Nord-Süd-Kluft an Unis Karlsruhe: Queerfreundlichste Hochschule Deutschlands
In einer neuen Studie unter 2.000 Studierenden bundesweit wurde das Karlsruher Institut für Technologie zur queerfreundlichsten Hochschule Deutschlands gewählt. Im frisch vorgelegten "LGBT-Campus-Index" schnitt die Karlsruher Universität mit einer beeindruckenden Bewertung von 8,39 Punkten aus zehn möglichen ab. Bemerkenswert: Während Karlsruhe ein Gefühl von Akzeptanz vermittelt, enden gerade viele bayerische Universitäten im unteren Feld. Entlang der Bewertungsskala markieren Hochschulen aus Mittelfranken sogar das Schlusslicht.
Campus-Klima
Der Index, der insgesamt 67 Universitäten einbezieht, spiegelt ein deutliches Nord-Süd-Gefälle wider. Die Philipps-Universität Marburg, die Carl von Ossietzky Universität Oldenburg und die Freie Universität Berlin belegen Spitzenplätze, dagegen liegen drei von vier Schlusslichtern in Bayern. Insbesondere die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg fällt auf – nicht zuletzt wegen kontroverser Aussagen von Professor Werner Thiede zur Gleichbehandlung von lesbischen und schwulen Paaren. Technische Hochschulen schneiden oftmals schlechter ab, jedoch ist das Karlsruher Institut hier die viel zitierte Ausnahme. Wichtige Faktoren der Umfrage waren das subjektive Sicherheitsempfinden, existierende Anlaufstellen für queere Studierende und die institutionelle Einbindung von Diversität.
Im Unterschied hierzu zeigt eine aktuelle Publikation des Deutschen Studentenwerks, dass noch immer fast jede vierte Person der queeren Community Diskriminierung an Hochschulen erlebt hat. Beratungsangebote, Netzwerke und Sensibilisierungskampagnen bleiben laut Expertinnen und Experten damit elementare Bausteine, um Lernumfeld und mentale Gesundheit für alle Studierenden zu verbessern.
Auffällig ist auch, dass Studentinnen die Situation an ihren Hochschulen im Schnitt positiver bewerten als ihre männlichen Kollegen. Fast 60 Prozent aller Befragten vergaben einen Wert von sieben oder mehr Punkten. Dies belegt laut Sozialforschenden einen steigend offenen Umgang mit sexueller und geschlechtlicher Vielfalt – zumindest in Teilen der Hochschulwelt.
Der Index wirft ein neues Licht auf die soziale Verantwortung von Bildungseinrichtungen. Während einzelne Universitäten gezielt Strukturen für Toleranz und Teilhabe fördern, besteht an vielen Standorten Nachholbedarf. Die Debatte um Schutzräume, Diversitätsförderung und sichtbare Akzeptanz wird die Hochschullandschaft auch künftig begleiten: Werden Deutschlands Unis zur echten Vorreiterin für queere Teilhabe?