Ein schwuler Landeschef? Der neue Vorsitzende der griechischen Oppositionspartei will Ministerpräsident werden!
Homosexualität ist in Griechenland noch immer ein schwieriges Thema – bei allen Fortschritten im Land, kommt es immer wieder zu gewalttätigen und hasserfüllten Zwischenfällen gegenüber Schwulen und Lesben, noch immer ist die Gay-Community auch erschüttert über den grausamen Mord an dem schwulen Aktivisten Zak Kostopoulos, der 2018 von einem Mob am helllichten Tag zu Tode geprügelt wurde. Das viel zu sanfte Urteil gegen die Haupttäter im vergangenen Jahr hat das Misstrauen gegenüber der Justiz in der Gay-Community weiter verstärkt.
Hoffnungsträger der Opposition
In diesem Jahr nun hat der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis erklärt, dass die Griechen bereit wären für die Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe. Hoffnungsvoll stimmt da nun auch die neuste Nachricht: Der neue Parteivorsitzende von Syriza, der sozialistischen Oppositionspartei, ist der offen schwule Stefanos Kasselakis – er folgt dem bisherigen Vorsitzenden und ehemaligen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras nach, der nach herben Stimmenverlusten bei den Parlamentswahlen in diesem Jahr zurückgetreten war.
Der erste schwule Ministerpräsident Griechenlands?
Der 35-jährige Kasselakis geht offen mit seiner Homosexualität um und will seine Partei wieder zur stärksten Kraft im Land machen – gelingt ihm dies, könnte er der erste schwule Ministerpräsident Griechenlands werden. „Das griechische Volk ist bereit, einen fähigen, unbestechlichen und unversehrten Ministerpräsidenten zu haben, der zufällig schwul ist“, so der 35-Jährige nach seinem parteiinternen Wahlsieg.
Ehrgeizig, jung und internationale Erfahrung
Kasselakis bringt dabei internationale und vielfältige Erfahrungen mit; er kam mit 14 Jahren durch ein Hochbegabtenstipendium in die USA, es folgten Universitäts-Abschlüsse in Pennsylvania in Finanzen und internationaler Politik. 2008 engagierte er sich im Wahlkampfteam des späteren US-Präsidenten Joe Biden und arbeitete längere Zeit bei der Investmentbank Goldman Sachs, bevor ihm die „Arroganz des Kapitalismus“ zu viel wurde.
Seit 2019 lebt er mit dem Krankenpfleger Tyler McBeth in einer eingetragenen Partnerschaft, immer wieder traten die beiden Männer auch offiziell als Paar auf. Kasselakis und sein Mann planen außerdem, per Leihmutter Eltern zu werden. Gegenüber der taz erklärte er, Griechenland solle „ein Modell für Integration und Gleichheit in ganz Europa“ werden.