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35 Jahre Queeres Filmfestival
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35 Jahre Queer Film Festival Zeit für das größte deutsche queere Filmfestival

ms - 11.10.2024 - 00:00 Uhr

Hollywood-Regisseur Steven Spielberg hat einmal gesagt: „Kino ist die Kunst, durch die man die Seele in der Dunkelheit leuchten sehen kann.“ So gesehen ist es absolut verständlich, dass ab Mitte Oktober viel Strahlkraft von der Hansestadt ausgeht – das Hamburg International Queer Film Festival (HIQFF) verführt uns im 35. Jahr einmal mehr mit einer spannenden Filmauswahl und hat sich so inzwischen zum größten queeren Filmfestival Deutschlands gemausert mit jährlich rund 15.000 Besuchern. 

Sechs Tage Filme pur

Sechs Tage lang dreht sich einmal mehr alles um Filme, Gespräche, Vorträge, LET’S TALK-Veranstaltungen und natürlich Partys! „Wir sind filmbegeistert und wollen über dieses Medium Menschen zum Nachdenken und in den Austausch über LGBTIQ+-Themen bringen. Mit dem Festival bieten wir eine Plattform, die es queeren Filmschaffenden weltweit ermöglicht, ihre Arbeit öffentlich zu präsentieren. Dabei legen wir Wert darauf, dass möglichst vielfältige Perspektiven und Erfahrungen sichtbar werden. Unser Anspruch ist, uns die Unterschiede und Komplexität von Identitäten und Lebensrealitäten immer wieder bewusst und sichtbar zu machen“, so das Team des HIQFFs. 

Zudem betont die Crew: „Wir geben Raum für Kunst- und Meinungsfreiheit, kritische Debatte und Begegnungen in gegenseitigem Respekt. Damit diese Ansprüche an uns und unsere Arbeit Realität werden, sind wir offen gegenüber unterschiedlichen Positionen. Dabei ist uns bewusst, dass wir auch kontroverse Standpunkte aushalten müssen und diese dann als Anlass für weiteren Dialog nutzen.“ Das Credo ist somit klar: „Das Hamburg International Queer Film Festival ist trans*generational: Es soll ein Raum entstehen, in dem alle voneinander und miteinander lernen können. Besonders mit unserem Schulprogramm wollen wir queere Geschichten jungen Menschen zugänglich machen und Queerfeindlichkeit entgegenwirken.“ 

Vom Studentenseminar zum Festival

Eine spannende Entwicklung, die 1989 seinen Anfang nahm, als ein kleines Team von Studenten der Universität Hamburg ein Seminar zum Thema „Homosexualität im Film“ organisierte. In einer Kooperation mit dem Kino Metropolis entstanden daraufhin im Sommer 1990 die ersten Lesbisch-Schwulen Filmtage, 1995 wurde der gemeinnützige Verein Querbild gegründet, der seitdem Veranstalter der queeren Filmtage ist. 2021 erfolgte die Umbenennung zum queeren Filmfestival.

Ein queeres Roadmovie voller Liebe

Es gibt auch 2024 wieder viele wunderbare Filme zu erleben, sodass eine Auswahl stets nur subjektiv und selektiv sein kann, also sollte sich der interessierte Filmfan unbedingt online einen Gesamtüberblick verschaffen. Zum Eröffnungsfilm sagt Executive Director Alan Cumming: „ASOG ist der Film, den wir gerade jetzt brauchen. Er ist so leidenschaftlich, eindringlich, humorvoll und voller Liebe, dass es aus der Leinwand in die Seele gurgelt. Ich möchte, dass jeder einzelne Mensch, den ich kenne, und viele, viele, die ich nicht kenne, dieses Ding von vernarbter Schönheit und queerer, wilder Freude sieht.“ Der Film erzählt die Geschichte eines besonderen Roadtrips auf den Philippinen. 

Mit „Alles wird gut“ und „Schwarze Früchte“ dürfen wir dann in die Welt von queeren schwarzen Filmschaffenden eintauchen, während in „Desire Lines“ Klischees lustvoll aufgebrochen werden, als Ahmad, ein iranisch-amerikanischer trans* Mann, in die Geschichte der schwulen Badehäuser und Saunen der 1970er und 1980er-Jahre eintaucht – ein hybrider Dokumentarfilm zum Thema transmaskuline Identitäten und schwules Begehren. 

Junge Liebe und die Welt des Ballrooms

Über die erste junge Liebe erzählt uns dann Anthony Schatteman in „Young Hearts“.  Ebenso nicht verpassen sollte man „This is Ballroom“: 60 Jahre nach dem ersten Ball in New York beleben junge queere Performer die Ballroom-Szene Brasiliens neu. Immer einen Blick wert sind auch die Filme von Julián Hernández, beim HIQFF vertreten mit „Dämonen der Dämmerung“, eine wilde Mischung aus durchtanzten Clubnächten, hotten Boys und viel nackter Haut. 

Ein weiteres Highlight wird mit Sicherheit auch „Close to You“ – hier begibt sich Sam vier Jahre nach seiner Transition auf Familienbesuch, in der Hauptrolle Elliot Page. Das HIQFF gibt dabei auch alten Filmperlen eine neue Chance zu Strahlen, in diesem Jahr zum Beispiel Stephen Frears Kultklassiker „Mein wunderbarer Waschsalon“ (1985) oder „Das Wirtshaus im Spessart“ (1958). Die Filmschaffenden dürfen sich zudem auf die Vergabe der drei Filmpreise für den besten Spielfilm (GLOBOLA), die beste Dokumentation (DOKULA) sowie den besten Kurzfilm (URSULA) freuen, wie immer entscheidet das Publikum, wer ausgezeichnet wird. 

Filme mit Statement und Herz

Das HIQFF will nebst guten Filmen auch eine wichtige Botschaft in die Welt hinausgetragen: „Auch im 35. Jahr können wir nicht die Augen vor den Herausforderungen verschließen, mit denen sich queere Communitys konfrontiert sehen. Der zunehmende Druck auf marginalisierte Gruppen und die spürbare Bedrohung durch Rechtsextremismus lassen nur schwer Feierstimmung aufkommen. Gerade jetzt ist es uns besonders wichtig, wieder zusammenzukommen. Lasst uns einander zuhören, miteinander solidarisieren, voneinander lernen, füreinander da sein, gegenseitig stärken und zusammen feiern – als eine Community in all ihrer Vielfalt und Unterschiedlichkeit. Dieses Festival will der Raum dafür sein, über alle Generationen hinweg von den Kämpfen der Geschichte zu lernen und mit neuen Perspektiven den Blick zu erweitern.“

35. Hamburg International Queer Film Festival 

15.-20. Oktober 2024

Kinos: Kampnagel, Metropolis, Passage, 3001 Kino, Rineuto, B-Movie,

Weitere Veranstaltungsorte: bildwechsel, eeden, TagBar in der Kante, 

Alle Filme und Veranstaltungstermine unter: www.hiqff.de

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