Bombendrohung im Krankenhaus Mutmaßliche Täter sind rechtsradikale Gruppen
Aufgrund einer Bombendrohung musste die Polizei diese Woche eine der renommiertesten Jugend- und Kinderklinken Amerikas kurzfristig evakuieren. Das Boston Children's Hospital gilt als eine der wichtigsten Einrichtungen des Landes gerade auch für queere Jugendliche. Die Ärzte beraten und betreuen Kinder, die sich unsicher bezüglich ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer geschlechtlichen Identität fühlen. Die Klinik hat sich dabei in den letzten Jahren vor allem auch deswegen national wie international einen Namen gemacht, weil die Klinikleitung unvoreingenommen und ideologiefrei Eltern und Jugendliche berät. In der Klinik werden dann auch Jugendliche mit Geschlechtsdysphorie nach eingehenden Untersuchungen behandelt.
Allein schon die Behandlung von LGBTI*-Jugendlichen reichte für einige rechte Hassgruppen offenbar aus, um seit Wochen die Klinik, einzelne Ärzte sowie medizinisches Personal direkt, verbal, schriftlich sowie via Mail und über Social Media massiv und radikal zu bedrohen. Dabei soll die Spirale der angedrohten Gewalt immer mehr an Dramatik zugenommen haben, so die Bostoner Polizei, zuletzt gab es auch direkte Morddrohungen an einzelne Klinikmitarbeiter. Eingebettet waren die Angriffe in eine regelrechte digitale Fake-News-Kampagne. Mitte der Woche ging dann eine ernstzunehmende Bombendrohung im Bostoner Kinderkrankenhaus ein. Laut NBC News schickte das Boston Police Department daraufhin sein Bombenteam ins Krankenhaus und durchsuchte die gesamte Klinik – glücklicherweise wurden keine Sprengsätze oder anderweitig verdächtige Gegenstände gefunden.
"Wir sind erleichtert, dass keine Bombe gefunden wurde und dass Mitarbeiter und Patienten in Sicherheit sind", so das Krankenhaus in einer ersten Erklärung. "Wir bleiben wachsam in unseren Bemühungen, die Verbreitung falscher Informationen über das Krankenhaus und unseres Pflegepersonals zu bekämpfen. Wir setzen uns weiter dafür ein, dass das Krankenhaus ein sicherer Ort für alle ist, die hier arbeiten und auch für all jene, die zu uns kommen!“ Der leitende Ermittler der Bostoner Polizei, John Boyle, erklärte, dass die Ermittlungen damit allerdings noch lange nicht abgeschlossen seien. In den letzten Wochen war das Boston Children's Hospital, das auch zu den besten pädiatrischen Einrichtungen des Landes zählt, auch laut Boyle das Ziel von "massiven feindseligen Internetaktivitäten, Anrufen und belästigenden E-Mails mit Gewaltandrohungen gegen Ärzte und Mitarbeiter" gewesen, sodass hier weiter ermittelt werden wird. Nach ersten Recherchen scheint klar, dass vor allem rechtsradikale Gruppen über soziale Medien zum Sturm auf die Klinik aufgerufen hatten.
In den Hetzkampagnen wurde online unter anderem auch behauptet, die Klinik würde geschlechtsangleichende Operationen an Kindern im Alter von zwei oder drei Jahren durchführen. Die Vorwürfe wurden inzwischen eindeutig als Lügen entlarvt. Die Bostoner Klinik legt besonderen Wert darauf, Jugendliche sehr genau, ausführlich und eingehend zu beraten und zu untersuchen, bevor überhaupt eine Behandlung zur Geschlechtsangleichung beginnen kann. Anders als beispielsweise die Tavistock Klinik in Großbritannien bekräftigen die Ärzte in Boston auch immer wieder, dass sehr genau untersucht wird, ob ein Jugendlicher tatsächlich an einer Geschlechtsdysphorie leidet oder nicht. Geschlechtsangleichende sowie genitale Operationen würden frühestens dann ab dem 18. Lebensjahr eines Patienten durchgeführt werden, so die Klinikleitung. Auch nach der Bombendrohung in diesen Tagen reißt die Welle der Morddrohungen indes nach wie vor nicht ab, das Krankenhaus hat deswegen seine Sicherheitsvorkehrungen inzwischen massiv erhöht.