Folter in Kolumbien Die römisch-katholische Kirche versucht seit drei Jahren, ein Gesetz gegen „Homo-Heilungen“ zu unterbinden
Rund 54.000 Menschen haben inzwischen eine Petition unterzeichnet, die sich gegen die grausamen Konversionstherapien richten, die in Kolumbien nach wie vor mit aller Härte durchgeführt werden. Bereits die Vereinten Nationen stuften die „Heilungen von Homosexualität“ als Folter ein – in dem südamerikanischen Land mit seinen rund 52 Millionen Einwohnern werde die Praktiken dabei nach wie vor mit besonderer Härte vorangetrieben.
Die Macht der homophoben Kirche
Der Begriff der Folter ist hier also mehr denn je angebracht, bestätigt so auch die internationale LGBTI*-Organisation All-Out. Oftmals bleibt es nicht bei Gebeten, sondern vermeintliche Homosexuelle, insbesondere schwule Männer, soll mit Eisbädern, Isolation oder auch Elektroschocks die gleichgeschlechtliche Sexualität ausgetrieben werden. Dazu kommen brutale Exorzismen oder erzwungene Rituale wie stundenlanges Beten, knieend auf Steinböden.
Befeuert werden die Maßnahmen dabei von christlichen Einrichtungen, rund 90 Prozent der Bevölkerung gehört nach wie vor dem Christentum an, 70 Prozent davon sind römisch-katholisch, weitere 20 Prozent sind Mitglieder evangelikaler Religionsgemeinschaften. Die Ablehnung von Homosexualität eint sie alle.
Jahrelanger Kampf für ein Verbot
Seit 2021 kämpft die schwul-lesbische Community in Zusammenarbeit mit internationalen LGBTI*-Verbänden und Menschenrechtsorganisationen für ein Ende der Konversionstherapien. In einem ausführlichen Bericht, eingebettet in die Kampagne „Inconvertibles" (die Unbekehrbaren), wurde landesweit erstmals über die Gefahren dieser Praktiken sowie über die Lebensrealität der Opfer und die Einschätzung von Experten berichtet.
In den darauffolgenden zwei Jahren wurde zweimal ein Gesetzentwurf ins Parlament eingebracht, der ein Verbot der Praktiken einforderte. Im Juni 2023 kam es dann endlich zur ersten Debatte über das Gesetzesvorhaben, obwohl im Vorfeld erneut Kirchenvertreter und konservative Politiker mit aller Kraft versucht hatten, dies zu verhindern. Wieder ein Jahr später im März dieses Jahres erfolgte nun die zweite Debatte und der Gesetzentwurf wurde schlussendlich mit 98-zu-18-Stimmen verabschiedet.
Druck auf den Senat
Nun liegt das Vorhaben beim Senat, der ebenso in zwei Debatten darüber diskutieren wird, bevor die finale Abstimmung erfolgen kann. „Jetzt müssen wir weiter Druck auf die Regierung ausüben, um dieses Gesetz endlich zu verabschieden“, betont All-Out weiter.
Siegessicher stellt die Organisation mit Unterstützung von rund 54.000 Petitionsunterzeichnern zudem fest: „Diese Praktiken basieren auf der überholten Vorstellung, dass Homosexualität eine Krankheit sei, die geheilt werden muss. Obwohl schwule und lesbische Menschen offiziell schon seit vielen Jahren nicht mehr als ´krank´ eingestuft werden, müssen viele von ihnen immer noch körperliches und seelisches Leid ertragen, wenn versucht wird, sie zu ´heilen´.“ In Europa ist nach wie vor jeder vierte LGBTI*-Mensch von Konversionstherapien betroffen, in Deutschland werden sie sogar jedem dritten Homosexuellen nach wie vor angeboten. Weltweit sind die unseriösen Heilungsversuche trotz Verbote in immer mehr Ländern noch immer ein großes Problem.