Missbrauch vor Gericht TikTok-Star Avemoves berichtete über Erfahrungen mit Tanztrainer
Mit großem Medienandrang hat gestern der Prozess gegen den Bremerhavener Tanztrainer Feriz S. (35) in Bremen begonnen. Der langjährige Hip-Hop-Lehrer, der in der regionalen Szene eine prägende Rolle spielte, steht unter dem Verdacht, zwischen 2009 und 2022 vier Jungen sexuell missbraucht zu haben. Die Staatsanwaltschaft führt 39 Einzeltaten auf. Ans Licht gekommen war der Fall durch den Influencer „Avemoves“.
TikTok-Star bringt Fall ins Rollen
Der Angeklagte wurde in Handschellen in den Gerichtssaal geführt. Sein Gesicht verbarg er hinter einem Aktenordner; an seiner Seite sein Verteidiger Thomas Domanski. Die Vorsitzende Richterin entschied kurz darauf, die komplette Hauptverhandlung nichtöffentlich zu führen. Sowohl die jungen Zeugen als auch der Angeklagte seien besonders zu schützen, begründete sie. Die Vorwürfe beträfen „den intimsten Kernbereich des Angeklagten“.
Dass der Fall überhaupt publik wurde, geht nicht auf Ermittlungen der Behörden zurück. Auslöser war ein YouTube-Video aus dem Frühjahr 2025, veröffentlicht von einem Mann, der inzwischen zu den erfolgreichsten Social-Media-Influencern weltweit gehört: „Avemoves“, ein 26-jähriger Tänzer mit rund 17 Millionen TikTok-Fans. In dem Clip berichtete er, sein damaliger Trainer habe ihn über fünf Jahre hinweg immer wieder missbraucht. Seine Fans sehen ihn üblicherweise nur mit Maske – doch in diesem Video spricht er offen über die Erlebnisse seiner Kindheit.
Schilderungen des mutmaßlichen Opfers
Avemoves beschreibt, dass er zehn Jahre alt gewesen sei, als die Übergriffe begonnen hätten. Es sei häufig während Wettkämpfen, bei gemeinsamen Übernachtungen in Hotels und nach dem Duschen passiert. „Ich dachte, er ist mein Freund“, sagt er im Video. Er berichtete zudem über die Folgen für seine spätere Jugend und sein junges Erwachsenenleben: „Ich konnte nicht schlafen, hatte Panik. Ich hab’ immer gedacht: Das war meine Schuld.“ Die psychischen Belastungen führten zu Depressionen und dazu, dass er den Tanzsport zeitweise aufgab: „Ich hab’ damit aufgehört, um alles zu verdrängen. Und glaubt mir: Es war wirklich schlimm. Nicht einfach nur ein unangemessenes Berühren – es war richtig ernst.“
Das Video entstand in seinem Appartement in Tokio und wurde etwa sieben Monate vor Prozessbeginn veröffentlicht. Avemoves erstattete im Anschluss Anzeige; seit dem Frühjahr befindet sich Feriz S. in Untersuchungshaft. Bis dahin war der Mann über viele Jahre hinweg eine feste Größe in der Hip-Hop-Tanzszene Bremerhavens. Eltern vertrauten ihm bei Trainingslagern, Hotelübernachtungen und Wettkampfreisen ihre Kinder an. Der verheiratete Familienvater galt als engagierter Coach und Mentor.
Obwohl Avemoves den Stein ins Rollen brachte, trat er selbst nicht als Nebenkläger auf und ist auch nicht im Gerichtssaal präsent. Sein Appell aus dem Video verbreitete sich dennoch: „Und wenn euch so etwas passiert ist, sprecht mit wenigstens einer Person darüber. Ich flehe euch an: Habt den Mut. Tut es für andere, rettet sie!“ Im Fall einer Verurteilung droht Feriz S. eine Freiheitsstrafe von bis zu 15 Jahren. Mit einem Urteil ist nach aktuellem Stand Ende Februar 2026 zu rechnen.