Comeback der Badehäuser? Lange Zeit eine feste Institution, dann kam das Internet - erleben schwule US-Badehäuser jetzt ein Revival?
Viele Jahre lang waren in den 1980er und 1990er Jahren schwule Badehäuser eine der wenigen sicheren Treffpunkte für schwule Männer in den USA, in besonderer Weise in San Francisco. Durch mehr schwul-lesbische Rechte und das Aufkommen des Internets verschwanden die Einrichtungen schrittweise aus der Szene – zwei Stadträte kämpfen nun dafür, dass erneut schwule Badehäuser in San Francisco eröffnet werden.
Veraltete Gesetze aus der AIDS-Ära
Die bisher größte Hürde ist dabei der sogenannte Artikel 26 des San Francisco Police Departments, der festlegt, dass neue Badehäuser von der Polizei genehmigt werden müssen. Der schwule Stadtrat Rafael Mandelman aus dem historischen Gay-Viertel Castro will nun mit einem neuen Gesetzentwurf dafür sorgen, dass diese veraltete Richtlinie endlich aufgehoben wird.
„Wir haben einen langen Weg zurückgelegt, um schwule Badehäuser wieder nach San Francisco zu bringen. Es ist ermutigend, dass es inzwischen auch Unternehmer gibt, die tatsächlich versuchen wollen, diese Einrichtungen neu zu eröffnen. Natürlich erlebten wir auch zuletzt immer wieder Frust, wenn immer neue Hindernisse gefunden werden, die uns bei diesem Vorhaben im Weg stehen“, so Mandelman gegenüber KTVU.
Bisher zeigt sich offenbar die Polizei in San Francisco unnachgiebig und zögert mögliche Anträge über viele Monate hinaus, bis potenzielle Investoren schlussendlich abspringen. Das immer noch aktive Gesetzespaket ist auch in anderen Aspekten inzwischen veraltet, entstanden einst auf dem Höhepunkt der AIDS-Krise in den 1980er Jahren. So legt Artikel 26 auch fest, dass schwule Badehäuser ein tägliches Verzeichnis führen müssen, in dem alle Besucher namentlich aufgelistet sind. Auch abschließbare Kabinen sind in Gay-Lokalitäten dieser Art bis heute offiziell verboten.
Langer Kampf für schwule Kultur
Die damaligen Gesetze, die die Verbreitung von HIV eindämmen sollten, hätten dabei bereits damals in massiver Weise zur Stigmatisierung von HIV und Homosexuellen beigetragen, so Mandelman weiter. Heutzutage seien die Gesetze völlig aus der Zeit gefallen, betont der Stadtrat überdies, der sich bereits seit 2020 mit mehreren Gesetzesvorhaben für die schrittweise Absetzung der Reglementierungen einsetzt.
„Supervisor Mandelman und sein Büro beseitigen ein bedeutendes Hindernis für den Genehmigungsprozess, beschleunigen die Eröffnung des Castro Baths und unterstützen die wachsende Gemeinschaft von angehenden Badehausbetreibern und -besuchern, die San Franciscos einst florierende Badehauskultur wiederbeleben wollen“, betont Joel Aguero, Inhaber des geplanten Castro Baths.
Und Stadtrat Matt Dorsey betont überdies: „Ich bin Supervisor Mandelman dankbar für seine Führungsrolle bei der Beseitigung veralteter Hindernisse für die Wiedereröffnung von Badehäusern in San Francisco. Das Viertel South of Market, das ich vertrete, hat eine lange und bewegte Geschichte mit diesen Etablissements. Im Nachhinein wissen wir heute, dass die vor Jahrzehnten, zu Beginn der AIDS-Krise, erlassenen Beschränkungen gefährdeten Gemeinschaften wahrscheinlich sexpositive Räume vorenthalten haben, in denen Informationen über Safer-Sex-Praktiken Leben hätten retten können. Mit dem Fortschritten in der HIV-Prävention und -Behandlung, wie der antiretroviralen Therapie und der PrEP, ist die Zeit für die Anti-Badehaus-Beschränkungen einfach vorbei!“ Dorsey ist ebenfalls schwul und das einzig offen HIV-positive Mitglied des Stadtrats von San Francisco ist.