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Welle der Gewalt
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Welle der Gewalt Angriffe auf Schwule schockiert die Community, zuletzt wurde ein 72-jähriger Rentner zum Opfer

ms - 11.10.2023 - 14:00 Uhr

New York erlebt in den letzten Monaten verstärkt immer mehr Attacken auf schwule Männer und die Gay-Community – zuletzt sorgte ein Angriff mitten im schwulen Kiez im Stadtteil Chelsea für Entsetzen: vier junge Männer schlugen auf offener Straße auf einen 72-jährigen schwulen Mann ein und beschimpften ihn dabei wüst homophob.

Risswunden und ein gebrochener Kiefer

Der schwule Rentner erlitt einen gebrochenen Kiefer und mehrere Risswunden am Körper, so die Polizei. Schwer verletzt kam er ins nahegelegene Krankenhaus. Die vier Angreifer flüchteten zunächst unerkannt. Die Polizei hat inzwischen erste Verdachtsmomente und veröffentlichte Fahndungsfotos von den möglichen Tätern, darauf zu sehen sind drei schlanke Männer mit „mittlerem Teint“ sowie ein korpulenter Mann mit „hellem Teint“, so die Ermittler. Untersucht wird der Fall von der Taskforce für Hassverbrechen der New Yorker Polizei.

Erinnerungen an O'Shae Sibley

Die Behörden registrieren dabei erneut einen Anstieg von Gewalttaten gegenüber Homosexuellen im Big Apple – viele Schwule und Lesben müssen beim jüngsten Zwischenfall auch automatisch an den schwarzen Tänzer O'Shae Sibley (28) denken, der erst im Juli dieses Jahres an einer Tankstelle in Brooklyn niedergestochen worden war.

Haupttäter hier soll nach Angaben der Staatsanwaltschaft  der 17-jährige Dmitry Popov sein, der mit ein paar Freunden auf den jungen schwulen Tänzer losgegangen sein soll, weil dieser mit nacktem Oberkörper zu einem Song von Beyoncé getanzt hatte, während er und seine Freunde ihr Fahrzeug auftankten. Die jugendliche Männergruppe um Popov soll laut Zeugenaussagen mehrfach erklärt haben, dass sie Muslime seien und Sibley nicht so schwul hier tanzen dürfe, das würde ihren Glauben beleidigen. Schlussendlich soll Popov mit einem Messer auf Sibley eingestochen haben – der junge Täter verstarb kurz darauf. Aktuell läuft das Gerichtsverfahren.

Es wird „immer gefährlicher und empörender“

Die Bundesbehörden haben inzwischen auch offiziell vor einem Anstieg von Hassverbrechen in den ganzen USA gewarnt, insbesondere in den Großstädten mit einer Gay-Community. Beinahe jedes fünfte Hassverbrechen (16%) wurde 2021 aufgrund der sexuellen Orientierung der Opfer verübt, so das FBI – Tendenz steigend. Die Bundesbehörde geht davon aus, dass die Fallzahlen inzwischen weiter angestiegen sind, zuletzt war eine Zunahme von 12 Prozent aller Fälle binnen eines Jahres verzeichnet worden.

Das deckt sich auch mit den Daten der zwei LGBTI*-Gruppen Anti-Defamation League sowie GLAAD, die in den zehn Monaten bis April 2023 bereits 356 Vorfälle dokumentiert hatten, bei denen Menschen aufgrund von LGBTI*-Hass attackiert worden waren. GLAAD-Geschäftsführerin Sarah Kate Ellis erklärte nach dem jüngsten Angriff auf den 72-jährigen schwulen Rentner: „Immer wieder zeigen Extremisten, wie verzweifelt und verstört sie über die bloße Existenz von LGBTQ-Menschen sind, und es wird immer gefährlicher und empörender.“

Bombendrohungen nehmen zu

Längst bleibt es dabei nicht mehr bei direkten persönlichen Auseinandersetzungen, auch die Anzahl von ernstzunehmenden Bombendrohungen gegen LGBTI*-freundliche Grundschulen, Bibliotheken und Kinderkrankenhäuser nahmen dramatisch zu. Erst im Frühjahr dieses Jahres löste eine solche Drohung einen Großeinsatz in New York aus, rund 5.000 Jugendliche mussten aus fünf Schulen evakuiert werden. Stein des Anstoßes für die unbekannten Täter war ein Buch mit dem Titel „This Book Is Gay“ – ein knapp zehn Jahre altes Sachbuch über die sexuelle Orientierung, verfasst von einer früheren britischen Lehrerin. Das Buch befindet sich seit 2015 in den Bibliotheken der betroffenen Schulen und wurde in den letzten acht Jahren insgesamt zweimal ausgeliehen.

LGBTI*-Menschen werden nicht verschwinden

„Das muss aufhören. Entmenschlichende Worte und Angriffe auf Menschen, nur weil sie so sind, wie sie sind, müssen aufhören. Es ist auch sinnlos - LGBTQ-Menschen werden nirgendwo hingehen. Wir sind in euren Familien, an euren Arbeitsplätzen, in euren Schulen und in eurer Regierung willkommen, und zwar so, wie wir sind. Und die Tyrannen in den sozialen Medien müssen sich etwas Besseres einfallen lassen. LGBTQ-Menschen werden immer hier draußen sein und mit Freude und Freiheit leben“, so Ellis von GLAAD abschließend.

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