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Boykott? Bitte nicht!
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Boykott? Bitte nicht! Nur jeder vierte Deutsche will die WM aufgrund der Homophobie Katars nicht ansehen

ms - 11.11.2022 - 10:00 Uhr

Spätestens nach den jüngsten Äußerungen seitens hoher Vertreter Katars, demnach Homosexualität eine Art von Geisteskrankheit sei, mehren sich die Rufe nach einem Boykott der Fußballweltmeisterschaft. Sowohl zahlreiche LGBTI*-Prominente wie auch Vereine wie der Lesben- und Schwulenverband Deutschland als auch Politiker wie der Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann, haben inzwischen zu einem Boykott der WM aufgerufen. Die Mehrheit der Deutschen selbst sieht dies offensichtlich allerdings anders.

Drei Viertel der Deutschen fordern keinen Boykott

Die neuste, repräsentative Umfrage von Statista Global Consumer Survey zeigt auf, dass nur gerade einmal 27 Prozent der Deutschen für einen Boykott sind und die WM-Spiele deswegen nicht anschauen wollen. Jeweils rund ein Drittel der Befragten hält einen Boykott für falsch oder hat gar keine Meinung dazu. Auch ein Boykott des Turniers durch das DFB-Team lehnt eine Mehrheit von 32 Prozent ab, beinahe die Hälfe aller Befragten (47 %) hält es auch für unsinnig, Marken und Unternehmen zu boykottieren, die das Turnier trotz den jüngsten homophoben Äußerungen weiter sponsern werden.

Die Menschenrechtslage in Katar wird sich nicht ändern

Für den Großteil der Deutschen (45 %) ist dabei durchaus auch klar, dass durch die WM-Spiele das Emirat deswegen nicht toleranter gegenüber Homosexuellen werden wird. Es ist also für die meisten Bundesbürger offensichtlich, dass die Homophobie in der Gesellschaft sowie auch die Haftstrafen oder sogar Todesstrafen für Homosexuelle weiterhin Bestand haben werden. Gerade einmal 20 Prozent der Deutschen glaubt noch daran, dass die WM eine Verbesserung hin zu einem toleranteren Katar bewirken könnte. Ob am Ende der Plan Katars allerdings aufgeht, ein positives Image in die Welt hinauszutragen, bezweifelt ebenso eine deutliche Mehrheit der Deutschen (43 %), gerade einmal 19 Prozent können sich überhaupt noch vorstellen, dass sich die weltweite Reputation des Emirats durch die Fußballspiele verbessern wird. Auch international scheint von einem Boykott die Mehrheit der Fußballfans nichts wissen zu wollen, beinahe drei Millionen Tickets wurden inzwischen bereits verkauft. Damit ist die WM in Katar bereits schon jetzt unter den Top-10 der erfolgreichsten Fußballweltmeisterschaften seit 1954.   

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