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Stichwahl in Finnland
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Stichwahl in Finnland Schwuler Spitzenkandidat verzeichnet einen gesellschaftlichen Wandel gegenüber Homosexuellen

ms - 29.01.2024 - 11:00 Uhr

Bekommt Finnland seinen ersten schwulen Präsidenten? Die Chancen dazu stehen seit gestern Abend nicht schlecht – neun Kandidaten stellten sich gestern zur Wahl, keiner konnte die absolute Mehrheit erringen, weswegen es am 11. Februar nun zur Stichwahl kommt. Auf der einen Seite  ist da Alexander Stubb (55), der ehemalige Premierminister und Kandidat der konservativen Sammlungspartei. Dem gegenüber auf dem zweiten Platz landete Pekka Haavisto (65), der ehemalige Außenminister, offen homosexuell und freier Kandidat der Grünen.  

Kopf an Kopf rennen

Nach der gestrigen Auszählung bekam der frühere Ministerpräsident Stubb (rechts im Bild) 27,2 Prozent der Stimmen, dicht gefolgt von Haavisto (links im Bild) mit 25,8 Prozent. Weit abgeschlagen folgte an dritter Stelle Jussi Halla-aho von der nationalistischen Finnischen Partei mit 19 Prozent - damit ist der befürchtete politische Rechtsruck vorerst ausgeblieben. Bei der Wahl wird ein Nachfolger für Amtsinhaber Sauli Niinistö von den Konservativen gesucht, der nach zwei Amtszeiten nicht erneut kandidieren durfte.

Haavisto war von 2019 bis 2023 Außenminister des Landes und hatte zusammen mit Niinistö darauf hingearbeitet, dass Finnland im April letzten Jahres im Eilverfahren in die NATO eingetreten ist – Hintergrund ist der Ukraine-Krieg und die 1340 Kilometer lange Grenze zu Russland. Beide Kandidaten betonten bereits vor dem Wahlkampf auch ihren strikten Kurs gegen die Politik von Putin. Während in Deutschland das Amt des Präsidenten vor allem repräsentative Aufgaben innehat, arbeitet in Finnland ein Präsident eng mit der Regierung in Fragen der Außen- und Sicherheitspolitik zusammen.

Nach dem gestrigen Wahlergebnis betonten beide Kandidaten, dass sie sich auf den Endspurt freuen würden. „Wir sehen vielleicht aus wie Männer der gleichen Altersgruppe, aber wir haben sehr unterschiedliche Erfahrungen, sehr unterschiedliche Geschichten, sehr unterschiedliche Ansichten. Die Menschen können wirklich zwischen sehr grundlegend unterschiedlichen Alternativen wählen“, so Haavisto.

Wandel in der Gesellschaft

Ein großes Thema des 65-Jährigen Schwulen war im Wahlkampf immer wieder gerade auch die innere Sicherheit und der Kampf gegen Hassverbrechen, besonders auch jene gegen Homosexuelle. Während des Wahlkampfs hatte sich Haavisto bei seinen Club-Abenden auch sehr offen dem Publikum gezeigt – er lud dabei führende Musiker aus Finnland ein und trat auch selbst als „DJ Pexi“ ans DJ-Mischpult.

Zwischendurch erklärte er seine Liebe zu den Songs der 60er und 70er Jahre wie Rivers of Babylon, Boney M oder auch den Beatles. Dabei attestierte er, dass sich die finnische Gesellschaft auch mit Blick auf Homosexuelle gewandet habe: „Man konnte sehen, dass sich die Leute früher nie vorstellen konnten, dass schwule Männer gewählt werden könnten. Aber das hat sich geändert!“

Seit diesem Jahr gibt es in Finnland auch ein neues Selbstbestimmungsgesetz, dass es erwachsenen Menschen erlaubt, einmal im Jahr eine juristische Geschlechtsänderung vornehmen zu lassen. Anders als in Deutschland derzeit geplant, legten die Parlamentarier nach heftigen Debatten im letzten Jahr Wert darauf, dass nur volljährige Personen die Personenstandsänderung durchführen lassen können.

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