Direkt zum Inhalt
Folter in Kolumbien

Folter in Kolumbien Die römisch-katholische Kirche versucht seit drei Jahren, ein Gesetz gegen „Homo-Heilungen“ zu unterbinden

ms - 26.09.2024 - 11:00 Uhr
Loading audio player...

Rund 54.000 Menschen haben inzwischen eine Petition unterzeichnet, die sich gegen die grausamen Konversionstherapien richten, die in Kolumbien nach wie vor mit aller Härte durchgeführt werden. Bereits die Vereinten Nationen stuften die „Heilungen von Homosexualität“ als Folter ein – in dem südamerikanischen Land mit seinen rund 52 Millionen Einwohnern werde die Praktiken dabei nach wie vor mit besonderer Härte vorangetrieben. 

Die Macht der homophoben Kirche

Der Begriff der Folter ist hier also mehr denn je angebracht, bestätigt so auch die internationale LGBTI*-Organisation All-Out. Oftmals bleibt es nicht bei Gebeten, sondern vermeintliche Homosexuelle, insbesondere schwule Männer, soll mit Eisbädern, Isolation oder auch Elektroschocks die gleichgeschlechtliche Sexualität ausgetrieben werden. Dazu kommen brutale Exorzismen oder erzwungene Rituale wie stundenlanges Beten, knieend auf Steinböden. 

Befeuert werden die Maßnahmen dabei von christlichen Einrichtungen, rund 90 Prozent der Bevölkerung gehört nach wie vor dem Christentum an, 70 Prozent davon sind römisch-katholisch, weitere 20 Prozent sind Mitglieder evangelikaler Religionsgemeinschaften. Die Ablehnung von Homosexualität eint sie alle. 

Jahrelanger Kampf für ein Verbot

 Seit 2021 kämpft die schwul-lesbische Community in Zusammenarbeit mit internationalen LGBTI*-Verbänden und Menschenrechtsorganisationen für ein Ende der Konversionstherapien. In einem ausführlichen Bericht, eingebettet in die Kampagne „Inconvertibles" (die Unbekehrbaren), wurde landesweit erstmals über die Gefahren dieser Praktiken sowie über die Lebensrealität der Opfer und die Einschätzung von Experten berichtet. 

In den darauffolgenden zwei Jahren wurde zweimal ein Gesetzentwurf ins Parlament eingebracht, der ein Verbot der Praktiken einforderte. Im Juni 2023 kam es dann endlich zur ersten Debatte über das Gesetzesvorhaben, obwohl im Vorfeld erneut Kirchenvertreter und konservative Politiker mit aller Kraft versucht hatten, dies zu verhindern. Wieder ein Jahr später im März dieses Jahres erfolgte nun die zweite Debatte und der Gesetzentwurf wurde schlussendlich mit 98-zu-18-Stimmen verabschiedet. 

Druck auf den Senat

Nun liegt das Vorhaben beim Senat, der ebenso in zwei Debatten darüber diskutieren wird, bevor die finale Abstimmung erfolgen kann. „Jetzt müssen wir weiter Druck auf die Regierung ausüben, um dieses Gesetz endlich zu verabschieden“, betont All-Out weiter. 

Siegessicher stellt die Organisation mit Unterstützung von rund 54.000 Petitionsunterzeichnern zudem fest: „Diese Praktiken basieren auf der überholten Vorstellung, dass Homosexualität eine Krankheit sei, die geheilt werden muss. Obwohl schwule und lesbische Menschen offiziell schon seit vielen Jahren nicht mehr als ´krank´ eingestuft werden, müssen viele von ihnen immer noch körperliches und seelisches Leid ertragen, wenn versucht wird, sie zu ´heilen´.“ In Europa ist nach wie vor jeder vierte LGBTI*-Mensch von Konversionstherapien betroffen, in Deutschland werden sie sogar jedem dritten Homosexuellen nach wie vor angeboten. Weltweit sind die unseriösen Heilungsversuche trotz Verbote in immer mehr Ländern noch immer ein großes Problem.  

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Strafe, weil er CSD zuließ?

Anklage gegen Gergely Karácsony

Der Bürgermeister von Budapest sieht sich mit strafrechtlichen Ermittlungen konfrontiert, weil er die Pride-Parade im Juni 2025 ermöglicht hat.
Vorurteile im Kampf gegen HIV

Religiöser Hass in Uganda

Christliche Kirchen verhindern aus Homophobie in Uganda die Unterstützung von Menschen mit HIV, wie die jüngste UNAIDS-Studie belegt.
Rollback in Arlington

Ende bei Antidiskriminierungsschutz

Die erste Stadt in den USA, Arlington, hat jetzt die LGBTIQ+-Antidiskriminierungsgesetze aufgehoben. Eine Entwicklung mit landesweiter Signalwirkung.
Homosexuelle als Bedrohung

Neue Stigmata in Malaysia

Der größte islamische Jugendverein in Malaysia erklärte homosexuelle Menschen zur Bedrohung und fordert weitere Restriktionen gegen die Community.
Asyl für queere Flüchtlinge

Neues Zentrum in Amsterdam

In Amsterdam soll ein neues Asylzentrum nur für queere Flüchtlinge und alleinstehende Frauen entstehen.
Kontenlöschungen bei Meta

Queere Gruppen und Frauen betroffen

Meta steht massiv in der Kritik, zahlreiche Konten mit queeren Inhalten sowie zu Frauenrechten und Abtreibung gelöscht oder stark zensiert zu haben.
Neue Diskriminierung

Keine HIV-positiven US-Soldaten

Das US-Verteidigungsministerium will HIV-positive Soldaten entlassen. Ob das gelingt, ist derzeit Gegenstand einer juristischen Auseinandersetzung.
Klage gegen Erzbistum Köln

Vorwurf von sexuellem Missbrauch

Ein 70-jähriger Mann hat jetzt das Erzbistum Köln wegen mehrfachem sexuellen Missbrauch in seiner Jugend auf eine Million Euro Schmerzensgeld verklagt
Hassdelikt: Polizei ermittelt

Ein gezielter Tritt gegenLGBTIQ+

Ein Postbote in Belfast wurde entlassen, weil er einen Gartenwichtel in Regenbogenfarben samt Pride-Flagge mutwillig umstieß.