LSVD kritisiert Axel-Springer-Verlag Springer-Verlag verbreite “pseudowissenschaftlichem Unfug“
Es war ein geplanter Skandal, den die Zeitung die „Die Welt“ lanciert hat: In einem Artikel im Online-Portal der Zeitung erschien am Mittwoch ein Beitrag mit der Frage, wie sehr ARD und ZDF mit ihren Beiträgen und Programminhalten rund um das Thema LGBTI* und Queerness Jugendliche und Kinder sexualisieren würden. Zudem wurde kritisiert, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk quer durch alle Programme hindurch oftmals leichtfertig über Fragen der Geschlechtsidentität sowie auch der Transsexualität berichtet, ohne dabei biologische Tatsachen und wissenschaftliche Erkenntnisse wahrheitsgemäß darzustellen. Ähnliches wurde heute auch in einem öffentlichen Brief erklärt, den rund 300 Persönlichkeiten aus Deutschland, darunter auch über 100 Wissenschaftler und Mediziner, unterschrieben haben (SCHWULISSIMO berichtete).
Der Lesben- und Schwulenverband Deutschland hat nun auf den Online-Artikel der Welt reagiert und wirft dem Mutterkonzern, dem Axel-Springer-Verlag, transfeindliche Hetze und pseudowissenschaftlichen Unfug vor. Konkret erklärt Alfonso Pantisano aus dem LSVD-Bundesvorstand: „Dass die Welt und der Axel-Springer-Verlag zum Auftakt des Pride Monats den gefährlichen Falschaussagen zahlreicher Akademiker eine Plattform bieten und es ermöglichen, dass mit Begriffen wie ´Transgender-Ideologie´, ´Umerziehung´ und ´Sexualisierung´ gegen trans-, intergeschlechtliche und nicht-binäre Menschen gehetzt wird, ist erschreckend. Unter dem Mantel einer vermeintlichen Objektivität und akademischen Seriosität werden Falschbehauptungen gestreut, und ein offenes, diskriminierungsfreies und wertschätzendes Verständnis für die Verschiedenheit und Vielfalt der partnerschaftlichen Beziehungen, sexuellen Orientierungen und geschlechtlichen Identitäten wird dämonisiert.“
Im weiteren Verlauf erklärt der LSVD, dass die Verwendung der Bezeichnung “Transgender-Ideologie“ ein zentraler Kampfbegriff rechtspopulistischer, rechtskonservativer oder rechtsreligiöser Akteure sei und darauf abziele, die Gleichbehandlung von trans-Personen sowie die Gleichstellungspolitik abzuwehren. Zudem hinterfragt der LSVD, wie es der Verlag mit Stammsitz in Berlin vereinbaren könne, „gefährlichen Thesen von Gleichstellungsgegnern“ einen Platz zu geben und kurz darauf Flagge beim Berliner CSD im Juli zeigen zu wollen. „Es ist wichtig, dass sexuelle und geschlechtliche Vielfalt in den Formaten der öffentlich-rechtlichen Sender einen Platz hat. Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen sind Teil gesellschaftlicher Selbstverständlichkeit. Der unaufgeregte Umgang mit vielfältigen Lebensweisen und Identitäten stärkt alle Kinder und Jugendlichen und wirkt gegen die vergiftete Ideologie von Gleichstellungsgegnern. Geschlecht ist vielfältig und nicht allein über biologische Merkmale zu bestimmen. Die Anerkennung der Geschlechtsidentität gehört zu den Grundrechten. Anders als mitunter behauptet, geht es trans-Personen weder darum, Geschlecht abzuschaffen, noch Biologie oder Körper zu negieren“, so Pantisano abschließend.