Machtkampf in Köln Kardinal Woelki wettert gegen Homosexuellenrechte, mehrere Priester wollen ein klares Statement dafür setzen!
Kardinal Rainer Maria Woelki ist einer der Hardliner der deutschen Bischöfe und spricht sich bis heute radikal und streng nach den Weisungen aus Rom gegen jede Form von Reform aus – das betrifft insbesondere Themen rund um die Rechte von Homosexuellen. Der Protest auch innerhalb der Kirche wird dabei immer lauter; heute nun wird er sich diesem nicht mehr verschließen können.
Homosexuelle Segnungen vor dem Dom
Woelki selbst, der sich aktuell mit dem Verdacht des Meineids mit Bezug auf eine mögliche Mitwisserschaft in puncto Missbrauchsvorfälle vor Gericht verantworten muss, maßregelte im Juli den Pfarrer Herbert Ullmann aus Mettmann nahe Düsseldorf, weil dieser auch homosexuelle Paare gesegnet hatte. Anfang des Monats protestierten dagegen dann zwei katholische Kirchengemeinden aus dem Rheinland mit erneuten Segnungen von Schwulen und Lesben. Heute Abend nun werden mehrere katholische Priester eine Segnungsfeier für gleichgeschlechtliche Paare direkt vor dem Kölner Dom zelebrieren.
Einer davon ist der Münchner Geistliche Wolfgang Rothe, selbst homosexuell und ein Vorkämpfer für mehr Rechte von Schwulen und Lesben in der Institution Kirche. Rothe hat den heutigen Tag bewusst gewählt, es ist der Jahrestag von Woelkis Amtseinführung im Jahr 2014.
Streit um Homosexuelle eskaliert immer mehr
Der Streit um die Segnung von Homosexuellen spätestens seit dem Beschuss des Synodalen Weges, einem Gremium aus Bischöfen und Laien, ist vollends in Deutschland entbrannt: Die Mehrheit der deutschen Bischöfe sprachen sich dafür aus, schrittweise bis 2026 flächendeckend in ganz Deutschland die Möglichkeit von homosexuellen Segnungen einzuführen.
Zuletzt erst in dieser Woche auch erneut der Münchner Kardinal Reinhard Marx im Interview mit dem Münchner Merkur - er bekräftigte, dass er homosexuelle Paare segnen würde: „Es kommt immer auf die jeweilige Situation an. Wenn Menschen mich um einen Segen bitten, dann werde ich das auch tun. Wir haben gesehen, dass es Paare gibt, die kirchlich gesehen kein Ehesakrament empfangen können. Wir wollen eine Handreichung machen auf der Ebene der Bischofskonferenz. Aber darauf müssen die Pfarrer nicht warten: Wenn Menschen, die sich lieben, einen Segen erbitten, werden die Seelsorgerinnen und Seelsorger einen Weg finden, damit gut umzugehen und es zu tun.“
Mehrere Hardliner aus Bayern sowie auch Woelki selbst hingegen sind bis heute strikt dagegen, ebenso wie der Vatikan in Rom, der bereits mehrfach und bisher erfolglos die deutschen Geistlichen dazu aufrief, Gehorsam zu üben und von jedweden Reformvorhaben sofort abzulassen. Das Thema dürfte dann auch im Oktober bei der Weltsynode in Rom für heftige Diskussionen führen.
LSVD begrüsst Proteste in Köln
Der Lesben- und Schwulenverband Deutschland zeigte sich indes erfreut über die heutigen Proteste in Köln. Henny Engels aus dem Bundesvorstand erklärte: "Es ist erfreulich, dass seit geraumer Zeit in der römisch-katholischen Kirche in Deutschland die über Jahre strikt ausgrenzende Haltung gegenüber Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans*, inter* und allen queeren Menschen aufgeweicht wird. Wir begrüßen das sehr. Denn dieser Gottesdienst signalisiert Menschen, zu deren Identität ihr persönlicher Glaube ebenso gehört wie ihre geschlechtliche Identität und/oder ihre sexuelle Orientierung, öffentlich Akzeptanz. Das sendet ein klares Zeichen: ´Ihr seid willkommen, ihr gehört zu uns, ihr seid gesegnet – so wie alle anderen auch.´ Wir hoffen, dass viele Verantwortlichen in der römisch-katholischen Kirche diesem Beispiel folgen und den erfreulichen Weg der Öffnung für alle vielfältigen Lebensweisen weiterführen, der bereits durch den Synodalen Weg, die Initiative Out In Church und die Reform des kirchlichen Arbeitsrechts angestoßen wurde."