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Eine Liebe in Kriegszeiten

Eine Liebe in Kriegszeiten Eine schwule Liebesgeschichte, die zu Herzen geht

ms - 29.12.2025 - 12:00 Uhr
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Es ist eine herzzerreißende Geschichte über schwule Liebe während des Zweiten Weltkriegs: Die zwei britischen Soldaten Gilbert Bradley und Gordon Bowsher verliebten sich kurz vor Kriegsbeginn 1938 ineinander und schrieben sich hunderte Liebesbriefe von der Front. Nun soll die bewegende Geschichte verfilmt werden. 

600 geheime Briefe 

Bei einer Hausbootparty in Südengland trafen die beiden jungen Männer erstmals aufeinander. Schnell entfachte sich zwischen den beiden Jungs eine heiße Liebschaft, bevor der eine als Schütze und der andere als Infanterist in den Krieg ziehen mussten. Über die Jahre schrieben sich die beiden Männer Hunderte von sehr intimen Liebesbriefen, die Bowsher stehts mit einem „G“ unterschrieb und seinen Freund dazu aufforderte, sie nach dem Lesen direkt zu verbrennen. Die schwule Liebe hätte ihnen beiden sehr gefährlich werden können, Homosexualität war bis 1957 illegal, homosexuelle Handlungen wurde mit zehn Jahren Gefängnis bestraft. 

Bradley gehorchte allerdings nicht, er behielt die Dokumente, die bis heute erhalten sind. Erst nach seinem Tod 2008 wurden sie durch Zufall publik und geben heute seltene Einblicke in eine besondere Liebesgeschichte vergangener Tage. Über eine Entrümplungsfirma und einen Händler, der sich auf Militärpost spezialisiert hatte, gelangten die Briefe schlussendlich zu Mark Hignett, dem Kurator eines kleinen Museums in Oswestry, Shropshire. Er erkannte den historischen Wert darin und sammelte daraufhin mehr als 600 Briefe über die geheimnisvolle Romanze, um sie der Öffentlichkeit zu präsentieren. 

Eine Geschichte für die große Leinwand

Im Jahr 2017 schließlich erweckte die Geschichte das Interesse zweier US-Filmemacher, dem Ehepaar Andy und Danny Vallentine, die daraus 2021 einen Kurzfilm mit dem Titel „The Letter Men“ machten. Vier Jahre später wollen die beiden Kreativen nun einen echten Kinofilm aus der Geschichte entwickeln. „Damals war es wirklich schwer, die Leute davon zu überzeugen, einen Spielfilm über zwei schwule britische Soldaten zu machen. Der Kurzfilm war für mich eine Möglichkeit zu sagen: Seht her, ich kann es schaffen. Ich brauche nur mehr Geld“, so Andy Vallentine. Er und sein Mann sind seit zehn Jahren verheiratet und haben eine dreijährige Tochter. Inzwischen hat die erste Produktionsfirma in Los Angeles ernsthaftes Interesse bekundet. 

Es geht dabei nicht nur um den Traum zweier schwuler Filmemacher, sondern um eine besondere Botschaft über Liebe, die so in die Welt hinaus getragen werden könnte: „Die meisten queeren Menschen verbrannten damals ihre Briefe aus Angst vor Entdeckung, daher ist die Tatsache, dass in diesem Fall über 600 Briefe aufbewahrt worden sind, so unglaublich. Zudem sind die Texte sehr poetisch, die Worte unglaublich schön. Einige Briefe sind acht Seiten lang und beschreiben ihre Geschichten und ihre gemeinsamen Wochenenden in Devon oder Gordons Zeit in London während des Blitzkriegs. Sie sind ein unglaublicher Einblick in die Geschichte dieser Zeit. Und obwohl wir Gilberts Briefe nicht haben, hat Gordon oft mehrere Briefe pro Woche geschickt. Man versteht also in etwa, was sie sagen, weil Gordon in Gilberts Briefen Fragen beantwortete. Es ist einfach eine unglaubliche Entdeckung.“ 

Briefe für eine aufgeklärtere Zeit 

Beide Männer überlebten den Zweiten Weltkrieg, ihre Liebe hatte jedoch nicht Bestand. Bradley wurde nach Kriegsende nach Schottland geschickt – die Entfernung beendete irgendwann ihre Beziehung und Bradley verliebte sich in zwei andere Männer. Bowsher immigrierte später nach Kalifornien, Bradley blieb in seiner englischen Heimat Oswestry, inzwischen sind beide verstorben. 

Das, was das schwule Paar zusammen hatte, ist heute nur noch in ihren Briefen bewahrt. Bowsher selbst schrieb ironischerweise in einem seiner Liebesbriefe an Bradley: „Für mich ist unsere Liebe so groß, dass ich das Gefühl habe, sie kann nicht existieren, ohne dass die ganze Welt davon erfährt. Wäre es nicht wundervoll, wenn all unsere Briefe in der Zukunft, in einer aufgeklärteren Zeit, veröffentlicht werden könnten? Dann könnte die ganze Welt sehen, wie verliebt wir sind.“

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