Melissa Etheridge Lesbische Rockerin und Vorbild für die Gay-Community – die US-Sängerin kämpft bis heute für Schwule und Lesben
Seit inzwischen 50 Jahren steht die lesbische Rockerin Melissa Etheridge (63) auf der Bühne und kämpft bis heute für die Akzeptanz von Schwulen und Lesben in der Gesellschaft. Bereits 1993 hatte sich die zweifache Grammy-Gewinnerin bei der Vereidigungsfeier von Ex-US-Präsident Bill Clinton geoutet.
Stolze Mutter der Gay-Community
Einer ihrer berühmtesten Songs ist bis heute „Bring Me Some Water“ aus dem Jahr 1988, darin ruft sie einem Lover entgegen, der sie verschmäht hat: „Can't you see I'm burning alive?“. Der Song wurde zur Hymne der amerikanischen Gay-Community – dabei ist die 63-Jährige Oscar-Preisträgerin bis heute auch in ihrem Jubiläumsjahr Feuer und Flamme, wenn es um die Rechte von Schwulen und Lesben geht.
Erfreut sieht die Rockerin so, dass immer mehr homosexuelle Künstler sich inzwischen ganz selbstverständlich in jungen Jahren outen. „Das ist genau das, was ich mir immer erhofft habe, als ich mich geoutet und gesagt habe, dass ich eine große Lesbe bin – dass ein Künstler sich nicht erst spät outen muss, wenn er es bereits geschafft hat, sondern, dass er einfach in die Szene kommt und von Anfang an schwul oder lesbisch ist.“
Homosexualität werde heute vielerorts einfach als „Teil aus der Buntstifte-Box“ eines Musikers wahrgenommen, wichtiger bleibe dabei die Musik. „Ich habe immer geglaubt, dass gute Musik einfach über all das triumphiert. Ich fühle mich deswegen heute wie eine stolze Mutter der Gay-Community. Wirklich. Das tue ich.“
Ein Herz für Underdogs
Immer wieder zeigt Etheridge zudem, dass sie auch ein Herz für die homosexuellen Underdogs hat, jene, die strauchelten und vom Weg abkamen. In diesem Jahr gab sie so einmal mehr auch Konzerte in Frauengefängnissen und wurde dafür frenetisch gefeiert. Für viele ist und bleibt sie die Mutter des Rock'n'Roll, gerade amerikanische Schwule und Lesben lieben die rockende Lady bis heute.
Immer wieder geht sie dabei auch sehr offen mit ihren eigenen Schicksalsschlägen um und erzählt beispielsweise vom Verlust ihres 21-jährigen Sohnes Beckett, der 2020 an einer Überdosis Fentanyl und einer Opioid-Abhängigkeit starb. Über das Konzert in der Frauenjustizanstalt in Kansas erzählt sie: „Sie waren alle so freundlich und hielten mit ihren Händen kleine Herzzeichen hoch. Und dann sagte ich: ´Ich würde alles dafür geben, dass mein Sohn im Gefängnis ist und nicht tot.´ Und das ist wahr. Es gibt immer Hoffnung. Es gibt immer eine andere Entscheidung, die man jeden Tag neu treffen kann. Ich habe auch gesehen, dass ich niemanden retten kann. Ich konnte meinen Sohn nicht retten. Ich kann sie nicht retten. Ich kann vielleicht nur ein Licht ausstrahlen, um ihnen auf ihrem Weg zu helfen.“ Die Rockerin wurde trotzdem darüber hinaus aktiv und gründete nach dem Tod ihres Sohnes die Etheridge Foundation, um Menschen mit Drogenproblemen zu unterstützen.
Heilung durch die Musik
Große Freude bereitet ihr außerdem bis heute ihre ebenso lesbische 24-jährige Tochter Bailey: „Als ich mich geoutet habe, war der Gedanke an die Homo-Ehe noch wie ein Witz. Es war unmöglich. Und hier bin ich, homosexuell verheiratet, und meine Tochter ist dabei, ebenso homosexuell zu heiraten. So sehe ich, dass sich alles nach und nach ändert und verbessert, für das ich mich ein Leben lang eingesetzt habe.“
Und natürlich bleibt auch die Liebe zur Musik ihr bis ans Lebensende erhalten, da ist sich die Rockerin sicher: „Ich weiß, dass meine Kunst mich geheilt hat, Jahr für Jahr, Jahr für Jahr. Sie heilt mich immer wieder. Jedes Mal, wenn ich auf der Bühne stehe, erlebe ich eine Energie, die das Gehirn umgeht und direkt in die Seele und ins Herz geht. Ich bin einfach so dankbar und hoffe dabei stets, dass meine Musik das auch für andere Leute tun kann."