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Boy Georges neue Punk-Pop-Art
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Boy Georges neue Punk-Pop-Art Gefeierte Ausstellung seiner Werke in London

ms - 05.11.2024 - 15:00 Uhr

Sänger und Songwriter Boy George (63) hat sich einmal mehr neu erfunden und präsentiert nun seine neue „punkige Pop-Art“-Kollektion, die die Presse bereits als „bahnbrechende Kunstsammlung“ feiert. Eine Mischung aus Ruhm, Anderssein – und Madonna. Zu sehen sind seine Werke in der Castle Fine Art Galerie in Mayfair, London.   

Was sagt Madonna?

Die Queen of Pop spielt für den Culture Club-Frontmann tatsächlich eine große Rolle, denn er gesteht: „Ich würde gerne wissen, was Madonna über mein Bild von ihr denkt. Sie sagt nicht viel, reagiert nicht viel auf das, was über sie gesagt wird, und das ist irgendwie cool. Das ist wahrscheinlich die beste Politik. Aber ich denke, ich habe ihr sehr geschmeichelt“, so der Musiker, der mit Hits wie „Karma Chameleon“ oder „Do You Really Want to Hurt Me“ international berühmt wurde. 

Feier des Andersseins 

In der Tat allerdings hat es Boy George geschafft, eine Ausstellung zu gestalten, die so schwul, so bunt, so humorvoll verrückt und dabei fesselnd abstrakt den Kult der 1980er Jahre feiert, dass es für homosexuelle Männer 30+ tatsächlich eine große Freude sein kann. Er selbst sagt zu seinen Gemälden: „Es ist punkige Popkunst, die sich auf die Popkultur konzentriert. Aber auch um alle meine Jahre des Erwachsenwerdens, von Glam Rock über Punk Rock bis hin zu Elektronik. Es geht um die Reisenden, mit denen ich aufgewachsen bin. Es ist eine Feier, nicht unbedingt nur für LGBTI*, sondern generell für das Anderssein. Etiketten neigen dazu, Dinge einzugrenzen, dabei geht es hier um die menschliche Erfahrung insgesamt.“ 

George, der schon früh zu seiner Homosexualität stand und zu einer der wichtigsten Schwulenikonen der 1980er Jahre wurde, appelliert dann auch an die Magie des Andersartigen: „Seltsam zu sein ist wunderbar. Wir leben in dieser wirklich interessanten Zeit, in der jeder überreizt ist. Sie kommen nicht damit zurecht, was an Ideen auf sie zukommt, an verschiedenen Lebensstilen, ob schwul oder trans oder was auch immer, kulturell, sexuell, spirituell – es passiert so viel. Ich habe es immer genossen, mitten im Dunst von all dem zu sein. Für mich waren das schon immer zwei Seiten der gleichen Medaille. Ich liebe es, ich hasse es! Das kommt auch in meiner Arbeit zum Ausdruck. Es gibt eine Feier, aber auch eine Respektlosigkeit. Ich würde sicherlich nie jemanden dafür verurteilen, dass er anders ist! Und die Menschen sind das Interessanteste am Leben.“

Stress hingegen ist für ihn gerade als Maler nicht hilfreich: „Ich bin sehr entspannt, wenn ich male; ich versuche wirklich, mich körperlich auf das einzulassen, was ich tue. Ich lasse den Fernseher im Hintergrund laufen, aber ich schaue nicht zu.“

Madonna und die Jugend

Und warum noch einmal hegt der Brite so ein Faible für Madonna? „Madonna ist heute viel interessanter als damals. Sie war schon immer interessant, aber aus Sicht der Popkultur ist sie jetzt noch faszinierender. Ich war bei ihrer letzten Show. Ich möchte feiern, wer sie jetzt ist. Sie hat etwas an sich. Sie hat ein Gesicht zum Anmalen.“

Mit Blick auf die heutige schwule Jugend rät der Musiker und Künstler zu mehr Gelassenheit, gerade auch online: „Jeder steht unter dem Druck, besonders interessant zu sein, immer mehr von sich preiszugeben. Das birgt eine gewisse Gefahr in sich. Manchmal postet man etwas, weil man wütend ist oder nicht geschlafen hat, und bereut es kurz darauf. In meinem Fall ist das oft so, zehn Minuten, nachdem ich etwas gesagt habe, denke ich mir: 'Das wollte ich eigentlich nicht sagen'. Es war ein Impuls. Ich habe gelernt, achtsamer zu sein, wenn ich mit Menschen spreche, die ich liebe, oder mit denen ich arbeite. Ich bin mir dessen bewusst. Vor allem, wenn ich mich auch in anderen Kulturkreisen bewege.“

Zufrieden mit sich selbst

Dazu ist Boy George inzwischen auch mit sich selbst im Reinen: „Es macht mir jetzt mehr Spaß, ich selbst zu sein. Ich habe eine Menge der Ängste, die ich früher hatte, abgelegt. Wenn man sich auf eine liebevolle, bewusste Weise ausdrückt, sind die Reaktionen ganz anders. Jemand wie ich hat einen Ruf, der meistens nichts damit zu tun hat, wer ich bin, sondern wer ich in der Vergangenheit war. Ich glaube daran, dass Menschen erlöst werden können.“

Boy George wurde weltweit in den 1980er Jahren bekannt, vor allem mit seiner Band Culture Club und seinem stets extravaganten Erscheinungsbild. Er avancierte zu einem der bekanntesten Pop-Idole der New Romantic, verfiel aber immer wieder auch in Drogenexzesse. Trotz Verurteilungen und Entzügen begleitete ihn seine Heroinsucht viele Jahre lang, 2009 kam er für vier Monate ins Gefängnis, weil er einen Callboy in seiner Londoner Wohnung an die Wand gefesselt hatte – als dieser fliehen konnte, schlug George im Drogendelirium mit einer Eisenkette auf ihn ein. Die Briten wählten ihn 2002 in die Liste der „100 Größten Briten“. Seit rund zehn Jahren wurde es ruhiger um ihn.  

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