Diskriminierung in Bayern In der Schule erleben die meisten jungen LGBTI*-Bayern Diskriminierung
Die Ergebnisse einer neuen Studie aus Bayern zeigen nun auf, dass Diskriminierung scheinbar für beinahe alle LGBTI*-Jugendlichen im Freistaat erlebte Realität ist – 94 Prozent gaben an, davon mindestens einmal betroffen gewesen zu sein. Für die Studie „How are you“ des Bayerischen Jugendrings wurden Mitte des Jahres rund 2.000 junge LGBTI*-Menschen online im Alter zwischen 14 und 27 Jahren befragt – fast 70 Prozent der Befragten war dabei im Alter zwischen 18 und 25 Jahren.
Für die Daten wurden allerdings nur Online-Befragungen herangezogen – die Hälfte der Befragten (48 %) definierte sich dabei als trans, nicht-binär oder queer (TNQ), was nicht dem repräsentativen Querschnitt in der LGBTI*-Community oder der Gesamtgesellschaft entspricht. Über die Hälfte der Befragten wählte zudem mehr als eine Dimension der queeren Identität, über ein Drittel zwischen drei und fünf dieser Dimensionen. Laut der Ipsos-Studie von diesem Jahr fühlen sich vier Prozent der Menschen in Deutschland der TNQ-Gruppe zugehörig.
Unterschiedliche Diskriminierungserfahrungen
Die weiteren Daten: Über 93 Prozent definieren sich als homo- oder bisexuell. Rund 40 Prozent der jungen LGBTI*-Menschen leben auf dem Land oder in Kleinstädten, weitere 30 Prozent in Mittel- sowie Großstädten. In Metropolen wie München mit einer Einwohnerzahl von 500.000 Menschen und mehr wohnen gerade einmal knapp 18 Prozent, weniger als jeder Fünfte also.
In den meisten Fällen zeigt sich die Diskriminierung dabei durch einen „institutionellen Ausschluss“, einem „voyeuristisch gesteigertem Auseinandersetzen“ sowie einer „ignorierenden Segregation“, so die Studie weiter. Etwas mehr als die Hälfte erlebte auch sexuelle Belästigung, gefolgt von Beschimpfungen und Beleidigungen.
Am meisten Diskriminierung in der Schule
Wenig verwunderlich, aber leider nach wie vor erschreckend: Am meisten Diskriminierung erleben LGBTI*-Bayern demnach nach wie vor in der Schule (rund 55 %), dicht gefolgt von der Öffentlichkeit und den sozialen Netzwerken an dritter Stelle. Mehr als jeder Dritte (44 Prozent) erlebte Diskriminierung auch in der eigenen Herkunftsfamilie. In der Arbeit indes spielt Diskriminierung nur bei etwa jedem Fünften (rund 18 %) eine Rolle – Ablehnung von Polizei oder Behörden hat nur knapp jeder Zehnte (rund 12 %) erfahren.
Klar ist dabei auch: Je mehr Diskriminierungserfahrungen junge LGBTI*-Menschen gemacht haben, desto niedriger ist ihr Wohlbefinden. Dabei spielt auch die Frage nach wichtigen Bezugspersonen eine Rolle – gibt es mehrere Menschen, mit denen LGBTI*-Personen reden können, fällt auch ihr Wohlbefinden und ihre Resilienz besser aus. Queere oder LGBTI*-Jugendeinrichtungen besuchen im Durchschnitt dabei allerdings gerade einmal knapp 15 Prozent der Befragten, wobei junge Erwachsene in den Städten eher dazu neigen als solche auf dem Land.
Stärkere Sensibilisierung gewünscht
Der Großteil von rund 85 Prozent der Online-Teilnehmer wünscht sich so eine stärkere Sensibilisierung für LGBTI*-Themen an Schulen, Universitäten sowie in der Arbeit. Auch öffentliche Behörden (rund 69 %) oder die Kirchen und Religionsgemeinschaften (rund 53 %) sollten sich mehr für LGBTI*-Themen öffnen.
Resümierend erklärten die Studienautoren, seien die Ergebnisse „zum Teil alarmierend“, vor allem weil sich gerade im Bereich der Diskriminierungserfahrung die Zahlen binnen der letzten zwei Jahre mit Blick auf vergleichbare Studien fast verdoppelt hätten.