Sexuelle Belästigung Neue Anklage auch gegen Ex-Bischof Walter Mixa
Erneut wurden Vorwürfe der sexuellen Belästigung gegen den ehemaligen katholischen Bischof von Augsburg und Eichstätt, Walter Mixa, laut. Im schweizerischen Magazin „Blick“ wirft der heute 39-jährige Josef Henfling aus Spalt im Kreis Roth dem Geistlichen vor, ihn 2012 sexuell belästigt zu haben. Zu dieser Zeit arbeitete der damals 27-Jährige beim konservativ-katholischen Fernsehsender K-TV in der Schweiz, wo er den Bischof auch kennengelernt habe.
Niemand soll Opfer geglaubt haben
Gegenüber dem Boulevardmagazin erklärte er: „Nach dem Abendessen sagte er, er wolle so gerne mal wieder eine Messe nach lateinischem Ritus halten. Er bat mich zu ministrieren. Nach der Messe legten wir in der Sakristei unsere liturgischen Gewänder ab. Da kam er auf mich zu, umklammerte mich. Er nahm meinen Kopf in die Hände und küsste mich auf den Mund. Später lud er mich auf sein Zimmer ein“.
Henfling sei daraufhin überfordert aus der Sakristei geflüchtet. Insgesamt klagt er drei weitere Priester wegen sexuellen Missbrauchs an und erklärte: „Mein Leben ist total kaputt. Ohne das Kiffen und die Erinnerungen an meine Jugendliebe hätte ich mir längst das Leben genommen.“ Er habe den Vorfall damals bereits bei K-TV gemeldet, doch niemand habe ihm geglaubt, weswegen er drei Wochen später gekündigt habe.
Ein lebenslanges Leiden
Gegenüber der BILD-Zeitung bestätigte inzwischen die Staatsanwaltschaft St. Gallen den Eingang der Anzeige gegen Mixa. Aktuell werde die Sachlage geprüft. Betreut wird der Mann derzeit vom schwulen Münchner Priester Wolfgang Rothe, der sich beispielsweise auch für Segnungen von Homosexuellen einsetzt. Er erklärte, dass Henfling als Minderjähriger nach der Trennung der Eltern zu einer Pflegefamilie gekommen war – die erzkonservative Pflegemutter habe ihn dabei schlussendlich in den katholischen Orden, das „Bischöfliche Seminar“, ins österreichische Zwettl geschickt – dort sei es zwischen 1998 und 2000 „nahezu täglich“ zu sexuellen Übergriffen gekommen, die „meist abends im bereits abgedunkeltem Schlafzimmer“ des angeschuldigten Paters stattgefunden haben sollen.
„Die sexuellen Übergriffe bestanden unter anderem in Streicheln, Küssen auf Gesicht und Mund, inklusive Zungenküssen, dem regelmäßigen Entfernen von Fusseln aus dem Bauchnabel und dem vermeintlich zufälligen Berühren der Genitalien beim Zudecken“, so Rothe. Zudem habe der Pater Henfling wiederholt auf seinen Schoß gesetzt, wobei der Geistliche eine Erektion gehabt haben soll. Im weiteren Leben von Henfling soll es dann später erneut auf Schloss Rosenau zu sexuellen Übergriffen bis hin zu Vergewaltigungsversuchen durch Geistliche gekommen sein.
Mixa weist Vorwürfe von sich
Die drei beschuldigten Priester wie auch der heute 82-jährige Mixa selbst weisen indes alle Anschuldigungen von sich. Mixa erklärte: „Wenn ich jemanden umarme und küsse, dann als Zeichen der Zuneigung. Das ist doch keine Belästigung!“ Des Weiteren erklärte Mixa, er könne sich an den konkreten Vorfall gar nicht erinnern.
Mixa war 2010 zurückgetreten, nachdem öffentlich geworden war, dass er in den 70er und 80er Jahren minderjährige Heimkinder geschlagen haben soll. Auch damals waren bereits erste Vorwürfe von sexuellen Übergriffen laut geworden – ein Verfahren wurde allerdings später eingestellt. Mixa ist dabei ein besonders pikanter Fall, denn er selbst hatte während seiner aktiven Zeit als Bischof immer wieder gegen Homosexuelle gewettert.