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Leise Hoffnung in den USA
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Leise Hoffnung in den USA Kein Durchmarsch der homophoben US-Hardliner im Kongress

ms - 10.11.2022 - 15:00 Uhr

Die gute Nachricht vorweg: Der befürchtete Erdrutsch-Sieg der Republikaner bei den Zwischenwahlen in den USA ist ausgeblieben. Präsident Joe Biden erklärte jetzt, es sei ein guter Tag für die Demokratie gewesen. Die LGBTI*-Community kann in einzelnen Bundesstaaten historische Siege verzeichnen, muss aber andererseits auch damit leben, dass einige homophobe Hardliner wie Floridas Gouverneur Ron DeSantis (“Don´t Say Gay“-Gesetz) oder der texanische Gouverneur Greg Abbott in ihrem Amt bestätigt wurden. Abbott hatte dafür gesorgt, dass Eltern von Trans-Jugendlichen als Kinderschänder gebrandmarkt werden. Darüber hinaus sind die Mehrheitsverhältnisse in beiden Häusern des Kongresses noch immer nicht klar.

Keine LGBTI*-Blockade-Politik im Kongress

Allerdings dürfte nach aktuellem Stand die Chance bestehen, dass die Republikaner nicht in beiden Kammern die Mehrheit stellen werden, sodass sie nicht alle LGBTI*-freundlichen Gesetze von Biden blockieren und ihre eigenen Anti-LGBTI*-Gesetzentwürfe voranbringen können. Aktuell führen die Republikaner leicht im Repräsentantenhaus, im Senat hingehen herrscht beinahe Gleichstand zwischen Demokraten und Republikanern. In beiden Kammern fehlen noch Stimmen, zudem wird Anfang Dezember höchstwahrscheinlich eine Stichwahl in einem Bundesstaat nötig werden – erst dann lässt sich final sagen, wie die Mehrheitsverhältnisse aussehen.

Historische Siege für die Community

Historisch für die LGBTI*-Community waren die Zwischenwahlen allein schon deswegen, weil erstmals in allen fünfzig Bundesstaaten LGBTI*-Kandidaten für staatliche Ämter kandidiert hatten. Zu den größten Gewinnern dürfte unter anderem Maura Healey aus Massachusetts gehören, sie ist die erste geoutete lesbische Gouverneurin in der Geschichte der USA. In ihrer Dankesrede sagte sie: "Ich hoffe, der heutige Abend zeigt euch, dass ihr sein könnt, was und wer immer ihr sein wollt, und dass euch nichts und niemand jemals in die Quere kommen kann, außer eure eigene Fantasie, und das wird nicht passieren."

Rund 350 LGBTI*-Menschen wurden in ein Amt gewählt

Ebenso über einen Sieg freuen konnte sich der erste Trans-Mann, der in ein US-Bundesparlament gewählt wurde - der Demokrat James Roesener. Im Repräsentantenhaus von Vermont wird dann Becca Balint als erste Lesbe überhaupt Platz nehmen und in Delaware freute sich die erste transsexuelle Senatorin der USA, Sarah McBride, über ihre Wiederwahl. Ebenso eine zweite Amtszeit tritt der schwule Gouverneur Jared Polis in Colorado an. Insgesamt schafften es von den über 1.000 Kandidaten rund 350 LGBTI*-Menschen in ein Amt. Für die LGBTI*-Community heißt es nun Daumen drücken, wie schlussendlich am Ende tatsächlich die Mehrheitsverhältnisse in beiden Häusern des Kongresses aussehen werden, doch schon jetzt lässt sich sagen, dass die befürchtete Endzeit-Stimmung höchstwahrscheinlich ausgeblieben ist.  

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