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Queere Aktivisten fordern Verbot von queer-kritischen Büchern
Rubrik

Zensur von Amazon gefordert Weiteres US-Unternehmen soll sich politisch positionieren

ms - 03.06.2022 - 11:38 Uhr

Immer wieder geriet der Streaming-Anbieter Netflix in den letzten Wochen und Monaten in die Schlagzeilen, weil er Künstlern wie David Chappelle oder Ricky Gervais in mehreren Specials eine Bühne bietet – die beiden Männer aus Amerika und Großbritannien setzen sich ironisch und humoristisch mit der Queer-Theorie auseinander und sorgten damit für viel Ärger vor allem in einem Teil der trans-Community. Nebst der Forderung, die beiden Männer sofort aus dem Programm des Streaming-Dienstes zu verbannen, kam es auch mehrfach zu Protestaktionen innerhalb der Büroräume sowie außerhalb direkt vor der amerikanischen Netflix-Zentrale. Netflix stellte indes mehrfach klar, dass beide Künstler und ihre Ansichten unter die künstlerische Freiheit fallen würden und es wichtig sei, breite Diskussionen zuzulassen. Wer als Mitarbeiter dies nicht mittragen könne, müsse sich fragen, ob er im richtigen Unternehmen arbeite.

Die Empörungswellen waren noch nicht ganz abgeklungen, da kam es nun bei Amazon zu sehr ähnlichen Aktionen. Über dreißig Angestellte des Unternehmens protestierten mit einem "Die-in" während einer Amazon Pride-Veranstaltung auf dem Campus des Unternehmens in Seattle und forderten den Versandhändler und Streaming-Anbieter auf, Bücher, die sich kritisch mit queeren Theorien und der trans-Community beschäftigen, aus dem Angebot zu entfernen.

Der Protest fand während einer Zeremonie statt, bei der die, von Amazon unterstützte LGBTI*-Organisation Glamazon eine Regenbogenflagge zur Feier des Pride-Monats hissen wollte. Mitglieder der Mitarbeiter-Aktivistengruppe “No Hate at Amazon“ unterbrachen rüde die Zeremonie mit einem Die-In, bedeckten sich mit Transgender-Fahnen und legten sich auf den Boden eines öffentlichen Durchgangs zwischen zwei Amazon-Gebäuden, so die Journalistin Katherine Long, die vor Ort war. Im weiteren Verlauf bekräftigten die Mitarbeiter, dass Amazon all jene Bücher zensieren und aus dem Angebot entfernen solle, die sich kritisch oder schlicht negativ zur trans-Community äußern. Einer der Mitarbeiter erklärte: "Viele von uns sind bereit, dieses Risiko einzugehen, denn wir können nicht weiter für dieses Unternehmen arbeiten und seine Politik moralisch ignorieren."

In einer Erklärung an LGBTQ Nation nahm Amazon inzwischen Stellung zu der Protestaktion: "Wir respektieren das Recht unserer Mitarbeiter, sich ohne Angst vor Repressalien, Einschüchterung oder Belästigung zu äußern. Als Buchhändler haben wir uns dafür entschieden, ein sehr breites Spektrum an Meinungen anzubieten, einschließlich Büchern, die mit unseren Unternehmenswerten und -positionen in Konflikt stehen. Wir glauben, dass es möglich ist, beides zu tun - ein breites Spektrum an Standpunkten in unserem Buchladen anzubieten und Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion zu unterstützen."

Amazon war zuletzt mehrfach von Seiten einiger LGBTI*-Organisationen in die Kritik geraten, weil das Unternehmen immer wieder auch queer-kritische Politiker durch Spenden unterstützt haben soll. Der Seattle Pride hatte Amazon daher nicht erlaubt, bei der diesjährigen Demonstration als Sponsor aufzutreten. Amazon selbst bekräftigte indes, dass das Unternehmen die LGBTI*-Community nach wie vor unterstützen würde: "Wir waren frühe und starke Unterstützer der Gleichstellung der Ehe und arbeiten auf Bundes- und Staatsebene an der Gesetzgebung, einschließlich der Unterstützung der Verabschiedung des Gleichstellungsgesetzes. Wir arbeiten auch hart daran, ein inklusives Umfeld für unsere Mitarbeiter zu schaffen und haben im jährlichen Corporate Equality Index der Human Rights Campaign fünf Jahre in Folge eine perfekte Bewertung erhalten."

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