Bisexuelle im Fokus Negative Stereotypen fördern Angst und Depressionen – der LSVD fordert mehr Rücksicht, auch in der LGBTI*-Community!
Der September ist seit 1999 der Aktionsmonat für die Sichtbarkeit von Bisexuellen, insbesondere der Bi Visibility Day am 23. September – eine neue Studie zeigt nun auf, dass diese sehr große Gruppe innerhalb der LGBTI*-Community oftmals bis heute besonderen Anfeindungen ausgesetzt ist. Morgen soll beim jährlichen Celebrate Bisexuality Day bei der Bi+-Pride-Parade in Hamburg auch genau darauf aufmerksam gemacht werden.
Rund 63 Prozent leiden unter Ängsten
Eine neue Studie im Auftrag der Dating-App HER zeigt nun auf, dass fast zwei Drittel (63 %) der bisexuellen Menschen aufgrund negativer Stereotypen unter Ängsten und Depressionen leiden. Befragt wurden rund 6.000 Personen. Dabei zeigt sich außerdem, dass bisexuelle Menschen auch heute noch weiterhin mit altmodischen Vorstellungen und Aussagen konfrontiert sind, zum Beispiel, dass sie „nur aufmerksamkeitsheischend“ seien (66 %), dass ihre Bisexualität „nur eine Phase“ ist (59 %) und dass sie sich einfach nur nicht entscheiden könnten, ob sie nun homo- oder heterosexuell seien ( 64 %) wollen.
Jedem zweiten bisexuellen Mann (52 %) wurde auch vorgeworfen, er würde aufgrund seiner Sexualität eher fremdgehen; 67 Prozent der Bisexuellen haben zudem erlebt, wie ihre Sexualität fetischisiert worden ist. Traurigerweise sind diese Klischees für viele Bisexuelle bis heute Alltag, rund 72 Prozent von ihnen haben diese Stereotypen verinnerlicht.
Anfeindungen auch in der LGBTI*-Community
Anfeindungen erleben bisexuelle Menschen dabei nicht nur in der allgemeinen Gesellschaft, sondern auch direkt in der LGBTI*-Community. Fast zwei Drittel der Befragten (63 %) gaben an, sich ausgeschlossen zu fühlen und rund 60 Prozent haben es schon erlebt, dass ihr „Authentizität“ von anderen Mitgliedern der LGBTI*-Community in Frage gestellt worden ist.
Die Verbundenheit mit der Community ist trotzdem bis heute vorhanden, 73 Prozent der Bisexuellen gehen auch lieber mit Menschen aus der LGBTI*-Gemeinschaft aus. 78 Prozent der Bisexuellen leben ihre sexuelle Orientierung zudem offen und stolz aus und haben auch mehrheitlich (62 %) nicht das Bedürfnis, anderen Menschen etwas „beweisen“ zu müssen.
LSVD: Diskriminierung hält sich hartnäckig
Es gibt also noch viel zu tun mit Blick auf die Lage von bisexuellen Menschen – und das sowohl außerhalb wie innerhalb der LGBTI*-Community. Alva Träbert aus dem Bundesvorstand des Lesben- und Schwulenverbandes erklärt dazu: „Die Diskriminierung und Ausgrenzung bisexueller Personen hält sich bis heute hartnäckig und führt dazu, dass sich Bisexuelle im Schnitt seltener als Lesben und Schwule outen. Fehlende Akzeptanz sowie Gewalterfahrungen, die auf den diskriminierenden Narrativen aufbauen, wirken sich nachweislich besonders negativ auf die psychische Gesundheit von Personen aus, deren Begehren und Liebe nicht nur gleich- oder andersgeschlechtlich ist.“
Mehr Aufklärung über sexuelle Vielfalt gefordert
Dabei sieht Träbert gerade auch innerhalb der LGBTI*-Community noch Verbesserungsbedarf: „Auch in der Regenbogencommunity können sich Personen auf dem Bi+-Spektrum leider nicht immer zuhause fühlen, weil sie auch hier noch viel zu oft mit Misstrauen, diskriminierenden Narrativen und Ausgrenzung konfrontiert sind (…) Staatliche und zivilgesellschaftliche Akteur*innen, aber beispielsweise auch die gesundheitliche Regelversorgung, müssen die spezifischen Bedarfe bisexueller Menschen kennen und berücksichtigen. Wir fordern verbindliche Aufklärung über sexuelle und geschlechtliche Vielfalt in allen relevanten Bildungseinrichtungen, sowohl in der Schule als auch in der Kinder- und Jugendarbeit.“