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Katholikentag: Annährung an LGBTI*? // © IMAGO / Arnulf Hettrich
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Katholikentag Stärkster Besucherrückgang seit 50 Jahren

ms - 30.05.2022 - 17:00 Uhr

Der Deutsche Katholikentag konnte bis vergangenen Sonntag innerhalb von fünf Tagen insgesamt rund 27.000 Besucher in Stuttgart verzeichnen – damit ging die Zahl der Besucher im Vergleich zum letzten Katholikentag (2018) um rund 70 Prozent zurück – der stärkste Rückgang der Besucherzahlen seit mehr als 50 Jahren ist wesentlich auf die Missbrauchsskandale der Kirche und ihre noch immer mehrheitlich negative Einstellung gegenüber Frauen und LGBTI*-Menschen zurückzuführen. Erstmals in der Geschichte der Kirchen in Deutschland ist seit mehreren hundert Jahren die Zahl der Gläubigen seit 2021 auch unter die 50-Prozent-Hürde gefallen. Vertreter des Kirchentages selbst machten hingegen auch die Corona-Pandemie für den starken Besucherrückgang verantwortlich.

Immer wieder wurde in den Tagen auch auf die Pläne eingegangen, Segnungen von Homosexuellen zuzulassen, Frauen gleichberechtigt in die Kirche einzubinden und auch LGBTI*-Menschen offiziell am Dienst in der Kirche teilhaben zu lassen, wie das anfangs des Jahres noch die vielbeachtete Aktion #outinchurch gefordert hatte. Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, erklärte mit Blick auf die geforderte Kirchenreform: „Der Synodale Weg, auf dem die Kirche in Deutschland unterwegs ist, muss spürbare Veränderungen erwirken.“ Dabei beteuerte Stetter-Karp, dass man die Erfahrungen von Stuttgart bis zum nächsten Katholikentag 2024 in Erfurt gründlich auswerten wolle.

Schöne Worte – allein, es fehlt der Glaube. Immer mehr Homosexuelle äußerten sich auch nach den bisherigen Aktionen 2022 kritisch gegenüber der katholischen Kirche: Trotz einer bundesweiten Segnungsaktion von Schwulen und Lesben, trotz der Entschuldigung von Kardinal Marx für die Anfeindungen der Kirche gegenüber Homosexuellen, bleibe die Institution Kirche im Zentrum unberührt. Der Großteil der hochrangigen Vertreter der römisch-katholischen Kirche beteuert immer wieder, dass man strikt an dem bisherigen Kurs festhalten wolle – kurzum, es ändert sich weiter nichts. Dem widersprach allerdings der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, und betonte, dass man sich für die weltweit geforderten Reformen bei der, von Papst Franziskus angekündigten Weltsynode einsetzen wolle: „Da haben wir eine Chance, die nicht grösser sein kann. Ich bin sicher, diese Fragen kommen nicht nur aus Deutschland.“

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