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Zeitenwende für Generation Z
Rubrik

Zeitenwende für Generation Z Stimmungslage wird besser, der Blick in die Zukunft indes pessimistischer

ms - 11.07.2022 - 10:00 Uhr

Die neue Jugendstudie “Junges Europa 2022“ der TUI-Stiftung zeichnet jetzt ein aktuelles Bild nach, wie es der jüngsten Generation Z, von denen sich im Schnitt rund 20 Prozent als queer definieren, geht. Beherrschende Themen sind dabei Klima, Krieg und Corona sowie auch die persönliche Freiheit. Die Mehrheit der jungen Europäer begreift den Krieg in der Ukraine dabei in erster Linie als Zeitenwende für ihre gesamte Generation.

Bereits seit 2017 erfasst die TUI-Studie jedes Jahr das aktuelle Befinden der jungen Menschen zwischen 16 und 26 Jahren. Weitere Umfragen der letzten ein bis zwei Jahre zeigten zudem auf, dass sich keine Generation zuvor so sehr als queer definiert hat. Für die neusten Ergebnisse wurden im April 2022 rund 6.200 junge Europäer befragt. Wenig überraschend ist das beherrschende Thema der Krieg in Europa, besonders junge Menschen aus Spanien und Deutschland empfinden den militärischen Angriff auf die Ukraine als Zeitenwende für ganz Europa, insgesamt stimmen dem auch eine Mehrheit von 83 Prozent zu. Drei Viertel von ihnen sind traurig, wütend und fühlen sich hilflos.

Dabei zeigt sich auf der anderen Seite auch der Trend, dass sich immer mehr junge Europäer wünschen, dass sich die EU vor allem für die Union selbst einsetzt und ihren Einsatz für Freiheit und Demokratie außerhalb von Europa einschränkt – vor allem junge Menschen aus Frankreich, Spanien, Italien und Polen wünschen sich dies. Generell zeigt die Generation Z eine hohe Bereitschaft für persönliches sowie staatliches Engagement, um die humanitäre Lage in einem anderen Land zu verbessern. In puncto Klimawandel ist eine deutliche Mehrheit von 66 Prozent bereit, den eigenen Lebensstandard einzuschränken, um das Klima zu schützen. Rund die Hälfte der jungen Menschen (51%) zeigt sich besorgt, wenn sie an den Klimawandel denken.

Auch die klischeehaft zugewiesene Politikverdrossenheit der jungen Generationen spiegelt sich in der Wirklichkeit kaum wieder – der wichtigste Aspekt für ihre persönliche Freiheit ist für alle jungen Europäer die Möglichkeit, seine politische Meinung frei äußern zu dürfen. Für junge queere Menschen gehören dazu auch Pride- und CSD-Veranstaltungen. Als wichtigste Stärke einer Demokratie nennen junge Europäer so auch die Meinungs- und Pressefreiheit. Unterschiede zeigen sich dagegen bei der Frage, wie wichtig die Demokratie als Staatsform ist – in Frankreich und Spanien sowie überraschenderweise auch in Polen nehmen die Zustimmungswerte wieder zu, was vorsichtig auch auf eine Verbesserung der Situation von LGBTI*-Menschen in Polen hoffen lässt. In Deutschland dagegen gibt es eine tendenzielle Zunahme relativistischer Einstellungen, also der Aussage, dass die Demokratie genauso gut oder schlecht wie eine andere Staatsform sei – beinahe jeder viere junge Deutsche würde dem heute zustimmen. Die größten Schwächen werden dabei insgesamt klar umrissen: Korruption und zu langsame Entscheidungsfindungen. Gerade der letzte Punkt wird immer wieder auch in der LGBTI*-Community heftig diskutiert, wenn es um mehr Rechte und das zähe Erringen dieser geht.

Trotzdem: Die Mehrheit der Generation Z definiert sich klar als Europäer (60%). Ein weiterer positiver Trend: Nach über zwei Jahren Pandemie bezeichnen immer mehr junge Menschen ihren Gefühlszustand als (eher) positiv – gerade unter queeren Jugendlichen war aufgrund der Isolation eine weitere Dramatisierung der emotionalen Lage wahrgenommen worden, wie verschiedene Beratungszentren in den letzten Monaten immer wieder bestätigt hatten. Mit etwas Glück könnte nun die Trendwende einsetzen: In Deutschland beschreiben 44 Prozent der Generation Z ihren Gefühlszustand als positiv – noch vor einem Jahr waren dies nur 32 Prozent. Im europäischen Vergleich sind gerade junge Polen weit vorne – 56 Prozent fühlen sich aktuell gut. Allerdings: Immer weniger junge Menschen blicken insgesamt positiv in die Zukunft – am meisten Hoffnung haben noch die Spanier und Italiener derzeit, doch selbst hier zeigt sich, dass binnen der letzten fünf Jahre der Blick in die Zukunft bei allen düsterer geworden ist. Am pessimistischsten bewerten die Deutschen (35%), die Franzosen (41%) und die jungen Briten (41%) die Lage. Die Studie belegt damit einmal mehr auch die Wahrnehmung der queeren Beratungszentren: 62 Prozent der jungen Europäer geben klar an, dass die Pandemie negative Auswirkungen auf ihre psychische Gesundheit gehabt hat, die Mehrheit (56%) ist zudem der Meinung, dass Corona die Europäer eher gespalten hat.

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