Direkt zum Inhalt
Alarmstufe Rot in Russland
Rubrik

Alarmstufe Rot in Russland Die Community hat große Angst - rette sich, wer kann!

ms - 08.12.2023 - 12:00 Uhr

Ausnahmezustand in Russland – nachdem Ende November das Justizministerium die LGBTI*-Bewegung insgesamt als „extremistische Gruppe“ eingestuft hat, sind Homosexuelle und queere Menschen zu Freiwild geworden. Keine 48 Stunden später erfolgten bereits die ersten Razzien in mehreren Schwulenclubs und Saunen in Moskau, mehrere Personen sollen vermutlich auch dabei festgenommen worden sein.

Rette sich, wer kann!

Die europäische LGBTI*-Organisation Equal PostOst berichtet nun von ersten Notevakuierungen in Russland – wer kann, versuche irgendwie mit Hilfe von LGBTI*-freundlichen Vereinen und Organisationen das Land zu verlassen. Das neue Gesetz ist so schwammig formuliert, dass die Justiz künftig nicht nur gegen LGBTI*-Verbände und ihre Mitarbeiter, sondern im Grunde je nach Auslegung gegen jeden LGBTI*-Menschen vorgehen kann.

In Zusammenhang mit dem Ende 2022 verschärften Anti-Homosexuellen-Gesetz herrscht in der Community vor Ort daher jetzt Alarmstufe Rot. Mehrere LGBTI*-Verbände berichten überdies, dass sich die Anträge zur Unterstützung für eine Ausreise binnen der letzten Woche vervielfacht haben. Auch bei Equal PostOst türmen sich die Anfragen, wie Mitbegründerin Evelina Chaika gegenüber dem Nachrichtenmagazin Mozhem Obyasnit erklärte. Die Anfragen hätten sich seit dem Gerichtsurteil vor einer guten Woche versechsfacht, der Verein erhält derzeit mehr als einhundert verzweifelte Anfragen täglich. Bei einer willkürlichen Verhaftung drohen Schwulen, Lesben und queeren Menschen inzwischen Haftstrafen von bis zu zwölf Jahren. Das Motto scheint daher klar: Rette sich, wer kann!

Atmosphäre der Angst

Gegenüber dem Tagesspiegel erklärte der LGBTI*-Aktivist und Menschenrechtsanwalt Max Olenichev: „Als der Krieg ausbrach, rückte die LGBTI*-Bewegung in den Fokus der russischen Behörden. Sie wollten die Aufmerksamkeit von ihrem militärischen Versagen in der Ukraine auf einen Feind im eigenen Land lenken (…) Und jetzt diese juristische Entscheidung. Zum ersten Mal werden Menschen als Extremisten bezeichnet – nicht für das, was sie tun, sondern für das, was sie sind. (…) Es geht nicht darum, alle queeren Menschen vor Gericht zu bringen. Das Gesetz soll vielmehr eine Atmosphäre der Angst schaffen.“ Das scheint der russischen Regierung mit ihren jüngsten Entscheidungen bereits gelungen zu sein.

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Chemsex-Notlage in London

Ärzte-Alarm: Jeden Tag ein Notfall

Die Chemsex-Lage in London ist außer Kontrolle, jeden Tag kommt es zu lebensgefährlichen Notfällen, warnen jetzt Gesundheitsexperten.
Tiefe Risse in der US-Politik

Das Schweigen der US-Demokraten

Tiefe Risse in den USA: Queere US-Verbände zeigen sich empört über zu wenig Einsatz für LGBTIQ+ seitens der Demokraten und verlieren das Vertrauen.
Aufruf zu Protesten

Zusammenhalt in Ungarn

Ungarns Präsident Victor Orbán will den Budapest Pride unterbinden – dagegen regt sich jetzt international Widerstand.
Peggy Parnass ist tot

Ikone der Schwulenbewegung

Peggy Parnass ist tot. Die Ikone der Schwulenbewegung starb im Alter von 97 Jahren in Hamburg.
Diskriminierung in den USA

Studie enthüllt dramatische Lage

Ablehnung, Mobbing, Hass: Diskriminierung ist inzwischen für jeden dritten LGBTIQ+-Amerikaner Alltag, so neuste Studiendaten.
Eurovision Song Contest

Song-Überarbeitung und Absage

Die Fan-Kritik zeigte Wirkung: Das ESC-Team hat den deutschen Beitrag „Baller“ von Abor & Tynna überarbeitet. An anderer Stelle gab es eine Absage.
Todesfall Roman Mercury

Todesursache sorgt für Bestürzung

Bestürzung im Todesfall Roman Mercury: Fans gehen davon aus, dass der 45-jährige Adult-Darsteller an „gebrochenem Herzen“ gestorben ist.
Selbstbestimmungsgesetz

Angst in der queeren Community

Die Angst in der queeren Community ist in diesen Tagen groß, dass das Selbstbestimmungsgesetz unter einer neuen Regierung überarbeitet wird.
Mordfall Sam Nordquist

Neue Details vor Gericht

In New York wurden vor Gericht nun weitere Details zum Mordfall Sam Nordquist bekannt: Der queere Mann wurde einen Monat lang grausam gefoltert.