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Netflix verbietet Cancel Culture // © IMAGO / NurPhoto
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Queer-Kritik Im Zentrum stehen Ricky Gervais und David Chappelle

ms - 30.05.2022 - 16:00 Uhr

Ted Sarandos, Co-CEO von Netflix, hat nun mit deutlichen Worten auf die jüngsten Kritiken reagiert, nachdem das Netflix-Special des britischen Comedians Ricky Gervais veröffentlicht worden war. Zuvor stand bereits Komiker Dave Chappelle im Zentrum von Anfeindungen – in beiden Fällen ist es in erster Linie die trans-Community, die gegen die Netflix-Specials vorgeht.

Beide Komiker stellen sich dabei kritisch und ironisch mit den Mitteln der Satire der Frage, wann eine Frau eine Frau ist und setzen sich dabei auch für Frauenrechte ein. Bezeichnend in beiden Fällen ist, dass die beiden berühmten Komiker viele unterschiedliche Gruppen von Menschen satirisch hinterfragen, die einzige Gruppe von Menschen, die dabei allerdings lautstark protestierte, waren trans-Aktivisten. Teilweise wurde zuletzt so auch Gervais nahegelegt, er mache sich über Aids-Kranke lustig – das Gegenteil ist der Fall, er zieht konservative Gläubige dabei durch den Kakao. So zeugen viele lautstarke Aussagen offenbar davon, dass viele Kritiker die Programme gar nicht ganz gesehen haben oder diese bewusst falsch interpretieren wollen.

Diese Erfahrung machte auch Co-CEO Sarandos und erklärte weiter gegenüber der New York Times: „Die Künstler müssen hin und wieder die Grenze überschreiten, um herauszufinden, wo die Grenze liegt. Niemand würde sagen, dass das, was beispielsweise Chappelle tut, nicht durchdacht oder klug ist, man ist nur nicht mit ihm einverstanden."

Im weiteren Gesprächsverlauf verteidigt er so auch Statements von J.K. Rowling und erklärte weiter mit Blick auf Chappelle und Gervais: "Ich denke, dass es für die amerikanische Kultur im Allgemeinen sehr wichtig ist, freie Meinungsäußerung zu haben. Wir gestalten ein Programm für viele verschiedene Menschen, die unterschiedliche Meinungen, Geschmäcker und Stile haben, und trotzdem machen wir nicht alles für jeden. Wir wollen zwar etwas für jeden schaffen, aber nicht alles wird für jeden sein."

Sarandos weigerte sich wiederholt, die Specials zu verurteilen und erklärte dabei auch deutlich, dass es sich nicht um Hassreden handele. Die Kunst des Briten und des Amerikaners sei mit seinen Prinzipien gut vereinbar, zudem beteuerte er weiter in Bezug auf die Entscheidung, David Chappelle ins Programm des Streaming-Anbieters zu nehmen: "Es war eine  großartige Gelegenheit, jemanden zu nehmen, wie in Daves Fall, der nach allen Maßstäben einer der Comedians unserer Generation ist und der mit Sicherheit der beliebteste Comedian auf Netflix ist."

Zuletzt hatte Netflix auch seine Richtlinien zur Arbeitsplatzkultur geändert und auf die Wichtigkeit der freien Meinungsäußerung und der kulturellen Vielfalt hingewiesen. Wer das nicht könne oder mittragen wolle, der möge sich als Angestellter überlegen, ob „Netflix vielleicht nicht der beste Ort für Sie ist.“

Zum Abschluss des Interviews bekräftigte Sarandos dann noch einmal die Meinungsfreiheit von Künstlern: "Früher war das ein sehr liberales Thema, es ist also eine interessante Zeit, in der wir jetzt leben. Ich habe immer gesagt, wenn wir in den USA zensieren, wie sollen wir dann unsere Inhalte im Nahen Osten verteidigen?"

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