Kritik am Gesundheitssystem Schwulenberatung Berlin betont Lage von Flüchtlingen
Die Schwulenberatung Berlin übt jetzt Kritik am Gesundheitssystem in Deutschland, insbesondere an der psychosozialen Versorgung und Rehabilitation für Opfer von Krieg, Folter, Verfolgung und Flucht. Insbesondere homosexuelle wie auch queere Flüchtlinge haben aus vielfältigen Gründen heraus Hass und Gewalt erlebt – dem adäquat zu begegnen, ist in der Bundesrepublik demnach ein großes Problem.
Diskrepanz im Gesundheitsbereich
Konkret betont der Verein dabei: „Das deutsche Gesundheitssystem ist für eine bedarfsgerechte gesundheitliche und psychosoziale Versorgung von Schutzsuchenden nicht gut aufgestellt. Zum einen fehlt es an einem qualifizierten Verfahren zur Ermittlung besonderer Bedarfe. Dies gilt insbesondere für nicht offensichtliche Bedarfe, wie bei Personen mit psychischen Erkrankungen oder Personen, die Folter, Vergewaltigung oder sonstige Formen schwerer Gewalt erlitten haben.“
Zum anderen mangele es an passenden Angeboten für diese Zielgruppe in der gesundheitlichen Regelversorgung, so die Schwulenberatung weiter: „Die Gründe hierfür sind unter anderem fehlendes Fachwissen über die Zusammenhänge zwischen Flucht und psychischer Gesundheit, fehlende interkulturelle Kompetenzen, fehlende Kostenübernahme von Psychotherapien und weiteren psychosozialen Leistungen sowie fehlende qualifizierte Sprachmittlung beziehungsweise deren Kostenübernahme.“
Nachhaltige Hilfe schwierig
Die Schwulenberatung Berlin ist zusammen mit anderen psychosozialen Zentren ein Teil des Kooperationsprojekts „bedarfs.gerecht“ der Bundesarbeitsgemeinschaft der psychosozialen Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer, kurz BafF. Die Psychosozialen Zentren (PSZ) versuchen seit Jahrzehnten, Flüchtlingen und Schutzsuchenden sowie Opfern von Folter, schwerer Gewalt oder Vergewaltigungen bestmöglich mittels Psychotherapien, Sozialberatung und weiteren Angeboten zu helfen.
Das Problem: „Die Leistungen der PSZ sind aufgrund ihrer prekären Finanzierung, meistens über zeitlich befristete Fördergelder, nicht nachhaltig. Vor diesem Hintergrund ist ein Transfer der Ansätze der PSZ in die gesundheitliche Regelversorgung notwendig, um sicherzustellen, dass ihre etablierten Ansätze auch in Zukunft aufrechterhalten werden können“, fordert die Schwulenberatung weiter. Die anstehenden Aufgaben sind dabei vielfältig, von niedrigschwelligen Angeboten, mehr Engagement im Bereich Forschung und Vermittlung bis hin zur stärkeren Zusammenarbeit mit Leistungsträgern und Behörden. Der Kernpunkt dabei ist allerdings die generelle Sensibilisierung des Gesundheitssystems für spezifische Bedarfe, insbesondere müsse dabei ein besonderer Fokus auf Jugendliche und LGBTIQ+-Menschen gelegt werden.