Homo-Ehe weltweit LGBTI*-Organisation Forbidden Colours warnt vor Rückschritten
Belgien feiert in diesen Tagen 20 Jahre Homo-Ehe – der Belgier Rémy Bonny, seines Zeichens Direktor der international tätigen LGBTI*-Organisation Forbidden Colours mahnt jetzt in eindringlichen Worten davor, die erreichten Ziele als selbstverständlich anzusehen. „Wir haben in Belgien einen langen Weg zurückgelegt, aber es liegt noch ein langer Weg vor uns, in Belgien und international. 20 Jahre Gleichstellung der Ehe sind ein erster Schritt. Die Homo-Ehe gibt es seit 20 Jahren in unserem Land, aber in großen Teilen der Welt ist sie noch nicht selbstverständlich!“
Stagnationen bei LGBTI*-Rechten
Belgien war nach den Niederlanden das zweite Land weltweit, das gleichgeschlechtliche Ehen erlaubte. Seitdem haben rund 35 Länder weltweit diese Möglichkeit geschaffen, aber in vielen weiteren Ländern gibt es noch viel Raum für Verbesserungen. In einigen Ländern ist sogar ein Rückgang der Gleichberechtigung von LGBTI*-Personen zu verzeichnen, so Bonny gegenüber VRT-News: "Wir können auch feststellen, dass es in den letzten 5-6 Jahren eine Stagnation gab. Wenn wir uns in Europa umschauen, gibt es tatsächlich eine Art eisernen Vorhang - oder einen ´rosa Vorhang´ - an der Grenze zum ehemaligen kommunistischen Europa."
Bonny verweist dabei auf Länder wie Polen, Ungarn, Russland, Litauen oder Rumänien. "Wir stellen fest, dass es in Mittel- und Osteuropa eine Stagnation oder sogar einen Rückschritt bei den LGBTI*-Rechten gibt", so Bonny weiter. Selbst in Italien, wo die gleichgeschlechtliche Ehe noch nicht existiert, wurde im vergangenen Jahr ein Gesetzentwurf zum Verbot der Diskriminierung von Personen abgelehnt. Bonny hatte bereits im vergangenen Jahr eindringlich im SCHWULISSIMO-Interview vor den jüngsten Entwicklungen in Europa gewarnt.
LGBTI*-Community wird als Sündenbock missbraucht
In anderen Teilen der Welt sei es noch schlimmer. "In Afrika - außer in Südafrika - gibt es überhaupt keine gleichgeschlechtliche Ehe. Schlimmer noch, in vielen afrikanischen und arabischen Ländern wird Homosexualität mit dem Tod bestraft.“ Dagegen gebe es erfreulicherweise erste positive Entwicklungen in Südostasien gegeben: In Taiwan zum Beispiel wurde die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare 2019 geöffnet. Ebenso in Indien, Thailand und Singapur gibt es Ansätze zu mehr Gleichberechtigung.
Auch was die gesellschaftliche Akzeptanz allgemein betrifft, so sieht Rémy Bonny einen positiven Trend. "Selbst in Ländern wie Ungarn und Polen sehen wir, dass die LGBTI*-Community auf mehr Akzeptanz zählen kann.“ Allerdings, so Bonny weiter: "Autokraten suchen nach Sündenböcken für ihre eigene korrupte Politik wie beispielsweise in Russland. Wir sind sehr besorgt und fordern mehr Führungsstärke beim Schutz der LGBTI*-Community!“