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Großeinsatz in New York
Rubrik

Großeinsatz in New York 5.000 Jugendliche und Lehrer wurden evakuiert

ms - 27.03.2023 - 13:00 Uhr

Erneut kam es in den USA zu Drohungen gegenüber mehreren Schulen aufgrund von schwulen Aufklärungsbüchern in den Schulbibliotheken – in den letzten Tagen sorgte dies für zwei polizeiliche Großeinsätze in New York. Dabei wurden rund 5.000 Jugendliche, Studenten und Lehrer aus fünf Schulen innerhalb von einer Woche zweimal evakuiert. Nach Angaben der Ermittler vor Ort waren die anonymen schriftlichen Bombendrohungen sehr ernst zu nehmen. Seitens der Schulbehörde werden die Vorgänge klar als Hassverbrechen eingestuft.

Gay-Buch löste Bombendrohungen aus

In den Drohschreiben wird detailliert erklärt, wie die Schulgebäude in die Luft gesprengt werden sollen, wenn die Schulbehörde nicht Bücher mit schwulen und queeren Themen sofort aus dem Verkehr ziehen würde – explizit erwähnt wird das Buch „This Book Is Gay“ – ein knapp zehn Jahre altes Sachbuch über Themen wie die sexuelle Orientierung, verfasst von einer früheren britischen Lehrerin. Das Buch ist keine Pflichtlektüre, befindet sich seit 2015 in den betroffenen Schulen und wurde in den letzten acht Jahren insgesamt zwei Mal ausgeliehen.

In dem Schreiben wurden die Schulen auch beschimpft, sie würden damit „Grooming“ betreiben – ein beliebter Kampfbegriff, der das zwanghafte Heranführen von Kleinkindern an Homosexualität verzerrt skizziert und dies mit der Förderung von Pädophilie gleichsetzt. Die Drohungen kamen dabei offenbar von derselben Person oder Gruppe von Menschen, verschickt wurden die russischen E-Mails von derselben IP-Adresse, so die Polizei.

Sprengstoffhunde und Spezialeinheit vor Ort

In den Drohschriften war von Rohrbomben die Rede, woraufhin alle Gebäude vom jeweils zuständigen Sheriff's Office inklusive mehrerer Sprengstoffhunde durchsucht worden waren – verdächtiges Material wurde nicht gefunden. „Unser Gefahrguttrupp und die K9-Einheiten arbeiteten mit dem Schulpersonal zusammen, um die Gebäude sicher nach Sprengsätzen zu durchsuchen. Es wurden keine Sprengsätze oder gefährliche Materialien gefunden. Die E-Mail scheint Teil einer Reihe von automatisierten E-Mails aus dem Ausland zu sein“, so die Sprecherin des Monroe County Sheriff's Office. Das FBI hat inzwischen die weiteren Ermittlungen übernommen.

Schüler verharrten über Stunden in Bussen

Die Schüler, die bereits am Morgen unterwegs zur ihrer jeweiligen Schule waren, mussten solange über Stunden in den Bussen verbleiben, während diese in Schleifen im Umkreis der Schulgebäude ihre Runden drehten. Die Schüler, die sich bereits in den Gebäuden befanden, wurden schnellstmöglich von ihren Eltern abgeholt. Nach mehr als zwei Stunden durften die Schüler, Studenten und Lehrer dann wieder in die Bildungseinrichtungen zurückkehren. Einige der Schüler würden sich nach Angaben der Schulbezirksleitung derzeit auch je nach Bedarf in psychologischer Betreuung befinden.

Gay-Community gehört dazu!

Der Superintendant der betroffenen Hilton-Schulen, Casey Kosiorek, erklärte dazu: „Ich möchte den Schülern des Bezirks, die zu dieser Community gehören, sagen, dass sie hier im Central Hilton Central School Distrikt als Schüler in unseren öffentlichen Schulen willkommen sind. Wir lieben sie, wie wir alle unsere Schüler lieben. Es tut uns sehr leid, dass die Debatte um ein Stück Literatur ihnen das Gefühl gibt, dass sie nicht dazugehören und nicht willkommen sind. Und ich bin mir sicher, dass unsere Verwaltung, unser Personal und unser Bildungsausschuss alles in ihrer Macht Stehende tun werden, damit sie sich weiterhin sicher und willkommen fühlen.“

Erst vor kurzem hatte das gleiche Buch im Schulbezirk Iowa für eine Welle von digitalen Angriffen seitens rechtsgerichteter Twitter- und TikTok-Kanälen gesorgt, bis die Verantwortlichen dort das erwähnte Ratgeberbuch tatsächlich aus den Bibliotheken entfernt hatten.  

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