Jahrestag des Amoklaufs LGBTI*-Verband gedenkt den Opfern des Attentats im Schwulenclub Q und kritisiert neuen Hass gegen LGBTI*-Menschen
Heute jährt sich zum ersten Mal der grausame Amoklauf im schwulen Nachtclub Q in Colorado Springs – fünf LGBTI*-Menschen waren getötet worden, als der nicht-binäre Attentäter Anderson Lee Aldrich (23) mit einem Sturmgewehr und einer Handfeuerwaffe auf die Gäste schoss. Nur wenige Minuten später war er von zwei Besuchern, darunter ein ehemaliger US-Soldat, überwältigt worden, anderenfalls wären heute höchstwahrscheinlich viel mehr Opfer zu beklagen.
Die größte LGBTI*-Organisation der USA, GLAAD, zieht heute zum Jahrestag eine bittere Bilanz – seit dem Amoklauf in der Nacht zum 20. November 2022 ist es zu mehr als 700 weiteren besonders gewaltvollen Angriffen gegen LGBTI*-Menschen gekommen.
Zunahme von Anti-LGBTI*-Fake-News
Dabei sind das nur die offiziellen Zahlen, die Dunkelziffer dürfte um ein Vielfaches höher sein, ähnlich wie die Gesamtzahl der Angriffe auf LGBTI*-Menschen. Den schweren Attacken ist zu eigen, dass sie immer rabiater und brutaler werden, auch Mordfälle im zweistelligen Bereich verzeichnete GLAAD in seiner Statistik in Zusammenarbeit mit der Anti-Defamation League's Center on Extremism.
„Es ist ein Jahr her, ein herzzerreißendes Jahr, seit Daniel, Kelly, Ashley, Derrick und Raymond bei dem unvorstellbaren Anschlag in Colorado Springs getötet und mehr als ein Dutzend verletzt wurden. Als sich GLAAD in den Stunden nach der verheerenden Gewalttat im November letzten Jahres zu Wort meldete, hatten wir eine Bitte an gewählte Vertreter, Medien und Unternehmen: Stoppen Sie die Verbreitung von Anti-LGBTQ-Desinformationen, die zu Gewalt anstiften“, so GLAAD-Geschäftsführerin Sarah Kate Ellis.
Hetze in Grundschulen und Gotteshäusern
Doch genau das sei leider nicht geschehen, ganz im Gegenteil sogar, so Ellis weiter: „Wir haben gesehen, wie Lügen und Desinformationen gegen LGBTQ aus dem Mund von Politikern kamen, wie sie Millionen von Menschen in den sozialen Medien serviert wurden und wie sie überall zu Gewalt aufriefen, von Grundschulen und Bibliotheken über Gotteshäuser bis hin zu Schulausschusssitzungen und Unternehmen. Wir haben erlebt, wie Unternehmensführer vor ein paar Extremisten kuschen und Regenbogen-T-Shirts verstecken. Unseren Kindern wird verboten, in der Schule von ihren beiden Müttern zu sprechen. Unsere Verbündeten werden erschossen, weil sie es wagen, eine Pride-Flagge aufzuhängen. Und wir werden an Tankstellen umgebracht, weil wir es wagen, unsere Freude auszudrücken.“
Hassverbrechen nehmen weiter zu
Der negative Trend wurde auch vom FBI bestätigt, demnach haben die Hassverbrechen gegen LGBTI*-Menschen auch in diesem Jahr erneut stark zugenommen, die meisten Opfer sind dabei schwule Männer. Dazu kommen mehr als 600 Gesetzesvorlagen allein in diesem Jahr, die sich direkt gegen LGBTI*-Menschen richten, fast neunzig davon sind bereits in Kraft getreten.
„Im Großen und Ganzen unterstützt das amerikanische Volk die LGBTQ-Gemeinschaft, aber eine kleine Gruppe von Extremisten nutzt Angst und Gewalt aus, um ihre Lügen zu verbreiten. Es ist höchste Zeit, dass unsere Regierung, die Medien und die Unternehmensführer ihren Kurs ändern und LGBTQ-Menschen wirklich unterstützen. Ich möchte nicht, dass wir diese Aussage im November 2024 wiederholen können. LGBTQ-Menschen und unsere Verbündeten brauchen dringend 100%ige Unterstützung in Wort und Tat“, appellierte Ellis abschließend zum Jahrestag des Amoklaufs.
Der Attentäter Aldrich wurde im Juni dieses Jahres zu einer lebenslangen Haftstrafe ohne die Möglichkeit der Bewährung verurteilt, nachdem er sich des fünffachen Mordes und des 46-fachen versuchten Mordes schuldig bekannt hatte. Der Club Q eröffnet an neuer Stelle mit dem gleichen Team, der Ort des Amoklaufs selbst soll zu einem Mahnmal werden.