Direkt zum Inhalt
Kritik an Sexualleben von Sven Lehmann // © IMAGO / Panama Pictures
Rubrik

Kritik an Sven Lehmann Kernfrage: Darf auch eine bekannte Person ein aktives Sexualleben haben?

ms - 30.05.2022 - 11:00 Uhr

Der Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann, ist erneutin die Kritik geraten – nachdem er zunächst bzgl.seiner Haltung zum geplanten Selbstbestimmungsgesetz und seiner Weigerung, mit besorgten Frauen mehrfach überhaupt reden zu wollen, in die Kritik geraten war, kommen nun von politischer Seite abermals abwertende Äußerungen mit Bezug auf das Verhalten von Lehmann.

Dem vorausgegangen war ein umstrittenes Urteil des Bundesverwaltungsgerichts gegen die erste trans-Kommandeurin der Deutschen Bundeswehr, Anastasia Biefang. Die bekannte Bundeswehr-Persönlichkeit hatte auf Tinder nach sexuellen Kontakten gesucht und dies mit den Worten beschrieben: "Spontan, lustvoll, trans*, offene Beziehung auf der Suche nach Sex. All genders welcome". Daraufhin hatte Biefang einen Verweis bekommen, gegen den sie klagte und verlor. Das Bundesverwaltungsgericht erklärte, dass durch dieses Verhalten ein "Zweifel an der charakterlichen Integrität" entstanden sein könnte.

Lehmann nannte diese Entscheidung einen Skandal, die Bundestagsfraktionen der Grünen und der FDP forderten inzwischen, dass die Dienstvorschriften nicht so weit ins Privatleben eingreifen dürften. Lehmann erklärte zudem via Twitter: „Ich bin schwul, habe eine offene Beziehung und ein Profil auf Dating-Apps. Wäre ich bei der Bundeswehr, würde mir die ´charakterliche Integrität´ abgesprochen. Ich bin aber Staatssekretär. In einer Bundesregierung, für die wichtig ist wie man arbeitet - nicht wie man datet.“

Lehmann erhielt für seinen Tweet breite Unterstützung, immer wieder wurde das Urteil als prüde eingestuft.

Mehrere CDU-Politikerinnen kritisierten nun dagegen die Äußerungen des Queer-Beauftragten.

Die ehemalige Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) erklärte via Twitter: „Ich bin nicht schwul, habe keine offene Beziehung und kein Profil auf Dating-Apps. Daraus leite ich keine politische Forderung ab. Wer schwul in offener Beziehung mit Dating-Profil lebt: seine Entscheidung, anders, nicht besser. Aber: Das ist Privatsache, keine Parlamentarischer-Staatssekretär-Berufsbeschreibung.“

Und CDU-Bundestagskollegin Katja Leikert schrieb zudem: "Ernsthaft? Too much information, Herr Kollege. Will ich das wirklich wissen, wozu?".

Die neusten Tweets haben abermals zu hitzigen Diskussionen geführt, gerade auch deswegen, weil beide Politikerinnen in der Vergangenheit auch gerne private Details aus werbewirksamen, politischen Gründen veröffentlicht hatten.

Die Kernfrage bleibt indes noch unbeantwortet: Warum sollte es überhaupt jemanden interessieren, was ein anderer Mensch sexuell macht, solange er dabei nicht direkt seine Fähigkeiten in einem Beruf einschränkt?

Auch Interessant

Groteske Gerichtsfarce

42 Menschen wegen Pride vor Gericht

In der Türkei stehen aktuell 42 Menschen wegen der Teilnahme an einem Pride vor Gericht. Pikant dabei: Jetzt zeigt ein Gutachten die Polizeigewalt.
Ehe für alle

Liechtenstein beschließt Homo-Ehe

Freude! Als letztes deutschsprachiges Land hat jetzt auch Liechtenstein die Ehe für alle beschlossen. Ab 2025 können Schwule und Lesben "Ja" sagen!
IDAHOBIT 2024

Massen-Outing oder Bundesrat-Klatsche?

Der IDAHOBIT 2024 wird spannend: Zwischen Gedenken, Aktivismus gegen Homophobie, Selbstbestimmungsgesetz im Bundesrat und Massen-Outing im Fußball...
Offene Fragen

Reformpläne für Regenbogenfamilien

Justizminister Buschmann (FDP) zeigt sich zuversichtlich, dass die Reform für Regenbogenfamilien kommt - es gebe aber auch noch "offene Fragen"...