Grausame Folter in der Türkei Konsequenzen nach Foltertod eines 15-Jährigen gefordert
Die Türkei ist geschockt vom grausamen Mord an einem 15-jährigen Lehrling. Arbeitskollegen misshandelten demnach Muhammed Kendirci mit äußerster Brutalität, sodass er Tage später an seinen schweren Verletzungen verstarb. Die Hintergründe der Tat sind noch unklar und reichen von einem „Streich unter Kollegen“ bis hin zu homophobem Mobbing.
Folter mit Hochdruckkompressor
Kendirci arbeitete als Lehrling in einer Tischlerei in der Provinzhauptstadt Şanlıurfa, kurz Urfa, nahe der Grenze zu Syrien. Der 15-Jährige hatte trotz seines jungen Alters eine Arbeit begonnen, um seine Familie finanziell zu unterstützen. Nach Zeugenaussagen war Kendirci ein „ruhiger, fleißiger und verantwortungsbewusster Jugendlicher“. Mitte November wurde Kendirci dann von einem Gesellen und einem weiteren Mitarbeiter der Tischlerei zunächst an Händen und Füßen gefesselt. Anschließend zogen sie dem 15-Jährigen die Hose hinunter und schossen ihm daraufhin mit einem Hochdruckkompressor immer wieder Luft in den Anus.
Die inneren Organe des Jugendlichen wurden dabei sehr schwer verletzt, der herbeigerufene Notarzt leistete noch vor Ort erste Hilfe, bevor Kendirci ins Krankenhaus gebracht wurde. In mehreren Notoperationen versuchten die Ärzte, das Leben des jungen Mannes zu retten, doch sein Zustand verschlechterte sich zunehmend – fünf Tage später verstarb Kendirci an den Folgen seiner inneren Verletzungen.
Hintergründe noch unklar
Die tatsächliche Motivation der Kollegen für diese Tat ist nach wie vor unklar, im Raum stehen mögliche Bestrafungsmaßnahmen, gewalttätige Scherze oder auch Homophobie. Über die tatsächliche Sexualität des 15-Jährigen gibt es keine offizielle Stellungnahme. Der grausame Vorfall erregt derzeit in der ganzen Türkei großes Aufsehen, insbesondere werden dabei auch die hohe Kinderarbeit und die Arbeitsbedingungen thematisiert.
Der Geselle wurde befragt und kurz darauf unter Auflagen zunächst wieder freigelassen – ein Vorgang, der erneut für Empörung in der Öffentlichkeit sorgte, sodass der junge Tatverdächtige schlussendlich nun doch inhaftiert wurde. Die Ermittlungen gehen vom Tatbestand der „vorsätzlichen Körperverletzung mit Todesfolge” sowie von „Folter und Misshandlung” aus. Aktuell werden die Aufnahmen der Überwachungskameras in der Werkstatt ausgewertet, zudem soll die Autopsie weitere Detailfragen klären.
Scharfe Kritik am Bildungsprogramm
Die stellvertretende Vorsitzende der Republikanischen Volkspartei (CHP), Aylin Nazlıaka, kritisierte inzwischen mit scharfen Worten das Bildungsprogramm MESEM, das es in der Türkei ermöglicht, Kinder und Jugendliche als Arbeitskräfte anzustellen. Das Projekt sei dabei nichts mehr als ein „dunkler Ausbeutungsmechanismus, der sich zu einem Kinderfriedhof verwandelt hat.“
Mit dem Foltertod von Kendirci ist die Zahl der Kinder, die im Jahr 2025 im Rahmen des MESEM-Programms in der Türkei ums Leben kamen, auf 16 angestiegen. Andere Jugendliche kamen bei Unfällen mit Pressmaschinen, Gabelstaplern und Stromschlägen ums Leben. „Alle, die versuchen, den Foltermord mit der Ausrede, es sei ein 'Scherz' gewesen, zu vertuschen, Beweise beiseitezuschaffen und glauben, sie könnten der Justiz entkommen, werden die Strafe bekommen, die sie verdienen!“, so Nazlıaka weiter. Es müsse ein Ende haben, dass in der Türkei „Straflosigkeit bei Kindstodfällen faktisch eine politische Linie“ geworden sei.