehen.
Pacino beschloss daraufhin, keine Interviews für den Film zu geben und seine gesamte Film-Gage für wohltätige Zwecke zu spenden. „Ich nahm das Geld, und es war eine Menge, und legte es in einen unwiderruflichen Treuhandfonds an. Ich habe es verschiedenen gemeinnützigen Organisationen der Gay-Szene gespendet, und mit den Zinsen hat es ein paar Jahrzehnte gereicht. Keine Ahnung, ob das mein Gewissen beruhigt hat. Aber zumindest hat das Geld etwas Gutes bewirkt.“ Sowohl damals wie auch in den Jahren danach hatte Pacino sein Engagement für die Community verschwiegen – er habe nicht gewollt, dass seine Spende wie ein Publicity-Gag aussehe, so Pacino weiter.
Zweideutig und hart – noch heute
Regisseur Friedkin hatte zuletzt ebenso betont: „Ich hatte nie die Absicht, dass Cruising schwulenfeindlich sein sollte. Ich dachte nur, dass die S&M-Welt eine gute Kulisse für einen Krimi wäre, aber ich wollte in keiner Weise den schwulen Lebensstil verzerrt darstellen. Mir war damals allerdings durchaus klar, dass Menschen, die sich für die Rechte von Homosexuellen einsetzen, ein so hartes Bild nicht zu schätzen wissen würden. Er ist immer noch sehr hart, sehr scharfkantig und zweideutig.“ Einmal im Kino, beeindruckte der Film weder Kritiker noch das Publikum und wurde zu einem mäßigen Erfolg an der Kinokasse.