Sexuelle Identität bei Gen-Z Bisexualität unter jungen Frauen nimmt stark zu
Junge Menschen der Generation Z definieren ihre sexuelle Identität zunehmend offener und weniger eindeutig als frühere Generationen. Das geht aus einer internationalen Studie hervor, die auf Daten von mehr als 900.000 Nutzerinnen der Dating-App Zoe basiert. Die Plattform ist eine weltweit verfügbare Dating- und Social-Networking-App, die speziell für lesbische, bisexuelle und queere Frauen konzipiert wurde. Untersucht wurden Angaben von jungen Menschen, die zwischen 1997 und 2006 geboren wurden.
Bisexualität wird zum Normalzustand
Demnach bezeichnen sich rund 45 Prozent der Frauen der Generation Z als bisexuell. Der Anteil liegt damit leicht über dem derjenigen, die sich als lesbisch identifizieren, die 42,2 Prozent ausmachen. Weitere Selbstbezeichnungen waren pansexuell (6,6 Prozent), queer (3,4 Prozent), gay (1,2 Prozent) und asexuell (0,7 Prozent). Der Studienautor Francesco Rampazzo von der Universität Manchester sieht darin einen Ausdruck gesellschaftlicher Veränderungen. „Sexualität ist keine feste Kategorie, sondern ein Spektrum“, erklärte er. Junge Menschen fühlten sich heute weltweit sicherer darin, vielfältige und fluide Identitäten zu benennen und starre Zuordnungen hinter sich zu lassen.
Weitere Daten für die ganze Community
Für die Untersuchung wurden Daten aus mehr als 120 Ländern ausgewertet. Staaten, in denen gleichgeschlechtliche Beziehungen strafbar sind, wurden aus Sicherheitsgründen nicht berücksichtigt. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass sexuelle Fluidität kein regional begrenztes Phänomen ist, sondern international an Bedeutung gewinnt. Ergänzend verweist die Studie auf weitere Erhebungen, etwa aus den USA. Dort gaben 2024 rund 56 Prozent der LGBTIQ+-Erwachsenen an, bisexuell zu sein. Das gilt laut Rampazzo als Hinweis auf eine wachsende Sichtbarkeit und Akzeptanz von Bisexualität.
Nach Einschätzung der Autoren wirken sich die veränderten Selbstzuschreibungen der Generation Z auch auf gesellschaftliche Debatten aus. Die größere Offenheit gegenüber unterschiedlichen Identitäten beeinflusse Diskussionen über Teilhabe, Rechte und Anerkennung innerhalb der LGBTIQ+-Community. Zugleich zeigten die Ergebnisse, dass traditionelle Begriffe wie „lesbisch“ weiterhin genutzt würden und neben neuen Bezeichnungen bestehen bleiben. Die Studie kommt außerdem zu dem Schluss, dass Sexualität zunehmend als individuelle und wandelbare Erfahrung verstanden wird. Die Freiheit, sich eindeutig zuzuordnen oder bewusst offen zu bleiben, werde von vielen jungen Menschen als zentraler Bestandteil ihrer Identität gesehen.