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Eine Regenbogenflagge reichte aus für eine Festnahme
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Florida: bisexuelles Mädchen verhaftet Eine Regenbogenflagge reichte aus für eine Festnahme

ms - 08.07.2022 - 11:30 Uhr

Wie sehr und wie schnell ein LGBTI*-feindliches Gesetz ausarten kann, zeigt jetzt der jüngste Fall aus Florida: Die 13-jährige bisexuelle Rain Johnson wurde bei einer Kundgebung am amerikanischen Unabhängigkeitstag am 04.Juli von Polizisten verhaftet und von ihrer Mutter getrennt, weil sie eine regenbogenfarbene Pride-Flagge schwenkte. Zusammen mit ihrer Mutter Lauren Johnson nahm Rain an einer Pro-Choice-Kundgebung im Munn Park in Lakeland, Florida, teil, um für körperliche und sexuelle Selbstbestimmung zu demonstrieren. Nachdem der Teenager die amerikanische sowie die Regenbogen-Flagge während der Proteste schwenkte, wurde sie von zwei uniformierten Polizeibeamten in Gewahrsam genommen – die beiden Flaggen sowie das Megaphon der 13-Jährigen wurden beschlagnahmt. Ein Video hielt den Zwischenfall fest und zeigt zudem, wie ihre Mutter hinter ihr herläuft und ihrer Tochter zuruft: „Schatz, widersetze dich nicht! Ich bin bei dir! Mama ist direkt hinter dir! Alles wird gut.“

Mehrfach fragte Lauren Johnson die Polizisten, warum ihre Tochter auf einer friedlichen, gewaltfreien Demonstration festgenommen werde – eine Antwort bekam die Mutter daraufhin nicht. Später erklärte die Polizeibehörde auf Rückfrage von NBC South Florida, Rain Johnson habe gegen die neu in Kraft getretene Lärmschutzverordnung verstoßen. Warum deswegen ausgerechnet nur ein minderjähriges Mädchen mit Regenbogenflagge und sonst keine weitere Person bei den Protesten verhaftet wurde, konnten die Beamten nicht beantworten. Rains Mutter Lauren erklärte aufgelöst in einem Statement anschließend: „Als die Beamten um die Ecke kamen, beschlossen sie wohl spontan, Rain zu verhaften. Meine Tochter trug ein Megaphon und rief: Mein Körper, meine Wahl! Dabei war ganz offensichtlich, dass ich ihre Mutter bin. Sie hätten also einfach mir das Megaphon aushändigen können, stattdessen zogen sie es vor, meine 13-jährige Tochter zu terrorisieren.“ Lauren Johnson hat sich inzwischen einen Rechtsanwalt genommen, dieser erklärte nun, dass Rain über eine Stunde lang von der Polizei festgehalten worden sei, ohne dass ihre Mutter sie habe sehen dürfen. Zudem sei Rain Johnson auch ohne Anwesenheit eines Elternteils oder eines Rechtsanwalts verhört worden. Zuletzt bestätigte Rechtsanwalt David Haas auch, dass die Benutzung eines Megaphons nicht anwendbar auf die neue Lärmschutzverordnung sei. Das ganze Verhalten der Polizei sei „überhaupt nicht angemessen“ gewesen.   

Nikki Fried, die demokratische Kandidatin für das Amt des Gouverneurs von Florida, postete nach Rücksprache mit der Familie Johnson ein Video der Verhaftung und schrieb dazu: "Ich möchte, dass jeder sieht, wie Ron DeSantis' Florida wirklich aussieht. 13-Jährige werden verhaftet, weil sie für ihre eigene Freiheit protestieren." Erst vor wenigen Tagen war das neue, sogenannte “Don´t Say Gay“-Gesetz von Gouverneur Ron DeSantis in Kraft getreten. Es verbietet alle LGBTI*-Themen an Floridas Schulen und untersagt dabei auch LGBTI*-Symbole wie die Regenbogenflagge an Schulen – und nun scheinbar auch in der Öffentlichkeit. Rain Johnson ist inzwischen wieder in Freiheit und erklärte nun zusammen mit ihrer Mutter, dass sie in den nächsten Tagen abermals auf eine Demonstration gehen werde. 

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