Paloma Faith The Architect
Paloma Faith‘ kreative Art und Weise, ihr musikalisches Genie auch visuell umzusetzen kommt nicht ganz von ungefähr. Zu ihrer klassischen Ausbildung als Jazzsängerin gesellen sich noch die Ausbildung zur Tänzerin und ein Master in Theaterregie. Zu den ersten gesanglichen Aktivitäten kommen noch Auftritte in einem Burlesque-Theater hinzu – Teile eines Lebenslaufs, die zulassen, dass Paloma ihre kreative Ader weiter entwickeln kann und diese auch in der Musik nutzt.
Der Erfolg im Heimatland stellt sich mit der ersten Single „Stone Cold Sober“ (2009) ein. Der Song geht in die Top20 Singlecharts, und wird noch überflügelt vom Erfolg der zweiten Single „New York“, die mit Silber geehrt wird. Beide Songs sorgen auch in Deutschland für Aufregung und knacken die Charts. Doch die Briten lieben „ihre“ Paloma ganz besonders, und so gelingt mit dem Debutalbum „Do You Want the Truth Or Something Beautiful“ der Einstieg bis auf Platz 9, 122 notierte Chartswochen und Doppelplatin.
Etwa 2,5 Jahre später stellt Paloma Faith unter Beweis, dass sie keine musikalische Eintagsfliege ist. „Picking Up The Pieces“, die erste Single aus dem zweiten Album, beschwert der Sängerin den ersten Top10-Hit daheim und eine Goldauszeichnung. Als dann das Album „Fall To Grace“ veröffentlicht wird, beginnt ein Sturm auf die Plattenläden und Downloadportale. Ergebnis: Bis auf Rang zwei geht das Werk und heimst ebenfalls Doppelplatin ein. Auf diese Auszeichnung scheint Paloma nun ein Abonnement zu haben – auch „A Perfect Contradiction“, das dritte Album, 2014 veröffentlicht, erhält Doppelplatin.
Mit Spannung wurde daher das neue Album erwartet. Im November erblickt „The Architect“ das Licht der Welt –vorab konnte die Single „Crybaby“ einen ersten Eindruck vermitteln. Paloma bleibt im Prinzip ihren orchestralen Songs treu, die ihren großen Gesang unterstützen. „Crybaby“ mutet sogar fröhlich an – doch der Eindruck täuscht. „The Architect“ beschäftigt sich mit den Problemen und Leider der heutigen Welt. Paloma hält damit ihre Versprechen, dieses Mal nicht über die Liebe zu schreiben. Die ernste Thematik des vierten Albums ist sicher auch auf die Geburt ihres Kindes zurückzuführen und den damit einhergehenden Fragen für die Welt.
Die Vorabsingle „Crybaby“ beschäftigt sich beispielsweise mit der Frage, ob es möglicherweise keine Konflikte mehr auf der Welt gäbe, wenn Männer lernen würden, vernünftig mit ihren Gefühlen umzugehen. Dazu entstand ein düsteres Video mit einer dunklen Sicht auf die Zukunft der Menschheit. In „The Architect“, dem Titelsong des neuen Albums, wendet sich Paloma Faith als Mutter Natur an die Menschheit. Und auch der Brexit wird thematisiert – „Guilty“ erzählt von einem britischen Wähler, der seine Entscheidung bereut.
Paloma Faith klagt aber nicht an mit „The Architect“. Sie sieht darin eher die Möglichkeit, die Probleme der Welt anzusprechen und zum Bessern zu ändern. Ein Wunsch, der sicher nicht erst mit ihrer Rolle als Mutter kam, aber zu diesem Zeitpunkt doch deutlich stärker wurde. Uns präsentiert sie ihre Gedanken als musikalischen Genuss, der unbedingt empfehlenswert ist.