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Homophobie bei Olympia
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Homophobie bei Olympia Team LGBTI* holt viele Medaillen – und erlebt immer wieder auch Angriffe

ms - 06.08.2024 - 11:00 Uhr

Freudige Nachrichten aus Paris – das „Team LGBTI*“ zeigt sich bei den Olympischen Sommerspielen in Topform und holten in den letzten Tagen in diversen Kategorien Gold, Silber und Bronze. Offiziell nehmen fast 200 homosexuelle und queere Athleten an den Spielen teil – die tatsächliche Zahl dürfte laut Outsports dabei noch einmal deutlich höher liegen. 

24 Medaillen für LGBTI*

Würde das Team LGBTI* tatsächlich als eigene Gruppe antreten, stünden die LGBTI*-Athleten beim Medaillenspiegel aktuell auf dem achten Platz von über 200 teilnehmenden Nationen. Insgesamt holten homosexuelle und queere Sportler in Paris bisher 24 Medaillen, darunter fünfmal Gold, elf Silbermedaillen und achtmal Bronze. Derzeit an der Spitze im Medaillenspiegel stehen die USA mit 75 Medaillen – hier könnten heute bereits neue dazukommen.   

Sichtbarkeit gegen Klischees 

Outsports betont dabei, wie wichtig es ist, immer wieder auf LGBTI*-Athleten und ihre Erfolge hinzuweisen, denn sie vermitteln ein positives Bild von der gesamten LGBTI*-Community und tragen durch eine verstärkte Sichtbarkeit die Idee von Toleranz und Akzeptanz ein kleines Stück weit auch in jene Länder hinein, die Homosexualität bis heute kriminalisieren. 

Dazu zeigt der LGBTI*-Medaillenspiegel auch auf beeindruckende Weise auf, dass gerade auch Schwule nicht „verweichlichte Kerle“ sind – ein Klischee, das sich mancherorts bis heute auch unter Sportkollegen selbst beharrlich hält. „Bei den Spielen in Tokio 2021 gewann das Team LGBTI* insgesamt 32 Mannschafts- und Einzelmedaillen: 11 Gold-, 12 Silber- und neun Bronzemedaillen. Können wir das dieses Jahr übertreffen? Fast eine Woche vor dem Ende der Spiele scheint das wahrscheinlich. Es sind noch ein paar Tage olympischer Wettkämpfe übrig, also drücken wir die Daumen,“, so Outsports weiter. 

Homophobe Angriffe nach schwulem Kuss

Wie wichtig die Sichtbarkeit von LGBTI* ist, zeigt auch der jüngste Fall von Homophobie bei Olympia: Der australische schwule Kletterer Campbell Harrison hatte sich zwar nicht für das Halbfinale qualifizieren können, freute sich aber trotzdem sehr über die Teilnahme an den internationalen Wettkämpfen und küsste daraufhin seinen Freund Justin über die Absperrungen hinweg. Was folgte, war ein digitale homophober Shitstorm – nicht der erste für Harrison, der bereits bei der Olympiazusage massiven Anfeindungen von homophoben Fanatikern ausgesetzt war. 

Harrison betonte, er werde auch weiterhin seinen Freund in der Öffentlichkeit küssen, sagte aber auch: „Wir sagen uns oft, dass die Gesellschaft als Ganzes fortschrittlicher wird oder dass die Dinge 'besser werden'. Aber die Realität ist, es gibt einen Grund, warum man so wenige homosexuelle Sportler im Sport sieht. Und das liegt daran, dass wir hier noch nicht sicher sind... noch nicht. Pride ist wichtig. Repräsentation ist wichtig. Es sind die Homophoben und Fanatiker, die sich im Sport nicht willkommen fühlen sollten. Nicht ich. Nicht Justin. Nicht queere Menschen, die einfach nur versuchen, ihr Leben zu leben, ohne zu lügen und zu verstecken, wer wir sind.“

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