LGBTI* an Schulen verboten? Die Gräben an amerikanischen Schulen werden immer größer
Was in Deutschland der überschaubare Teil der „besorgten“ Mütter und Väter aus dem zumeist extrem konservativen bis rechts außen Lager vertreten, wird in Amerika immer mehr zu einer gesellschaftlich akzeptierten Meinung: LGBTI* haben an Schulen nichts zu suchen. Man möge sie soweit wie möglich zum Schweigen bringen.
Es mag wie Einzelfälle klingen, doch die schiere Anzahl der Vorfälle allein in den letzten Tagen lässt dahinter ein Denksystem vermuten, das man als mehrheitlich längst überwunden empfunden hat. In einer Schulzeitung im Bundesstaat New York versuchte der Schuldirektor zu verbieten, dass ein 17-jähriger Schüler als seine bisher größte Herausforderung im Leben sein Coming Out als Homosexueller benennt. Zur gleichen Zeit will ein neu gewählter Präsident einer lokalen Schulbehörde in Virginia, Kirk Twigg, Bücher der Schulbibliothek mit LGBTI*-Inhalten verbrennen lassen. Man müsse sehr wachsam sein bei diesen Büchern, denn sie enthielten „böse Dinge“, so Twigg (NBC Washington). Befeuert wird diese Diskussion eifrig von konservativen Republikanern vor Ort, die gerne jede Information über LGBTI* unterbinden wollen.
Zu guter Letzt hat die mormonische Universität in Provo, Utah, soeben neue Regeln erlassen, die es künftig unterbinden sollen, sich in irgendeiner Weise für LGBTI* einzusetzen (Salt Lake Tribune). Die Brigham Young University (BYU) drohte den Schülern und Lehrern, diese zu disziplinieren oder verhaften zu lassen, sollten sie sich dagegen auflehnen. Hintergrund war eine Aktion vom März 2021. Damals ließen rund vierzig Studenten das Wahrzeichen der Universität, ein rund 115 Meter hohes “Y“, mithilfe von farbigen Taschenlampen in den Regenbogenfarben erstrahlen. Die Aktion war in der ganzen Stadt zu sehen. In den neuen Regeln wurde jetzt festgehalten, dass bereits die Zusammenkunft von zwei Studenten verboten ist, wenn sie einen Standpunkt öffentlich vertreten wollen, der nicht zuvor von der Universität erlaubt wurde. Ferner dürfen alle Studentenproteste nicht der kirchlichen Lehre oder der Politik widersprechen.
Sind das alles nur bedauernswerte und aus der Ferne betrachtet beinahe skurrile Einzelfälle? Ab wann steckt ein System dahinter? Und wann ist der Punkt erreicht, indem die dahinter stehende Doktrin mehrheitsfähig geworden ist, sodass heutige Studenten und Schüler in ein paar Jahren Gesetze unterstützen könnten, die „andersartige“ Lebensweisen wie LGBTI* ablehnen?